Ihr seht mich glücklich, denn ich habe es nach langer Pause wieder einmal geschafft, die Frankfurter Buchmesse zu besuchen.

Leider konnte ich nicht zu den Fachbesuchertagen fahren, die ich immer als sehr angenehm empfand, weil an jedem Stand Zeit für einen Plausch war. Am Samstag hingegen war die Messe für jedermann offen – und jedermann tummelte sich auf dem Messegelände. Da sag doch ‚mal jemand, das gedruckte Buch sei vom Aussterben bedroht.

Die Leidenschaftlichkeit, mit der hier Bücher angelesen und gekauft wurden, wurde nur noch übertroffen von der unfassbaren Geduld der vorwiegend weiblichen Leser um die 30 Jahre, die Stunde um Stunde in der Schlange standen, um sich ihre frisch erworbenen dicken Thriller von Sebastian Fitzek unterschreiben zu lassen.

Heilfroh war ich über meine eingepackten Butterbrote, denn die unfassbar langen Warteschlangen an den Imbissbuden hätten mir die ganze Laune verdorben, wenn ich mich hätte einreihen müssen. Die Teetante in mir hatte ein Freudenfest, denn ich bekam nicht nur an verschiedenen Ständen Tee aus Indien, Sri Lanka, China und Japan angeboten, sondern es gab ein großes gemütliches Lesezelt, in dem kostenloser Yogi-Tee ausgeschenkt wurde. Zwei neue Sorten kenne ich nun, als ich die dritte ausprobieren wollte, war das Angebot grade gestoppt worden, weil keine Tassen mehr da waren. Die Gäste hatten die Tassen lieber mitgenommen, als sich die 2 Euro Pfand zurückgeben zu lassen. Schade…

Meine Schritte führten mich eher in die Themenecke „Travel“ und in die Halle mit der Kinderliteratur. An einigen Ständen traf ich alte Bekannte, an anderen knüpfte ich neue Kontakte. Beim Reise Know-How erklärte mir meine langjährige Ansprechpartnerin, dass bislang kein neuer Autor für Tunesien und Djerba gefunden wurde.

Schnapp! Au!

Schon hatte sich mein Fernweh nach Tunesien wieder in meiner Wade verbissen. Der Afrika-Virus loderte wieder auf, als wäre er nie weg gewesen. Den gesamten restlichen Tag auf der Buchmesse und auf der Heimfahrt kamen mir die schönsten Erinnerungen, die schlimmsten Zweifel, die größten Ängste und die faszinierendsten Orte in Tunesien in den Sinn. In mir ringen kleine Männchen namens Afrikaichkomme, Vielzuteuer, HurraendlichwiederTunesien, Vielzugefährlich, Ochbittebitte, WobekommicheinenGeländewagenfürdieSaharaher, Trampeltiertouren, OkaydannnurDjerba, KeineZeit, DreihundertdreißigSonnentage, Puhheiß, DafürlerntAureliajetztalsoFranzösisch, Werwirdskaufen und DieKinderwerdenDjerbalieben miteinander. Sie bilden ein wildes raufendes Knäuel wie in dem kleinen gallischen Dorf von Asterix und Obelix.

Passend zu diesen Helden meiner Kindheit treffe ich u.a. die Mainzelmännchen, Die drei Fragezeichen, die Raupe Nimmersatt, Harry Potter – und Ritter Rost höchstselbst. Da ist mir glatt egal, dass Malu Dreyer sich an mir vorbeidrückt, weil ich mich noch umschaue und gar nicht realisiere, warum hier plötzlich so viele Men in Black herumstehen…

Mein Ritter

*schmacht*

Nach und nach füllten sich meine Taschen, während die Geldbörse erstaunlich langsam leichter wurde. Nur einige Lernmaterialien für die Kinder muss ich bezahlen. Eigentlich hatte ich mich ja mit einigen Hörbüchern eindecken wollen. Nachdem ich aber 7 CDs mit Hörproben für mich und weitere 4 CDs mit Hörproben für Kinder eingesackt hatte, war der Rückweg mehr als gesichert. Ich liebe Hörproben, denn darauf sind auch Bücher enthalten, die ich zum Verrecken nicht aus dem Regal gezogen hätte, dann aber beim Reinhören prima finde.

Eine ganz besondere Erfahrung will ich euch kurz erzählen: Der Weg zur Reiseliteratur führt an Ständen mit religiöser Literatur vorbei. Ich kam mit einer netten Dame ins Gespräch, die über eine besondere Linie des Buddhismus informierte. Wir quatschten über Karma und Nirwana, über das Kastensystem der Hindus und die persönliche Buddhaschaft, die sogar eine Chaotin wie ich erreichen könnte, wenn sie sich nur mehr Mühe mit ihrem Karma gibt. Ganz locker, ohne Belehrungs- oder Bekehrungsabsicht. Ich bedankte mich und versprach, etwas für mein Karma zu tun.

Keine zehn Schritte weiter bleibe ich an einem schwedischen Stand mit Hundeliteratur stehen. Die in Englisch gestellte Frage „Do you have a dog?“ beantworte ich mit „Yes, I have! A wonderful Newfoundland bear!“. Die beiden Damen am Stand lachen mich an, schütteln mir die Hand, antworten „So you are the one for our present!“, drücken mir eine Infotüte mit Poster, Schokoherzen und anderem Krams in die eine Hand – und einen Blumenstrauß in die andere Hand! Sie erklären, dass sie heute schon abreisen und vor einigen Minuten verabredet haben, dem ersten Hundehalter, der freundlich mit ihnen spricht, den Blumenstrauß zu schenken. Hach wie schön, so hatte ich ein tolles DankefürsKinderhüten-Mitbringsel für meine Mutter.

Meine Resümees:

  • Karma klappt! (Bei Skeptikern wie mir sogar unverzüglich)
  • Das Gedränge und die unsäglichen Warteschlangen an Futterständen und Pippibox sind nichts für mich. Nächstes Mal peile ich wieder Mittwoch oder Donnerstag an.
  • Der deutsche Kinderbuchmarkt ist sehr vielfältig geworden, für Augen und Ohren
  • Ich will jetzt auch die Leipziger Buchmesse kennenlernen.
  • Ich muss mich noch einmal ernsthaft mit meinem Fernweh nach Tunesien beschäftigen.

2 thoughts on “Frankfurter Buchmesse 2019

  1. A propos „Lernmaterialien“. Ich hätte da noch ein paar wunderbare Klorollen.
    Karma klappt sogar, wenn man nicht dran glaubt.

    1. Bitte weiter sammeln, ich sehe zu, dass ich es in den nächsten Monaten ‚mal endlich wieder zu einem BC-Treffen (oder zu dir privat) schaffe.

      Oh, dann wirkt Karma ja wie Globuli. An die glaube ich nämlich auch nicht und bei mir wirken sie nicht – wohl aber bei den Kindern!

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