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Großer Sankt Bernhard Pass

Kaum ein Ausrüstungsstück ist mir so lieb und teuer wie der Zwillingswagen Twinner Twist Duo von TFK. Wir haben die Farbe „Cranberry“. Wer sich – wie ich – mit Obst- und Gemüse-Farben nicht so auskennt, kommt vielleicht eher mit dem Begriff „ratzerot“ zurecht.

Von diesem Hersteller hatten wir schon unseren 16“ Joggster Buggy für Aurelia, der perfekt geländegängig ist. Ein vergleichbares Modell für Zwillinge gibt es leider weder bei TFK, noch bei anderen Herstellern. Ziemlich skeptisch ging ich an den Twinner Twist Duo heran, die kleinen Rädchen wirken sehr pippelig im Vergleich zu den riesigen 16“-Rädern des Einsitzers. Mir leuchtet ja ein, dass für die Stabilität eines Zwillingswagens vorne zwei Räder sein müssen, aber müssen die so klein sein?

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Beim Frühstück im Hotel eingeschlafen

Nur ganz kurz hatten wir den Wagen als reinen Kinderwagen montiert. Nach einigen Wanderungen, bei denen Aurelia zu schnell müde geworden war und ich sie tragen musste, entschied ich mich dafür, den Wagen zum Buggy umzubauen und die Babywannen in den Buggy zu schieben. Das passte genau. So hatte ich unterwegs die Möglichkeit, die beiden Minis in eine Wanne zu legen und Aurelia auf die andere Seite zu setzen. Oder ich trug eines der Babys (deutlich leichter als die Große) während ich Aurelia und das andere Baby schob. Diese – vom Hersteller sicherlich in dieser Weise nicht vorgesehene – Konstruktion hatte im Oktober 2015 in den Alpen den entscheidenden Vorteil, dass wir sowohl an den Babywannen, als auch am Buggy die Dächer hochklappen konnten und auf diese Weise die Zwillinge perfekt gegen den eisigen Wind geschützt waren.

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Ein steiler Pfad – ein Fall für die Fangleine

Die Fangleine haben wir in der Eifel einige Male bei bergab-Strecken eingesetzt. Das Gefühl, mir könnte bergab der Buggy aus den Händen gleiten und in schneller Fahrt den Hang herunter sausen, hat nun etwas den Schrecken verloren. Mit dieser Fangleine würde ich etwa 60 cm nach Beginn dieser Tragödie als lebender Wurfanker hinter dem Wagen hergezogen. Bei meinen aktuellen 80 kg plus Gewicht des Rucksacks dürfte das eine ordentliche Bremswirkung entfalten.

Der Griff lässt sich ganz leicht auf ganz kleine Schieber wie meine Mutter und Aurelia, aber auch auf sehr große Schieber wie Silke einstellen. Die Taschen an den Seiten und in der Lehne nehmen viel Krimskrams wie Windeln, Feuchttücher, Taschentücher, GPS, Ersatzakkus,… auf.

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Gut manövierbar, sogar am Strand

Ich habe mir zusätzlich noch den Flaschenhalter für den Griff gegönnt. Dort finden drei Flaschen Platz, je eine für die Passagiere und eine für die schiebende Mama. Da meine beiden Süßen aber ihre Flaschen lieber vorne bei sich haben, stehen mir für Geldbörse, Smartphone, Kamera,… sogar dann zwei Fächer zur Verfügung, wenn ich tatsächlich in der dritten Tasche (eine hat sogar einen Reißverschluss) mein Getränk transportiere. In das Netz unter den Sitzen passt viel rein, das dann aber nur erreicht werden kann, wenn die Kinder wach sind oder so fest schlafen, dass sie sich vom Hochheben des Rückenteils oder Fußteils nicht wecken lassen. Ein Mummy-Hook (ein riesiger Karabiner) am Griff löst auch das letzte Packproblem bei uns, dort finden immer alle Einkaufstaschen, Fresspakete und Omas Handtasche Platz.

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Auf Pfaden ist er schön schmal

Sehr angenehm sind die Maße des TFK Twinner Twist Duo: er ist exakt so breit wie ein handelsüblicher Rollstuhl, ich komme damit also durch fast jede Tür, in jede Behörde, in jedes Hotel, in fast jeden Aufzug – und meine Mutter kann überall damit Einkaufen, außer bei Lidl. Auch die meisten schmalen Pfade in der Eifel, in der Schweiz und in Italien waren locker damit befahrbar.

Er lässt sich leicht zusammenlegen, selbst mit einem Kind auf dem Arm. Zum Aufrichten muss ich das Kind dann aber doch abstellen, dazu brauche ich zwei Hände. Zusammengeklappt ist er deutlich größer als die meisten Buggys, aber er ist eben auch robuster.

Er wirkt auch auf Außenstehende eher klein. Bei unserem Flug nach Mallorca habe ich gesehen, dass ein weiterer Zwillingsbuggy schon als Sperrgepäck abgegeben werden musste, während wir ihn bis zum Flugzeug mitnehmen durften, auf dem Rückflug wurden vor und hinter uns sogar zwei Zwillings-/Geschwisterwagen als Sperrgepäck ausgesondert und wir fuhren damit bis zur Gangway.

Aus meiner Sicht gibt es nur zwei Schwachpunkte an diesem Buggy: Die Räder und die Bremse.

Die Bremse ist bei allen TFK-Modellen so schwach, dass ich einen TFK-Buggy mit Kind im Hang selbst bei angezogener Bremse festhalte oder mit Steinen/Stöcken sichere. Das ist irgendwie falsch konstruiert, hierzu lese und höre ich auch von vielen anderen TFK-Eltern Klagen. Sie ist nur als Feststellbremse überhaupt verwendbar. Eine meiner Recherchehelferinnen versuchte einmal, sie bei einem Gefällestück einzusetzen und spürte so gut wie keine Verzögerungswirkung.

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Schwachpunkt Räder

Die Vorderräder lassen sich für den Stadtbetrieb frei drehen und im Geländebetrieb fixieren. Für den Transport im Kofferraum lassen sie sich mit je einem Handgriff entfernen. Das ist ziemlich praktisch. Ansonsten ist aber der Wurm drin. Während ich bei erheblich wilderen Strecken die 16“-Räder des Einsitzers kein einziges Mal flicken musste, haben mich die vier Räder dieses Buggys schon einige Male im Stich gelassen. Wenn ich alles korrekt notiert habe, kann ich aktuell von einem Komplettaustausch, elf Flicken, zwei neuen Decken und sieben neuen Schläuchen (vier davon angeblich „unplattbar“) berichten. Was das mit meinen Nerven macht, wenn es unterwegs passiert, brauche ich euch sicher nicht zu erzählen.

 


Der Buggy kostet aktuell um die 650 €, die Babywannen je 140 €, der Babywannen-Adapter 17 €, das Regenverdeck für den Buggy 40 €, für die Babywannen 30 €, Insektennetz/Sonnenschutz 22 €, Fußsäcke je etwa 80 € und der Becherhalter 25 €.


Ich habe den nackten Buggy vom Hersteller zur Verfügung gestellt bekommen. Die Babywannen nebst Umbauset, Regenschutz, Insektenschutz, Becherhalter, Fußsäcke und die Ersatzteile habe ich gekauft.


Stand: Oktober 2016

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