„Grade noch im Garten bei Nieselregen Couscous über dem Lagerfeuer gekocht und bei Minusgraden Stockbrot gebacken – und jetzt schreibt die von einem Thermomix*? Das ist doch bestimmt gekaufte Werbung!“

Du kannst es ruhig zugeben! Das waren doch bestimmt auch die ersten Gedanken, die dir durch den Kopf gingen, oder?

Naja, ich kann es gut nachvollziehen. Ich habe die Dinger jahrelang immer unbenutzt in den Küchen von Bekannten herumstehen sehen. Keine von ihnen hat das Gerät jemals in meiner Gegenwart benutzt. Einige sagten, das sei der teuerste Fehlkauf ihres Lebens gewesen. Andere schworen, vor die Wahl zwischen Ehemann und Thermomix* gestellt, würden sie sich ohne Zögern für den Thermomix* entscheiden.

Nun wollte es aber der Zufall, dass ich in den letzten Wochen gleich zwei Gelegenheiten bekam, das Gerät in Aktion zu erleben.

Erlebniskochen in meiner Küche

Tina hatte wochenlang jeden Tag Fotos von ihren Thermomix*-Experimenten in ihrem WhatsApp*-Status. Die Bilder liefen an mir vorbei, wie die meisten anderen Statusbilder auch. Eines Tages suchte sie jemanden, der ein solches Gerät noch nicht kennt. Das fiel mir in die Augen und ich dachte, ich könnte mich nützlich machen. Also meldete ich mich und sie erklärte, dass sie so begeistert von dem Gerät ist, dass sie überlegt, ins Direktmarketing einzusteigen. Um ganz sicher zu sein, möchte sie aber nicht nur in der eigenen Küche und vor überzeugten Thermomixlern kochen, sondern lieber einen Härtetest vor skeptischen Ahnungslosen. In diese Zielgruppe passen wir genau.

Also haben wir mit zwei Duzend WhatsApp*-Nachrichten alles Wichtige geklärt. Ich musste nur zwei nicht in meinem Haushalt lebende Erwachsene einladen, eine ziemlich lange Einkaufsliste abarbeiten und die Kinder zum Bürgertest schleppen. Schon konnte es losgehen. Naja, nicht ganz, denn zwei Stunden vor dem Kocherlebnis erhielt ich eine Absage aus Köln, aber wir führten Tinas Beratungs-Generalprobe trotzdem durch. Immerhin saßen als Ersatz für den ausgefallenen Gast drei motivierte und kocherfahrene Kinder mit am Tisch.

Jede von uns zog eine Karte. Damit war festgelegt, wer für welches Gericht zuständig ist. Eine prima Idee. Zuschauen schafft zu viel Distanz. Wer in der eigenen Küche selbst Hand anlegen darf, ist eher bereit, ein solches Gerät zu kaufen.

Und schon ging es los – mit dem Nachtisch. Das ist ja richtige Guerilla-Küche! Die Kinder waren begeistert, als Oma mit nur drei Zutaten in fünf Minuten ein köstliches Erdbeereis zubereitete. „Oma kann mit einem Tablet umgehen!“ – „Oma, du musst jetzt immer Eis für uns machen!“ – „Mama, kauf doch die Maschine, damit Oma uns auch ‚mal Mangoeis damit machen kann!“ Hier hätte das Erlebniskochen enden können und wir hätten das Gerät im allgemeinen Freudentaumel vom Fleck weg adoptiert. Für Eis-Fotos war ich leider zu langsam (und das Eis zu lecker), ich konnte nur noch einen Schnappschuss beim Schlecken machen.

Während wir anderen noch feststellten, dass der aus den im Behälter verbliebenen Eisresten und Milch gezauberte Milchshake uns zu laff schmeckte, kletterte unsere Minimaus auf ihr Leiterchen und tippte sich durch die gute Erklärung für die Zubereitung von Käsebrötchen. Dass sie sich bei manchen Zubereitungsschritten die Ohren zuhalten musste, brachte sie nicht aus der Fassung. Ganz allein eine solche Maschine zu bedienen war das Größte für sie. Der Teig kam herrlich weich und überhaupt nicht klebrig aus der Maschine. Schnell waren daraus Brötchen geformt verbreiteten in den folgenden Minuten eine köstlichen Duft.

