Manche Outdoor-Abenteuer sind im Winter besonders schön. So zum Beispiel Sternegucken. Man muss nicht so lange wach bleiben und keine einzige Mücke nervt. Paradiesisch!
Wir hatten uns mit Familie Kuhl in ihrem Sternengarten Eifel* in Mechernich-Lückerath verabredet. Ganz unkompliziert und zunächst ohne festen Termin. Denn was hilft denn ein lange geplanter Termin, wenn dann der Himmel voller Wolken hängt? Zweimal hatten wir einen Abend ins Auge gefasst, den ersten wegen Wolken-Prognose verschoben, dann war es so weit.
Wir erreichten den schönen, denkmalgeschützten Hof und wurden sofort herzlich in Empfang genommen. So sieht er übrigens im Sommer bei Tag aus:
Um 17 Uhr ist es Mitte Dezember schon ziemlich dunkel, die Sternenführung konnte sofort losgehen. Frau Kuhl stellte Sternentee im Gartenpavillon bereit, während Herr Kuhl sofort mit den Kindern in die Gartensternwarte flitzte, damit sie einen Blick auf den Saturn erhaschen können, bevor er hinter dem Horizont verschwindet.
Großes Staunen: Der hat ja tatsächlich einen gut erkennbaren Ring! Natürlich hatten wir das schon tausendmal in Büchern, im Unterricht, im Internet und im Fernsehen gesehen. Aber so richtig glauben konnte ich es erst, als ich es durch dieses leistungsstarke Teleskop sehen konnte.
Weiter ging es mit einem Blick auf die Plejaden (ich muss dabei immer an die Romanreihe „Die sieben Schwestern“ von Lucinda Riley denken). Sie waren gut mit dem bloßen Auge zu erkennen und auf Kuschelkurs mit dem Mars. Das war wunderschön anzusehen, ganz idyllisch neben einem Obstbaum, leider hätte ich zum Fotografieren ein Stativ benötigt. Mit dem Fernglas war dann noch viel mehr herauszuholen, etliche weitere Planeten, Sterne und Sternbilder zeigten sich meinen kleinen Forscherinnen. Zwischendurch nahmen wir einen Schluck Sternentee, der war bei den Minusgraden sehr wohltuend.
Noch ein letzter Blick auf den Saturn, dann nahmen wir Jupiter in den Fokus. Mit bloßem Auge ist er nur ein heller Punkt, mit dem Teleskop konnten wir seine Streifen mit dem ovalen Wirbelsturm erkennen. Als sich die Augen an den Blick gewöhnt hatten, entdeckten wir auch zwei seiner Monde – halt – bei genauerem Hinsehen sogar vier seiner Monde!
Natürlich sprachen wir auch über unser Sonnensystem und die Größenverhältnisse der Planeten. Wie gut, dass wir im Sommer beim Radioteleskop Effelsberg waren. Deshalb wussten wir, wie winzig die ersten vier Planeten sind und wie weit entfernt die anderen liegen. Der arme Pluto wurde bedauert, weil er kein Planet mehr ist und damit der Merkspruch unserer Kindheit („Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten“) nicht mehr funktioniert. Aber „Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unseren Nachthimmel“ geht ja auch.
Zwischendurch wurde ein schneller Gang zum Auto nötig, denn Neles Füße waren in ihren Stiefeln kalt geworden. Mit zwei Paar extra dicken Socken und Aurelias Ersatzstiefeln an den Füßen konnte es weiter gehen. Die anderen standen mittlerweile auf der Wiese des Obstgartens und schauten immer abwechselnd auf einen Sternenhimmel-Ball und in den Himmel. Auf diese Weise waren etliche Sternbilder schnell gefunden.
Was für eine tolle Erfindung! Sie ist nur ganz schwach beleuchtet, sodass zwar alle Sternbilder gut zu erkennen sind, aber das Licht nicht stört. Dagegen kommt meine alte Sternenscheibe nicht an. Die ist viel zu dunkel. Und leuchte ich sie an, bin ich so geblendet, dass ich am Himmel nichts mehr erkenne.
Bei unserem letzten Gang in die Gartensternwarte schauten wir uns den Mars genauer an. Unser Nachbarplanet ist im Teleskop gar nicht so rot, wie wir ihn aus den Büchern kennen. Während diese überraschende Erkenntnis noch diskutiert wurde, stand ich am Teleskop und warf ein: „Oh, da ist aber auch etwas Grünes zu sehen! Es bewegt sich!“ Stille… Dann zeigte sich bei den Erwachsenen ein kleines Schmunzeln. Nein, ganz so detailliert ist die Auflösung dieses Teleskops dann doch nicht, aber meine Bemerkung war für die Kinder bei der Heimfahrt ein guter Anknüpfungspunkt für eine längere Diskussion über die Frage, ob es andere bewohnte Planeten gibt.
Frau Kuhn nahm die ausgekühlten Kinder mit in die warme Stube und sie durften sich am prasselnden Kaminofen noch ein gutes Kinderbuch über Astronomie ansehen, während ich mir mit ihrem Mann noch die Ferienwohnung anschaute, die unsere Gastgeber aus dem Nachbargebäude gezaubert haben. Keine Frage, wir wollen im Sommer noch einmal wiederkommen, um Sternschnuppen zu zählen. Und dann ist es ja viel bequemer, einfach dort zu schlafen.
Nach zwei Stunden machten wir uns sehr glücklich auf den Heimweg. Wir haben bei diesem Wohlfühl-Sternenabend viel gesehen und gelernt. Zum Abschied gab es noch einen Blick hinauf zur Milchstraße und die Kinder erhielten einen tagesaktuellen Ausdruck des Sternenhimmels als Andenken. Schon beim ersten Blick darauf freute sich Aurelia: „Mama, du bist doch Wassermann. Das kann ich jetzt auch am Himmel finden, denn Jupiter ist heute genau nebenan!“
Zufall, Erfahrung oder Intuition? Wir hatten eben noch mit den Gastgebern über Wildunfälle gesprochen. Keine zehn Minuten nach unserer Abfahrt, gerade bei der Frage „Fährst du wegen der Kälte oder wegen der Rehe so langsam?“ lief uns eine Hirschkuh vors Auto. Ich fuhr ja langsam und alarmbereit, bremste also frühzeitig und mit dem nötigen Abstand, das Tier schaute nur kurz auf und sprang unverletzt weiter. Vielen Dank an die Sternenführer und Lebensretter aus Lückerath.
Infos:
Preis für die Sternenführung (ca. 2 Stunden) in der Gartensternwarte
pro Person 15 EUR, Kinder bis 12 Jahre kostenlos
Sternengarten Eifel*
Susanne und Rainer Kuhl
Hochstraße 1
53894 Mechernich-Lückerath
www.sternengarten-eifel.de
sternengarten-eifel@gmx.de
Telefon: 02443-3147369
Mobil: 0172-2004499
*Werbung? Ja, sicher! Aus voller Überzeugung, denn ich möchte euch ja verraten, wo es uns besonders gut gefällt. Der Besuch fand im Rahmen meiner Recherchen für das Buch „Eifel mit Kindern“ statt, das voraussichtlich im Juni 2023 in der 5. Auflage im Peter Meyer Verlag erscheinen wird.