Seit meinem Studium ist Indien für mich kein normales Reiseland, denn wir haben damals Jörgs Patenkind in ihrem Dorf im südindischen Dschungel besucht, nachdem wir eine Weile in einem Dorfentwicklungsprojekt in Hyderabad hospitiert und geholfen haben. Wir sahen, dass es die kleine Sreeja wirklich gibt und wurden von ihren Eltern in eine winzige Hütte eingeladen. Sie waren voller Dankbarkeit, dass wir ihrer Tochter den Schulbesuch mit drei Mahlzeiten am Tag ermöglichten und hätten am liebsten ihre letzten Vorräte an uns verfüttert, nur um uns zu zeigen, wie wichtig wir ihnen waren. Sreeja ist längst erwachsen und hat ihren Weg gemacht.

Es folgten Patenkinder, die ich allein unterstützte. Ein Mädchen mit starker Behinderung an seinen schweren Organschäden, ein anderes wuchs aus dem Programm heraus. Im März erfuhr ich, dass die Patenschaft für die kleine Ardhra, ein Jahr älter als Aurelia, beendet wird, weil der Projektträger nun ohne die Hilfe der Kindernothilfe auskommt. Schade, ich hätte die Entwicklung dieses Kindes gerne noch weiter verfolgt, freue mich aber darüber, dass der Träger die Mittel sofort frei gibt für Projekte, die es nötiger haben.

Seit gestern habe ich ein neues Patenkind: Srivalli wohnt in Arnakonda bei Hyderabad und ist vor zwei Monaten vier Jahre alt geworden. Vom Alter her passt sie perfekt zu meinen Mädels. Und wohl auch vom Wesen, denn in der Erstinformation steht als erster Satz „Srivalli is a very active and smart child“. Sie ist Einzelkind, das ist in dieser Region sehr selten. Aber die Eltern sind vernünftig genug gewesen, keine weiteren Kinder in die Welt zu setzen, nachdem sie gemerkt hatten, dass die Mutter nicht mehr als Tagelöhnerin arbeiten kann, wenn sie ein kleines Kind hat. Das Einkommen fehlt aber nun und die Familie ist mangelernährt. Dank der Patenschaft kann die Tochter nun in die Tagesstätte gehen und mit regelmäßigen Mahlzeiten gesund aufwachsen.

Meine Kinder entdeckten nach der Schule sofort die Erstinformation, schauten sich das Foto an, begutachteten das Gemälde der süßen Maus und waren sich einig: Das ist unsere indische Patenschwester. Aurelia rechnete sich aus, dass Srivalli im Sommer mit der Vorschule beginnt und will ihr ein schönes Bild malen, in dem alle Buchstaben und Zahlen auftauchen. Nele fragte als erstes: „Und wann fahren wir sie besuchen?“, während Cari über das Foto streichelte und es aufforderte: „Smile!, Please smile!“

Das war der Moment, in dem mir ohne jede Kontrolle die Tränen kullerten. Ja, meine süße Cari, wir werden dieses kleine Mädchen zum Lächeln bringen. Morgen suchen wir schöne Fotos von uns heraus und schreiben ihr einen ersten Kennenlernbrief. Und der Reisewunsch ist notiert, ich fange dann ‚mal mit dem Sparen an…

3 thoughts on “Eine indische Schwester

  1. Spookey Spookey. Auch ich bekam vor einigen Wochen Post von meiner Patenorganisation, in meinem Fall der PLAN, dass das Projekt in der Region in der mein Patenkind lebt abgeschlossen ist. Ich könnte die nächsten zwei Monate noch einen letzten Brief an mein bisheriges Patenkind schreiben um mich zu verabschieden. Das habe ich sofort und legte diesem auch Kopien der Bilder bei, die ich in den letzten sieben Jahren über die Organisation von ihm bekommen hatte. Er war zu Beginn zwei Jahre alt und geht nun in die dritte Klasse in der Schule. Mora lebt in der Region von Daressalam. Mein neues Patenkind lebt in Mbeya. Beide Orte liegen in Tanzania. Ostafrika ist mein Traumland. Während des Studiums war ich einmal in Kenia und Uganda und 2009 waren wir 14 Tage auf einer geführten Safari in Tansania. Mein neues Patenkind ist schon in der Schule. Bei Mora hat immer der Vater geschrieben ich hoffe dass nun vielleicht ein paar Zeilen vom Kind kommen. Mit meinem letzten Brief an mein erstes Patenkind, habe ich auch gleich den ersten Brief an das Kind in Mbeya beigelegt……. ich bin gespannt

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