Währenddessen machte sich die nächste Testerin daran, einen mediterranen Aufstrich zuzubereiten. Sie war vollkommen begeistert von der exakten Waage und den genauen Arbeitsaufträgen. Leider war ihr bis zum Ende nicht klar, was sie da eigentlich zubereitete und wozu es verwendet wird, das tat ihrer Begeisterung für das Gerät aber keinen Abbruch.

Das nächste Gericht erwies sich für uns als Mogelpackung: Ein schneller Eisbergsalat war das, was die nächste Testköchin uns zauberte, ganz sicher nicht. Aber er kam mit einem gekochten Dressing und war superlecker. Sogar noch versoffen am nächsten Tag! Im echten Leben würde ich mir aber niemals so viel Arbeit für einen Salat machen, den außer mir ohnehin niemand in der Familie isst. Nun war es Zeit zum Tischdecken und für den zweiten Gang, also Salat und Brötchen mit Aufstrich.

Mein Part war das Hauptgericht. Reis mit Hähnchencurry. Lecker, aber sehr fummelig und mit viel Gerät und noch mehr Einzelschritten. Da wird Wasser in den Topf gefüllt, der Reis darüber in ein Körbchen gelegt und gedünstet. Darüber wird der Deckel gelegt und ein großer Behälter aufgesetzt, in den das Gemüse gelegt wird. Darauf wiederum wird ein Zwischendeckel gelegt, auf den ich erst Backpapier, dann die Hähnchenwürfel legte. Ganz oben dann ein Deckel. Der Reis wird zur Seite gestellt, das Gemüse mit dem Fleisch nochmal in den unteren Topf umgetopft. Puh, das waren aber deutlich mehr Gerätschaften, als wenn ich einfach nur in dem einen Topf Reis aufgekocht und zum Ziehen beiseite gestellt hätte, während ich in einem zweiten Topf auf der bereits heißen Platte das Hähnchen anbrate und das Gemüse dazu werfe. Es war zwar schmackhaft, aber nach dem ganzen Hin- und Her nicht mehr richtig warm. Und gebratenes Fleisch wäre mir persönlich lieber gewesen als gedünstetes.

Den Abschluss bildete das Vorspülen. Leute! Wo ist die Zeitersparnis, wenn so ein Gerät zum VORspülen länger braucht, als wenn ich drei Spülbeckenladungen voll dreckigem, eingetrocknetem Geschirr von Hand spüle? Ich muss den Topf ja aus dem Gerät nehmen, mit Wasser und Spülmittel füllen und dann nach Abschluss des VORspülvorgangs noch den Rand und den Deckel spülen und alles zusammen abtrocknen. Das Rätsel dieser Zeitersparnis erschließt sich mir (noch) nicht. Ist es vielleicht so, dass ich den Topf von Hand gar nicht sauber bekäme???

Probekochen in einer fremden Küche

Der Zufall wollte es, dass ich ein paar Tage später in einer fremden Küche vor einem anderen Thermomix* stand und zu einem Dattel-Curry-Dip, einer Currywurst und dem bereits bekannten Erdbeereis eingeladen wurde.

Der Dattel-Curry-Dip war schnell gemacht und schmeckt erstaunlich gut. Die Menge ist aber (wie auch bei dem Tinas mediterranen Aufstrich) so bemessen, dass es für einen normalen Haushalt zu viel für eine Mahlzeit ist.

Die so gewonnene Zeit verbrachten wir dann aber damit, der Maschine beim Vorspülen zuzuschauen.

Von dem Gerät überzeugen wollte sie mich mit der Currywurst. Das kann aber nicht gelingen, wenn das Gerät gar nicht richtig brät. Am Ende der Bratzeit waren die oberen Wurstscheiben zwar gar, aber nur gedünstet. Die untersten Scheiben hingegen hatten – ich formuliere es mal freundlich – deutliche Röstaromen. Nun wurden die Wurstscheibchen aus dem Topf gepult und die Currysoße zubereitet. Währenddessen erkaltete die Wurst. Auch die Aufwärmminute mit der Currysoße im Topf konnte sie nur knapp über Zimmertemperatur aufwärmen. Nein, nicht überzeugend, ich mag lieber heiße als laue Hauptmahlzeiten.

Während wir die Currywurst aßen, zeigte mir die Maschine beim nächsten Vorspülen, was sie macht, wenn man sich nicht sklavisch an die Anweisungen hält. Nimmt man statt einem Tropfen Spülmittel zwei, schäumt es aus dem Topf heraus und die gesamte Maschine nebst Arbeitsplatte ist versaut.

