Eben habe ich mich zu einem VHS-Kurs angemeldet.
Da fällt mir ein VHS-Kurs ein, den ich vor einigen Jahren gebucht hatte: Auf der Suche nach einem neuen Weg, Yoga unter fachkundiger Anleitung zu praktizieren, meldete ich mich bei einem Kurs der örtlichen VHS an.
Wie praktisch, das Ganze fand in der Ahl Schull hier in Efferen statt, ich konnte also das Fahrrad nehmen. Das tat ich auch am richtigen Tag – zu der Zeit, die ich mir gemerkt hatte. Die hatte nichts mit der im Kursplan stehenden Zeit zu tun, aber das sollte mir erst eine Stunde später auffallen.
Zu Beginn kam mir nichts ungewöhnlich vor. Die Teilnehmerinnen und die Kursleiterin standen in gemütlicher Sportbekleidung im Kursraum. Wir alle waren mit einer Wasserflasche, einem Handtuch und einer Decke ausgerüstet. Jede nahm eine Matte, suchte sich einen Platz dafür, breitete das Handtuch darauf aus und setzte sich.
Dass ich nicht auf der Teilnehmerliste stand, beunruhigte mich nicht, weil wir zu dritt in dieser Lage waren und die Kursleiterin das mit EDV-Problemen erklärte.
Der Kurs begann.
„Ich setze mich auf mein Handtuch,…“ Aha, diese Kursleiterin leitet in ich-Form an. Sonst kenne ich aus dem Yoga eher „du“ oder „wir“.
„…nehme eine bequeme Sitzhaltung ein…“ Gut, also kein Schneidersitz, um es den Anfängern leichter zu machen.
„…und schließe die Augen“. Jaaaaa, das tut gut! Aber was ist mit dem üblichen Yogagruß? Wird der auch für die Anfänger weggelassen?
„Ich komme zur Ruhe und atme gleichmäßig.“ Mach ich.
„Ich nehme einen tiefen Atemzug und mein Bauch hebt sich.“ Stimmt!
„Nun atme ich aus und mein Bauch senkt sich.“ Stimmt auch!
„Ich bin ganz ruhig.“ Ja, bin ich. Aber ich freue mich auch darauf, dass es bald los geht. Ich freue mich auf alle Zoo- und Haustiere. Mein unterer Rücken braucht dringend ein Krokodil und meine Schultern einen herabschauenden Hund. Ob schon gleich in der ersten Stunde der Sonnengruß geübt wird? Mit oder ohne Musik? Meine Gedanken gehen nun auch die drei Krieger und einige Bäume durch.
„Ich bin gaaaanz ruhig.“ Ja-ha! Aber nicht mehr lange! Wann geht es denn endlich los?
„Das war doch schon einmal ein guter Anfang. Jetzt üben wir dies im Liegen.“ Hä? Was? Wir haben doch noch gar nicht angefangen. Ob das wohl irgendeine Unterart des Yin-Yoga ist, bei der es noch viel sanfter zugeht?
„Ich lege mich auf mein Handtuch, decke mich zu…“ Nee, echt jetzt?
„…nehme eine bequeme Liegehaltung ein…“ Das ist wirklich sehr bequem, aber wie soll ich denn unter der Decke üben?
„…und schließe die Augen.“ Jaaaaa, das tut gut!
„Ich bin ganz ruhig.“ Ja, bin ich. Und wann geht’s mit dem Yoga los?
„Ich bin gaaaanz ruhig.“ Okay. Dann sind wir ja im Liegen auch mit der Entspannungsrunde durch und es kann losgehen.
„Mein rechter Arm wird schwer, gaaaaanz schwer!“ Was? Das ist doch kein Yoga!
„Mein linker Arm wird schwer, gaaaaanz schwer!“ Ist das nicht? Wie heißt denn das nochmal? Das ist doch…
„Meine beiden Arme sind schwer, gaaaaanz schwer!“ Autogenes Training! Mist! Wieso denn nicht Yoga?
„Meine Arme sind ganz schwer und geben ihr Gewicht an die Unterlage ab.“ Oh, nein! Wie komme ich denn jetzt hier raus?
„Mein rechtes Bein wird schwer, gaaaaanz schwer!“ Ich kann doch jetzt die anderen nicht stören!
„Mein linkes Bein wird schwer, gaaaaanz schwer!“ Na gut, dann eben Entspannung ohne vorheriges Training. Wie war das? Ich bin ruhig, beide Arme und beide Beine sind schwer. Alles klar.
„Meine beiden Beine sind schwer, gaaaaanz schwer!“ Und meine beiden Augenlider auch. War eine anstrengende Nacht
„Meine Beine sind ganz schwer…“ und mir fällt es schwer, der Stimme der Kursleiterin zu folgen.
„…und geben ihr Gewicht an die Unterla…“ Chrrrrrrrrrr!
„HALLO! Bitte wachen Sie auf!“ Hhh?! Wo bin ich?
„Die Kurszeit ist vorbei…“ Oh, die Kursleiterin des vermeintlichen Supersoft-Yin-Yoga-Kurses.
„… und sie haben sich herrlich entspannt.“ Sie steht händeringend vor mir. Dabei müsste es doch eigentlich mir peinlich sein, dass ich erst im falschen Kurs war und dann auch noch eingeschlafen bin.
„Bitte haben Sie aber Verständnis dafür, wenn ich Sie bitte, zukünftig im Sitzen zu trainieren oder sich einen anderen Kurs zu suchen. Die anderen Kursteilnehmerinnen sind Anfängerinnen und hatten große Probleme mit der Entspannung, nachdem sie eingeschlafen waren und Schnarchgeräusche von sich gaben.“ Ja, mach ich doch gerne. Und schaue beim nächsten Yogatermin etwas genauer auf die Uhrzeit.
Ich lach mich grad schlapp.
Die anderen Teilnehmer fanden es nicht so lustig, ich aber auch Jahre später noch…