Für einen aufregenden Ausflug muss man gar nicht weit reisen. Nicht einmal zu einem unbekannten Ort. Manchmal reicht schon die richtige Uhrzeit: Aurelia war am Vortag schon am späten Freitagnachmittag in Papas Auto eingeschlafen und schlafend ins Bett getragen worden. Entsprechend wachte sie am nächsten Tag schon um 4 Uhr morgens auf. Als kurz darauf auch Nele – zu ihrer üblichen Zeit – wach wurde, hatte Cari keine Chance mehr, denn beide Schwestern turnten auf ihr herum!

Mein grimmiges „Schschschschsch! Es ist mitten in der Nacht!“ wurde zwar gehört, aber ganz anders interpretiert, als ich dachte. Dazu müsst ihr wissen, dass der beste Freund meiner Mutter und meiner großen Tochter Bäckermeister ist. Vor ziemlich genau zwei Jahren hat er sich selbständig gemacht. Meine Mutter hilft ihm seither fast jeden Sonntag beim Verkauf. Aurelia findet das spannend und fragt mich sonntags oft, ob wir Oma und ihn in der Bäckerei im Kölner Norden besuchen dürfen. Dort bindet sie dann ihre eigene Kinderschürze um, setzt eine wichtige Miene auf und übernimmt für Oma und Herbert das Kassieren. Wechselgeld gibt sie allerdings nur ungern heraus…

Aurelia weiß also, dass Herbert tagsüber Brötchen verkauft, schon sehr früh ins Bett geht und nachts backt. Mein Stichwort „mitten in der Nacht“ erinnerte sie daran und sie schlug vor „Dann lass uns doch zu Herbert fahren und im beim Backen helfen!“ Naja, ich konnte ja ohnehin nicht schlafen, Aurelia war auch definitiv ausgeschlafen, Warum also nicht. In mir schwang die winzig kleine Hoffnung, dass zumindest Cari im Auto wieder einschläft. Also tauschte ich vier Schlafanzüge gegen Tagesbekleidung, holte ich bei meiner Mutter den Schlüssel zur Bäckerei und informierte sie kurz, damit sie nicht dachte, wir seien in die Klinik gefahren. Keiner schlief mir während der Fahrt ein. Nachts durch Köln fahren und noch dazu auf 10 km ganze zwei Rettungswagen, einen Notarzt, zwei Polizeiautos und drei Feuerwehrautos mit Blaulicht und Martinshorn zu erleben, war viel zu spannend für die Mäuse.

Ich der Backstube durften die drei dann auch tatsächlich helfen. Was für ein toller Ausflug, an dessen Ende Aurelia ganz stolz eine Tüte mit noch heißen selbstgeformten, selbstgebackenen Brötchen nach Hause brachte.

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1 thought on “Wer will fleißige Handwerker seh’n?

  1. Mein Großvater war auch Becker, aber nach dem Krieg hatte als Bergmann gearbeitet, das war lukrativer den man bekam Carepakete mit Spezialzuweisung. Aber als er dann frühzeitig in Rente ging, fing er das backen wieder an. So ist auch meine frühste Kindheit mit dem Duft von frisch gebackenen Brötchen verbunden.

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