Einer der wildesten Tage der Sommerferien führte uns nach Brühl-Schwadorf. Wir trafen uns mit Aurelias Freund Leo und dessen Vater auf dem Parkplatz und gingen zusammen zu einem ehemaligen Schrebergarten, der für die nächsten acht Stunden unsere Wildnis-Insel inmitten der Kulturlandschaft werden sollte.

Der Wildnistrainer Markus erwartete uns schon im Naturcamp Brühl. In dem lustig knisternden Feuerchen unter dem Fallschirmdach entdeckte ich sofort eine kohleschwarze Metallkanne. Ob sie wohl Kaffee enthielt? Als wir näher kamen, bestätigte meine Nase diese Vermutung. Wie schön! Lagerfeuerkaffee – so darf ein wilder Tag gerne beginnen.

Nach der kurzen Vorstellungsrunde stand ein Rundgang über das 850 Quadratmeter große Gelände an. Versteckte Unterschlupfe, ein natürlicher Kühlschrank und das gepflegteste Klohäuschen der Region wurden genauestens erkundet. Besonders die verschiedenen Muster-Lagerfeuer weckten unser Interesse und die Kinder hofften, dass die Unterschiede Vor- und Nachteile im Laufe des Tages erklärt würden. Mein Einwand („Sonst erkläre ich es euch zuhause!“) wurde mit einem knappen „Nee, wir lassen es uns lieber von einem Wildnismann erklären!“ weggewischt.

Unsere erste Aufgabe war simpel erklärt und schwierig umzusetzen. Wir wurden in zwei Dreierteams eingeteilt und sollten (ohne vorherige Anleitung aus der Intuition heraus) mit einer Plane, zwei mannshohen Stöcken und etwas Kordel eine Notschlafstelle für unser Team bauen. Während ich noch „welch ein Luxus! Nicht nur Stöcke und Laub, sondern eine Plane und Schnur“ dachte, waren alle anderen schon mit Konstruktionsgesprächen beschäftigt. Das andere Team war schnell fertig, es hatte in die Höhe gebaut, immerhin war ja Sommer.

Nele und Cari zogen eine bodennahe Bauweise vor, sie wollten sich hinten unter die Plane kuscheln. Ich sollte mich als Windschutz vor die beiden legen und meine Jacke sollte als Eingangstür eingesetzt werden. Sogar an eine geschnitzte Kerbe im Holz wurde gedacht, damit die Kordel auf der richtigen Höhe fixiert werden konnte. Ja, das würde gut funktionieren, schätze ich.

Frische Luft macht hungrig, also bereiteten wir als nächstes den Lagerfeuer-Eintopf vor. Alle packten ihre Taschenmesser aus, um die frischen Zutaten zu schnippeln.

Während die Suppe im Topf köchelte, erklärte uns Markus, wie wir im Notfall einen Wasserfilter aus einer leeren PET-Flasche bauen können. Leider haben wir die Reihenfolge von Sand, Kiesel, Watte, Kohle, Küchenrolle und Gras nicht notiert und mich lässt das Gefühl nicht los, mindestens eine Zutat vergessen zu haben. Nicht einmal der Blick auf unsere Fotos bringt Gewissheit. War das unten Watte und oben Küchenrolle oder andersherum? Ist das wichtig? Hätten wir sowas im Notfall dabei?

Gemerkt haben wir uns nur, dass das Wasser auch nach etlichen Filtervorgängen noch trübe hindurch floss. Das weckte nicht eben unser Vertrauen. Ich bleibe lieber bei den guten alten Entkeimungstabletten, die mir in Asien und Afrika so manch einen Durchfall ersparten. Zur Sicherheit haben wir uns zwischenzeitlich einen Lifestraw* bestellt, den uns der Wildnis-Coach empfahl und der wohl eine bessere Filterleistung hat.

„Die beste Suppe der Welt!“ stellte Cari ganz trocken fest. Alle schauten von ihrem Teller auf. „Ja, was?!“, fuhr sie fort, „Lagerfeuersuppe ist immer die beste Suppe der Welt!“ Keine Widerrede, alle schmatzten, schlürften und genossen.

