Gestern stand eine Recherche für den neuen Band „Düsseldorf & Umgebung mit Kindern“ auf dem Rechercheprogramm. Eigentlich wollten wir nur kurz ins Textilmuseum Krefeld hüpfen und dann weiter nach Mönchengladbach zu einer Radtour an der Niers. Denn die Kinder hatten gequengelt: „Wir waren soooo lange nicht mehr in einem Museum!“ und „Wann machen wir mal wieder eine Radtour!“…

Aber ihr wisst ja, wie es mir mit dem Wörtchen „eigentlich“ geht. Meist kommt es bei einer Recherche ganz anders, als wir es und vorher dachten. Und so wurde auch unsere gestrige Fahrt kein Ausflug, sondern eher ein Mikroabenteuer.

Das Deutsche Textilmuseum Krefeld

„Peru – ein Katzensprung“ heißt die aktuelle Ausstellung im Textilmuseum*. Gezeigt wird noch bis Ende April die Sammlung präkolumbianischer Textilien des Museums. Hier sind wir schon bei einem spannenden Aspekt an diesem Museum: Es gibt keine Dauerausstellung, alle paar Monate wird das Museum für ein paar Wochen geschlossen und eine ganz neue Ausstellung aufgebaut.

Wir wurden herzlich von einer Mitarbeiterin empfangen, die sogar einen Blumenkübel zur Seite schieben wollte, als eins der Mädchen im Eingangsbereich ein Guckloch nicht erreichen konnte, durch das es hindurch schauen wollte. Wir klärten kurz die (üblichen) Regeln für unseren Recherchebesuch (keine fremden Besucher & nur ohne Blitz fotografieren) und schon begannen wir gut gelaunt den Rundgang. Wunderschöne alte Stoffragmente zogen uns in ihren Bann. In jeder neuen Vitrine entdeckten die Kinder neue Schätze. Während sie schon mit einer Museumsmitarbeiterin über die Formen der abgebildeten Tiere fachsimpelten und ich mich daran freute, dass überall im Museum Menschen miteinander sprachen und sich über die Exponate austauschten, raunzte mich ein männlicher Kollege an: „Aber nicht mit Blitz!!!“ – „Ja, natürlich ohne Blitz, das könnte ja den zarten Stoffen schaden!“ – brummeliges Gesicht & Abgang des Herrn ins Obergeschoss.

Die Kollegin im Erdgeschoss erklärte den Kindern, dass die Katzensymbole gar keine Hauskatzen, sondern Raubkatzen zeigen. Sie stellte klar, dass wir auf dem einen Fragment gar keinen Elch entdeckt hatten, weil es so etwas in Südamerika gar nicht gab, sondern dies ein besonders prächtiger Hirsch war. Wir entdeckten mit ihrer Hilfe Fabelwesen und bestaunten die feine Web- und Knüpftechnik. Die Kinder waren begeistert von den Formen und Farben, standen ehrfürchtig vor den Vitrinen, zeigten sich gegenseitig neue Entdeckungen und konnten kaum glauben, dass die meisten der Exponate schon über 1000 Jahre alt waren, manche sogar 2500 Jahre. Die Frage „Mama, hast du da schon gelebt?“ konnte ich lächelnd wegatmen. Zu schön, das die Kinder Freude an dieser Ausstellung hatten und gar nicht merken, dass es ein reines Hands-off-Museum ist.

Das änderte sich leider im Obergeschoss. Auch hier zeigten sich die Kinder gegenseitig die schönsten Stoffe und berührten dabei die Vitrinen. Berührten! Mir den Fingerspitzen! Der Mitarbeiter sprach Cari an: „Lass das, du machst das Glas kaputt!“

Bämm!

Damit war für uns der Museumsbesuch gelaufen. Cari war den Tränen nahe, Nele rollte die Augen und Aurelia setzte sich auf eine Bank und bat: „Sag mir Bescheid, wenn du fertig bist!“

Zur Klarstellung: Hier tobten keine 50 kg schweren Rabauken auf den Vitrinen herum oder rannten kreischend hinter einem Fußball durch den Saal. Hier stützte ein 20 kg-Kind seinen Finger (vielleicht sogar die ganze Hand?!) auf eine robuste Glasscheibe.

Gut, dass sie so routinierte Recherchehelferinnen sind. Wir beendeten unseren Rundgang im Obergeschoss zügig und unter ständiger Beobachtung durch den Museumswächter. Immerhin konnte Aurelia unsere kurz Stimmung auflockern, indem sie ihre Schwestern wortlos aufforderte, im Licht eines Beamers ein paar Schattenfiguren zu zeigen. Aber wir trauten uns unter den weiterhin auf uns ruhenden strengen Blicken nicht einmal mehr, leise miteinander zu sprechen.

Unten fingen sie sich schnell wieder im Gespräch mit der netten Kollegin, die uns auf Workshops, Ferien-Batik-Kurse und vieles mehr hinwies. Im Museumsshop durfte sich jede traditionsgemäß ein Teil aussuchen – alle entschieden sich für Federmäppchen mit peruanischem Muster. Die Dame an der Kasse wies auch noch einmal auf die Kinder-Workshops hin und gab uns den Tipp, dass unsere Eintrittskarten am selben Tag auch für die Burg Linn gelten.