Meine Gastgeberin versorgte mich beim Eisessen auch mit Hintergrundinfos und einem Einblick in die große Welt der Rezepte auf Cookidoo*. Das ist die zum Gerät gehörige App, die extra bezahlt werden muss. Schmunzeln musste ich bei ihrer Liste der offiziellen Argumente für einen Thermomix*, die mich allesamt nicht beim Geldbeutel packen und zur sofortigen Bestellung veranlassen:

Gründe für einen Thermomix* – bei den beiden Kochproben unter die Lupe genommen:

  • optimale Zeitersparnis: Nee, um ein Hauptgericht, zwei Vorspeisen und einen Nachtisch zuzubereiten, brauche ich normalerweise deutlich weniger als drei Stunden. Selbst wenn ich es allein und ohne Erklärungspausen machen würde, müsste ich dennoch sicherlich gut zwei Stunden einkalkulieren.
  • schnell zubereitete Gerichte: Das mag bei einigen wenigen Gerichten wie z.B. dem Eis gelten. Wenn ich aber sehe, dass bei dem Salat alles schon vorgeschnitten sein musste, dann nur etwas mehr zerkleinert wurde und ich die immer noch zu groß gebliebenen Salatstücke dann doch von Hand zerkleinern musste, kann ich kein „schnell“ erkennen.
  • Allround-Maschine: Nee, braten kann das Ding nicht! Und heiße Hauptgerichte auch nicht. Schnittlauch und Eisbergsalat zerkleinern schon mal gar nicht.
  • perfekte Einkaufsplanung in der App: Kann ich nicht abschließend beurteilen, kam mir aber anhand der langen Listen, die Tina mir schickte, nicht wirklich perfekt vor.
  • Entlastung für Familien: Wer in der Familie wird entlastet? Dieses Verkaufsargument verstehe ich nicht einmal.
  • über 70.000 Rezepte aus aller Welt: Tja, das ist ja wohl eher ein Werbetrick. In der App gibt es zwar 79000 Rezepte aus aller Welt, aber nur für denjenigen, bereit ist, dafür pro Jahr 49 Euro zu bezahlen und der alle Sprachen der Welt versteht. Denn ein großer Teil der Gerichte ist gar nicht in Deutsch, sondern in Englisch, Französisch, Türkisch,…
  • kein anbrennen und überkochen mehr: (das A und das Ü müssen übrigens groß geschrieben werden, sagt die Erbsenzählerin in mir) Gelogen! Die Wurst ist angebrannt und bei einem Spülvorgang schäumte es auch so über, dass die ganze Brühe außen an der Maschine herunter lief.
  • Gelinggarantie: Das trifft nicht zu. Sonst wären Tinas grobe Stücke des Eisbergsalats alle gleichmäßig zerkleinert worden. Sonst wären bei der Currywurst die Wurststücke garantiert gelungen, sprich: alle gleichmäßig gebräunt gewesen.
  • Küche bleibt sauber: Nö! Bei beiden Kochaktionen sah es genauso aus, wie es aussehen würde, wenn ich mit zwei Töpfen kochen würde.
  • keine Küchenutensilien: Doch! Vielleicht wird die Waage eingespart. Aber ich brauche trotzdem noch Messer, Brettchen, Messbecher, Schaber, Löffel, Backpapier, etc.
  • alle Gerichte mit Nährwertangaben: Mag sein. Ist mir aber egal und ist ja kein Verkaufsargument für das Gerät, sondern nur für die Rezept-App. Das habe ich ja bei anderen Rezepten aus Kochbüchern und Internetplattformen auch.

Mein Fazit:

ist nur ein Zwischenstand: Einige Funktionen und Gerichte haben ihre Wirkung auf mich gehabt, andere gar nicht.

Das schnelle Eis ist ein gutes Kaufargument, denn daran scheitert meine bisherige Küchenmaschine kläglich. Aber vielleicht würde es dafür auch reichen, mir einen hochwertigen Pürierstab zu kaufen. Die Teigzubereitung klappt darin auch deutlich besser als von Hand, mit der Küchenmaschine oder damals im Brotbackautomaten.

