Für meine Recherchen in Tunesien benötigte ich einen Geländewagen. Zwar hatte mir Stephs Landy immer gut gefallen, dennoch sah ich mich 2003/2004 auch bei Nissan, Jeep und anderen Marken um, machte Probefahrten, las Kritiken und diskutierte mit Fahrzeughaltern. Es half nichts. In meinem Herzen ist nur Platz für einen Geländewagen: den Landy = Land Rover Defender Station Wagon 110.
Natürlich versuchte ich das sachlich zu erklären: Eine bessere Verschränkung im Gelände bietet kein anderes Fahrzeug (außer dem 90er, der aber zu klein ist).
Ich versuchte es finanziell zu erklären: Die Mitbewerber waren durch die Bank deutlich teurer als der Landy.
Aber ganz ehrlich: Es war einzig und allein eine Entscheidung des Herzens. Der oder keiner! Es musste ein Landy sein.
Dieses 50 Jahre alte Design spricht mich einfach an, lässt mein Herz vibrieren. Dadurch hat das Fahrzeug zwar einen CW-Wert wie eine Schrankwand. Aber schaut euch doch ‚mal die ersten erkennbaren Autos an, die eure Kinder malen: es sind Landys! Kantig, kastig, klasse!
Macken hat der Landy viele: Die Spaltmaße sind im modernen Fahrzeugbau unübertroffen, es gibt mehr potentielle Wassereintrittsstellen als Nieten, die Scheibenwischer sind winzig, der Lärm im Innenraum enorm, er säuft wie ein Loch. Alles piepegal. Nur im Landy habe ich ein echtes 4×4-Feeling, auch wenn ich schon etliche andere Geländewagen gefahren bin. Mir hat daran sogar das Schrauben und Ausgraben Spass gemacht!
Treu hat er mich während meiner Recherchen in Tunesien begleitet. Ich habe ihn mit Dachgepäckträger, Reserveradträger, Unterfahrschutz und Kotflügelverstärkungen von Ex-Tec wüstentauglich machen lassen und mit einem Dachzelt zum Expeditionsmobil aufgerüstet. Der riesige Kühlwasserkreislauf brauchte im Winter zwar ewig, bis es im Fahrgastraum warm wurde, dafür mussten wir aber nie mit kochendem Motor irgendwo anhalten. Nicht einmal, als wir auf der Suche nach einem Artesischen Brunnen den Motor so heiß laufen ließen, dass die laut GPS gefahrenen 4 km auf dem Kilometerzähler im Tacho als 18 km angezeigt wurden und das Wasser in unseren Wasserflaschen im Fußraum heißer war als der Tee in meiner Thermoskanne. Als Ende 2011 feststand, dass ich auf absehbare Zeit nicht mehr in Tunesien recherchieren würde und sich teure Reparaturen häuften, ließ ich mich bequatschen, ihn zu verkaufen. Das bereue ich bis heute.
Das Fahrzeug wird nicht mehr produziert, ich kann also keinen aktuellen Neupreis nennen. Ich habe damals etwa 27.000 € (ohne Ausbauten und Dachzelt) gezahlt.
Er hat mich sieben Jahre durch den Alltag und die wüstesten Wüstenrecherchen begleitet.
Stand: September 2016