Nele hatte derweil entdeckt, dass ein simpler Rest der Schnur sehr kreativ bei der Bändigung langer Haare eingesetzt werden kann.

Die Frage, wie wir denn das Feuer für die Lagerfeuersuppe anzünden, wurde nach dem Essen beantwortet. Wir sprachen über den richtigen Zunder, Anzündetechniken und das Füttern der Babyflamme. Nur leider nicht über die verschiedenen Möglichkeiten zum Aufbau eines Lagerfeuers.

Wie gelingt es euch ohne Feuerzeug/Streichhölzer?

Dreht ihr einen Stock? Nehmt ihr einen Drillbohrer, Feuerstarter oder Feuerstein & Stahl? Oder nutzt ihr die Hightech-Variante mit Batterien? Uns will es mit dem Stock gar nicht gelingen, am leichtesten geht es mit Feuerstarter bzw. Stein & Stahl.

Und welchen Zunder verwendet ihr?

Hier wurden uns Zunderpilz, Watte und Baumwollkohle vorgestellt, mit denen es auch irgendwie klappte. Ansonsten nehmen wir gerne Birkenhaut, den Featherstick, Distelflugsamen und entzwirbeltes Hanfseil. Vor den Batterien fürchteten die Kinder sich sogar.

Das intuitive Bogenschießen begann mit einer kurzen Erklärung, denn wir kannten vorher nur handgefertigte Bogen aus Holz. Diese hier waren kunterbunt und hatten einige Extras. Besonders lustig fand Nele den Bogen mit der Exzenterrolle. Bevor ich ihr die Funktion eines Flaschenzugs erklären konnte, äußerte sie den Wunsch, das Harfespiel zu erlernen ;o)

Die Kinder kamen prima mit allen Bogen klar – die Erwachsenen mit keinem davon! Fehlte es uns an Gelassenheit oder war das zu viel Technik am späten Nachmittag? Ich weiß es nicht. In den Schießpausen wurde ich dann sogar mit selbst gepflücktem und selbst gebrühtem Brennnesseltee überrascht. Köstlich!

Nach dem Bogenschießen konnten die Kinder nicht fassen, dass der Wildnistag schon zu Ende war. Schon? Ja, die acht Stunden vergingen wie im Flug, weil sie die perfekte Balance zwischen Spannung, Konzentration und Entspannung umfassten. Jede einzelne Aktivität hätte gerne eine Stunde länger sein können, ohne bei den Kindern Langeweile hervorzurufen. Aber dann hätten nicht so viele schöne Tätigkeiten in den Tag gepasst. Offen geblieben ist allerdings die Frage nach den Lagerfeuerarten, die wir nun doch zuhause klären müssen.


Infos:

Ein solcher 8-stündiger Familienerlebnistag kostet für Kinder 55 € und für Erwachsene 119 €.

Deshalb denken wir nun über ein ganzes Eltern-Kind-Wochenende nach, bei dem wir für einen Erwachsenen und ein Kind sogar mit Übernachtung nur 169 €, für jedes weitere Kind 79 € zahlen würden.

Ach ja, und der Kindergeburtstag wurde sofort ins Auge gefasst: 3 Stunden 20 € je Kind, 4 Stunden 25 € je Kind (mit Bogenschießen jeweils 5 € mehr).

Die Angebote im Naturcamp Brühl und Fotos der drei Trainer Markus, Marc und Piet findet ihr unter www.naturcamp-bruehl.de

*Werbung? Ja, durch Nennung von Firmennamen und Produkten. Für den Blogbeitrag erhalte ich keine Gegenleistung. Wir haben das Programm voll bezahlt, aus eigener Tasche und aus voller Überzeugung.

2 thoughts on “Ausflugstipp: Naturcamp-Brühl

    1. Ich habe aber inzwischen noch etwas viel wilderes für uns entdeckt. Das Wildnis-Camp in Dahlem von Uwe Belz. Immer noch nicht so wild, wie ich es aus Kanada und Wales kenne, aber mit mehr Platz, mehr Natur, mehr Wildnis. Dort habe ich uns jetzt für ein Mutter-Kind-Camp angemeldet und liebäugele mit einem Erwachsenen-Kurs.

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