Tür 20 ist die Tür zum Spielzimmer.

Dieses Zimmer hatte schon sehr viele Namen und Funktionen. Nach dem Hausbau 1952 befanden sich hier zwei Zimmer, in denen meine Tante und mein Onkel lebten. Nach deren Auszug waren es Wohnzimmer und Hobbyraum für meine Eltern. Anfang der 1970er Jahre, nach dem Tod meines Vaters, ließ meine Mutter die Zwischenwand herausreißen und hatte auf diese Weise ein großes Ess- und Wohnzimmer geschaffen. Als solches benutzten unsere Mieter ab 1981 und ich ab 1991 auch.

Beim großen Umbau 2000-2002 blieb dieses schön große Zimmer irgendwie außerhalb meiner Planungen. Es wurde weder umgebaut noch umgewidmet, war daher eine ganze Weile das einzige bewohnbare Zimmer auf der Baustelle. Dieser Bau hat mich damals schwer mitgenommen. Ursprünglich sollte er von zwei vollen Gehältern finanziert werden. Nach meiner Erkrankung, dem Auszug meines Mannes und meiner Versetzung in den Ruhestand stand ich plötzlich mit einem Ruhegehalt von 41 % meiner Bezüge da. Entsprechend musste ich sehr viele Arbeiten in Eigenleistung machen bzw. zu Ende bringen, um mich nicht völlig zu verschulden. Das zog sich entsprechend in die Länge, aber ich wohnte tapfer weiter in der Baustelle, in diesem Zimmer. Egal wie hundemüde ich abends auf meine Matratze gefallen war: Ich hörte ja, wenn früh morgens eine Lieferung oder einer der Handwerker kam und konnte ihn in Empfang nehmen.

Das war auch praktisch in der Zeit, als das Dach offen war. Es gab zwar eine Notabdichtung, aber daraus floss das Regenwasser nicht gut ab. Der Architekt riet mir dazu, das Wasser abzupumpen, damit es nicht bei zu hohem Wasserstand die offene Treppe herunter fließt. Es kam zu Verzögerungen beim Zimmermann und beim Dachdecker, eine Firma ging Pleite und mein Dach stand den ganzen Sommer offen. Wann immer es regnete – und das war im Sommer 2000 sehr oft und sehr stark – zog ich Gummistiefel und Regenanzug an, ging auf den abgedichteten Dachboden und setzte dich Tauchpumpe in Gang. Nur während der Sanierung von Wasserleitungs- und Stromnetz zog ich für einige Wochen zu meiner Mutter. Aber auch dort hörte ich nachts den Regen aufs Dachfenster prasseln und radelte zu meiner Tauchpumpe. Bis heute werde ich bei starkem Regen nachts wach und mein erster Gedanke ist „Wasser pumpen!“. Das nenne ich ‚mal ein gut verankertes Trauma!

Mit Abschluss der Bauarbeiten nutzte mein damaliger Lebenspartner den Raum als Büro – und später auch für seinen Flipper und seine beiden „einarmigen Banditen“. Nach seinem Auszug bekam es einen Namen, der ihm bis heute anhaftet: „eBay-Zimmer“. Meine Mutter und ich kippten dort nämlich alle Sachen ab, die wir nicht mehr haben wollten. Sie zog ja zu mir ins Haus in eine eigene Wohnung und wir mussten beide kräftig entrümpeln. Hunderte von Büchern stapelten sich dort. Meine Mutter brachte Berge von ungenutzten Haushalsgegenständen an, die sie als Dankeschön für ihre Arbeit als ehrenamtliche Herbergsmutter im Villehaus und als Kochfrau bei Naturfreundefahrten und im Kindergarten geschenkt bekommen hatte. Sie hatte immer all solche Geschenke verwahrt, weil man sie ja vielleicht irgendwann noch einmal brauchen könnte. Aber mit dem Einzug hier stellte sie fest, dass sie eigentlich nur je eine Pfeffermühle, ein Schlüsselbrett oder einen Klopapierhalter benötigt. Ich habe Berge von Bett- und Tischwäsche für sie verhökert, oft nur für 1 Euro je Set, damit wir Platz bekamen. Allein 18 Pfeffermühlen gingen über meinen virtuellen Tresen.

Viel Platz zum Toben

Nachdem das meiste verkauft war, renovierte ich das Zimmer und stellte einen großen Vollholztisch aus Sheshamholz hinein. Darauf kann ich dann schon ‚mal bei einem umfassenderen Buchprojekt zwei Landkarten nebeneinander ausbreiten oder in den Tagen vor einer Reise alle Sachen stapeln, die am Ende im Koffer bzw. im Auto sein müssen. Oder ich kann darauf mit allen drei Kindern zusammen malen, spielen oder basteln. Der Platz reicht sogar für die ausgebreiteten Hausaufgaben von Aurelia, während wir anderen malen. Oder für ein Puzzle, ein Malbuch und ein auf dem Tisch tanzendes Kind. Ja, er ist groß und stabil genug, dass wir darauf auch tanzen. Ich will nicht wissen, was die Passanten denken, die uns auf ihrem Weg zur oder von der Stadtbahn sehen. Uns geht es gut dabei. Inzwischen heißt das eBay-Zimmer deshalb Spielzimmer.

Nein, da waren keine Einbrecher drin. So sieht es dort oft aus

Und genau das ist es auch. Ein getrenntes Zimmer, in dem die Kinder spielen können. Das hat für mich den Vorteil, dass ich mit dem wachen Zwilling dort noch malen oder vorlesen kann, wenn der müde Zwilling schon nebenan ungestört schläft.

 

 

P.S. Hier endet das spontane Fotografieren, denn wir starten in einer Stunde für eine Woche ins Fichtelgebirge. Ich habe aber noch schnell ein paar Türen auf Vorrat fotografiert, damit es bis zum 24. Dezember für euch weiter geht.

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