Erwischt!
Heute waren Oma und Nele vor uns wach, sie erwischten uns mit der Kamera noch schnarchend im Bett. Nachdem Nele über Cari hinweg auf meinen Rücken geklettert war, waren wir alle schnell wach und der täglichen Recherche stand nichts mehr im Weg. Es ging wieder an den Cisa-Pass, diese Region gehört zu meinen Favoriten auf der Via Francigena.
Einige Strecken waren wandernd,
einige radelnd zu erledigen.
Ich schreibe den Führer ja nicht nur für Fußpilger, sondern auch für Pilger, die mit dem Rad oder gar mit dem Pferd bzw. Esel unterwegs sind.
Gegenstand des Tages ist mein Lastenesel, mein Velodeville Fahrrad. Es fährt manchmal mit Strom, das hilft mir steile Berge hinauf, besonders im Anhängerbetrieb und bei totaler Erschöpfung am Nachmittag und Abend. Es hat nun schon drei Alpenüberquerungen und zwei Appeninüberquerungen hinter sich. Dabei musste es oft auch noch den KidsTourer Fahrradanhänger ziehen und das nicht nur auf Straßen, sonder auch über Stock und Stein, durch Matsch, Geröll und Furten. Es hat schon einen Austauschmotor und mehrfach neue Bremsbeläge erhalten. Aktuell ist es aber gut drauf und braucht nur einen Besuch in der Waschanlage, um gefühlte 20 Pfund getrockneten Matsch abzuspülen.
Im Cisa-Pass-Café legte ich noch schnell in paar Bücher ins Regal. Am Vortag hatte ich alte Bookcrosserin nämlich entdeckt, dass es dort und in der Pilgerherberge unterhalb des Passes Büchertauschregale gibt.
Am Pass neu hinzugekommen ist ein „Tor zur Toskana“. Das zeigt mir einmal mehr, dass diese Pilgerroute immer mehr für touristische Zwecke ge-(und miss-)braucht wird.
Weiter im Süden ist es noch deutlicher. Überall gibt es Schriftzüge mit „Via Francigena“, der Pilgerweg wird heftig vermarktet. Leider nicht immer zum Vorteil der Pilger. Manche Pilgerherberge ist mit Gruppen von Möchte-Gern-Pilgern ausgebucht, die nur ‚mal eben Samstagnachmittag bis Sonntagvormittag ein paar Kilometer auf der Pirlgerstrecke gehen. Jedes zweite Lokal wirbt mit Pilgermenüs. Sie sind nicht unbedingt sehr viel günstiger als andere Gerichte auf der Speisekarte, einige Pilger berichteten mir aber davon, dass es wohl immer dasjenige Gericht war, das der Koch endlich aus der Küche haben wollte.
Das Rad wartete brav am Ende der Wanderetappe
Zurück an meinem Fahrrad startete ich nach Pontremoli.
Im ganzen Ort sind kunstvoll bemalte Sitzbänke zu finden. Leider konnte mir keiner der Angesprochenen sagen, welche Idee oder welches Projekt dahinter steht.
In Pontremoli fand ich dann eine Kirche, in der es echte Kerzen gibt. Nach der Enttäuschung meiner Facebook-Leute über die elektrischen Kerzen im Petersdom habe ich nun in Pontremoli für jeden eine Kerze entzündet, der mich darum gebeten hatte. Ich halte Gott für großherzig genug, dass er die mit für den Petersdom mitgegebenen Wünsche dort auch mit Elektrokerzen vernommen hat. Zur Sicherheit für dich Kerzengläubigen nun aber noch einmal Wachskerzen, die ER bestimmt auch in solch einem kleinen Gotteshaus am Fuße des Gebirges ebenso gut wahrnimmt, wie in seiner riesigen Hauptkirche im Vatikan.
Auf dem Agriturismo hatten sich Aurelia und die Minimäuse mittlerweile mit den Eseln angefreundet, die ebenfalls auf dem Bauernhof lebten. Nele war kaum im Wagen zu halten, wann immer sie auch nur in die Nähe der Weide kam.
Meiner Mutter blutete das Herz, weil alle Kühe frei liefen, nur eine recht junge im Stall stehen musste, obwohl sie gesund aussah. Der Grund war so einfach wie logisch: abends fuhr ein kleiner Viehtransporter aufs Grundstück und nach einer halben Stunde wieder fort.
Danke für die Kerzen, eine *EchtKerzenGläubige*
Such dir eine der Kerzen aus, ich habe sie alle erst angezündet und ihnen dann gemeinsam vorgelesen, für wen sie sind.