Unser Gespräch auf dem Weg zur Burg drehte sich noch um das Museum. Meine Bruchrechen-Expertin rechnete vor, dass zwei Drittel aller Museumsmitarbeiter und 100 % aller Frauen im Museum sehr nett waren. Natürlich lassen sich solche Kostbarkeiten nur hands off zeigen. Kinder erwarten in einem solchen Museum gar keine Mitmachstationen, Rallyes oder Ausmalbilder. Was sie aber erwarten – und auch erwarten dürfen! – ist ein respektvoller Umgang mit ihnen. Wenn das schon bei drei ruhigen Grundschülerinnen problematisch ist, müssen wir ernsthaft überlegen, ob wir dieses Museum überhaupt in ein Buch aufnehmen, mit dem auch Kindergartenkinder und lebhaftere Naturen unterwegs sind. Oder tun wir damit weder unseren Lesern, noch dem Museum einen Gefallen? Was meint ihr?

Der Spielplatz im Park

Auf dem Weg zur Burg stellte sich uns ein Spielplatz in den Weg. Wie schön! Er war wie eine Burg geformt, mit Türmen, Wehrgang und vielen anderen liebenswerten Extras. Die Kinder kletterten und rannten sich müde und freuten sich an dem milden Frühlingstag.

Burg Linn

Wir lieben Burgerkundungen. Wie gut, dass wir darauf hingewiesen wurden, dass unser Ticket auch für die Burg Linn* gilt. Amüsiert grüßten wir auf der Zugbrücke ein Pubertier, das als Wache verkleidet war und ich dachte noch: „Cosplay macht auch vor dem Rheinland nicht halt!“. Im Burghof kämpften zwei kleine Jungs mit Holzschwertern miteinander, nun war mein Gedanke: „Vermutlich gibt es hier einen guten Museumsshop!“ Weit gefehlt. Wir hatten das unverschämte Glück, das unser Besuch ausgerechnet auf einen tag fiel, an dem die Linner Ritterrunde* eine Burgbelebung veranstaltete, also in allen Räumen vorlebte, wie es wohl auf Burg Linn um das Jahr 1380 zugegangen sein könnte.

Großartig! Die Kinder kegelten mit einem grob gehauenen Kegelspiel, schauten beim Kompottkochen im offenen Kaminfeuer zu, erfuhren einiges über die Arbeit eines Buntschmieds und lernten neue Gewürze kennen. Sie durften Helme und Schwerter in die Hand nehmen, beim Zaunflechten zusehen und waren ganz neidisch, dass gleichaltrige Mädchen in Kostüm sogar in einem mittelalterlichen Bett sitzen durften. Am meisten staunten wir über die Fähigkeit einer Kräuterfrau, die ihnen bei der Herstellung von Handspindeln das Schmirgeln mit Schachtelhalm erklärte. Zwischendrin wurde sich dann auch noch vor einem echten Skelett gegruselt und eine Rettungsaktion für einige Marienkäfer gestartet.

Bei dieser wirklich gelungenen Belebung der Burg wurde der Aufstieg zur Aussichtsplattform im Bergfried schon fast zur Nebensache. Aber auf dem Außenabort mussten wir trotzdem noch probesitzen. Als wir wieder herabgestiegen waren, knurrten unsere Mägen und wir waren zu spät für die Führung durch das Jagdschloss. Das muss warten bis zu einem nächsten Besuch. Ohnehin waren unsere Erlebnis-Akkus so voll geladen, dass wir von der Radtour absahen. Eine gute Entscheidung, denn kaum saßen wir im Auto, regnete es bis zum Abend.

Offiziell ist zwar erst heute der UN-Welttag des Glücks. Für uns fand er aber definitiv schon gestern statt.

*Werbung? Ja, und zwar durch Nennung von Namen von Ausflugszielen und entsprechende Verlinkung. Ihr sollt ja wissen, wo wir waren. Wir bekommen keine Gegenleistung für den Blogbeitrag, der Besuch erfolgte im Rahmen der Buchrecherchen.

3 thoughts on “Ausflugstipp: Krefeld-Linn

  1. Ach! Sie können jetzt Rad fahren? Lange nix mehr von euch gelesen. Mein Vorschlag für’s Buch: Museum raus, Burg rein.

    1. Ja, kaum zu glauben. ENDLICH können alle drei radfahren. Ich kann es auch immer noch nicht glauben…

      Danke für deinen Rat. Die Burg wäre ohnehin rein gekommen.

      Tut mir Leid, das Bloggen kommt wirklich manchmal etwas zu kurz. Dabei hätte ich soooo viel zu erzählen

  2. Tja das wäre auch für mich als Erwachsene nix. Wir waren 2021 im hiesigen Herzog-Anton-Ulrich Museum, eine nicht nur deutschlandweit bekannte/berühmte Bildergalerie. Aber wenn man sich mehr als 30 cm einem Bild näherte um es etwas genauer zu betrachten, schoss sofort ein Museumsmitarbeiter auf einen zu und man wurde ermahnt. Sollte man es doch mal geschafft haben etwas näher ranzutreten ging auch sofort ein nerviges Gebimmel los.
    Ich verstehe ja den Hintergrund aber dann sollen sie Glas vor die Bilder machen und wir hatten sie ja noch nichteinmal angefasst.

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