Die anderen Gerichte waren ganz nett, bringen mich aber nicht in Kauflaune. Wenn es die Möglichkeit gäbe, sich ganz in Ruhe in der eigenen Küche einige Wochen lang an den verschiedensten Gerichten zu versuchen, könnte meine Meinung noch kippen, z.B. wenn ich etwas wirklich Heißes damit hinbekäme.

Habt ihr einen Thermomix*? Falls nein: warum nicht? Falls ja: warum? Welches Modell? Und wie sind eure Erfahrungen?

Der leckerste versoffene Salat seit Jahren!

*Werbung? Ja, durch Nennung von Firmennamen und Produkten. Aber ohne Gegenleistung. Ich habe weder etwas dafür erhalten, dass ich die Geräte ausprobiert habe, noch für diesen Blogartikel.

7 thoughts on “Entdeckt und ausprobiert: Der Thermomix TM6

  1. Nein ich habe keinen. Ich habe aber schon mal mit meiner Freundin aus Kerken ihren benutzt. Sie nutzt ihn viel, aber nur für Teile der Mahlzeit, häufig Saucen. Ein Vorteil für sie ist, das die Rezepte alles minutiös vorgeben und sie oft Gewürze oder Kombinationen vorgeschlagen bekommt. die sie selber nicht genutzt hätte. OK das hätte man aber auch wenn man sich sklavisch an Rezepte aus dem Netz, ohne Thermomix, hält. Sie sagt Kochen und häckseln ist super, aber alles was mit Braten oder Dünsten zu tun hat eher nicht.
    Ich habe auch ein neues Helferlein, was man vielleicht nicht zwingend benötigt, einen Reiskocher, aber wir essen viel Reis und dort kann er wirklich nicht anbrennen.
    Wichtiges Utensil bei mir ist mein Pürrirstab. Somit würde ein Termomix ggf einige Geräte ersetzen….aber ein Gewinn wäre es für mich nicht. Auch wenn der Reiskocher einen festen Platz hat, alles andere kann ich wegräumen und für einen Thermomix bräuchte ich einen zusätzlichen Platz.

  2. Liebe Ingrid,

    ich habe einen Thermomix TM6 und ich leihe ihn euch gern für sechs Wochen aus, um alles auszutesten, was euch Spaß macht! Kann ich nächste Woche Dienstag Abend mitbringen.

    Ich lebe seit 15 Jahren mit Thermomix, lange glücklich mit einer überholten TM2, und habe mich dann vom TM6 überzeugen lassen. Fazit: Vorspülen kann ich besser, Pizzateig die TM6. Gulasch gehört bei mir auf den Herd.

  3. Ich lebe lieber im Tal der Ahnungslosen getreu dem kölschen Grundgesetz: Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet.
    In manchen Fällen ist das ein Trugschluss, wie bei der geerbten Tiefkühltruhe. Wie habe ich gelebt ohne Tiefkühltruhe?
    Bei anderen Kann-Option, wie bei der geerbten Mikrowelle. Für zwei Tage kochen und die 2. Hälfte am nächsten Tag kurz heiß machen, ok, geht aber auch im Pott. Kaufen würde ich die nicht.
    Ich habe mal eine Küchenmaschine besessen, sogar benutzt, Für Frikadellen, Teig und gelegentlich mit dem Mixer-Aufsatz für Fruchtjoghurt. aber als sie das Zeitliche gesegnet hatte nie ersetzt.
    Zum Thermomix habe ich mir so gedacht, dass man zwischen zwei Gängen ja wohl mal spülen müsste. Und im Gedenken an die Küchenmaschine wäre mir das denn doch zu viel Aufwand gewesen. Der passt ja nicht in die Spülmaschine.

    1. Ja meine erste MW war auch ererbt…aber die wurde so häufig benutzt dass ich sie nach dem Abbleben ersetzt habe, ebenso die Brotschneidemaschine. Bei der Friteuse war es anders, die habe ich auch von meinen Großeltern geerbt, aber an einen Ersatz habe ich nicht gedacht. Der neue Reiskocher ist echte Quengelware aber ist in den letzten Tagen schon oft zum Einsatz gekommen. Er ist energieeffezienter als ein Topf und auch die Qualität des Produktes wird besser….subjektiv.

  4. Also ich habe den MC von Lidl…Kann man definitiv haben und ich möchte ihn nicht mehr missen.bin im Nachhinein jedoch foh mich damals gegen den TM entschieden zu haben. Zu teuer für wenn man es nicht ständig nutzt.

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