Lets go wild!
Letztes Wochenende habe ich im Wald übernachtet. Das kannte ich bislang nur im Zelt und im Biwaksack. Diesmal sollte es eine Tarpnacht werden.
Uns war nicht ganz wohl, aber aus unterschiedlichen Gründen. Wir sprachen über Zecken, Spinnen und Ameisen. Auch die prognostizierte Nachttemperatur von 3-4 Grad wurde diskutiert. Wolfsichtungen in 9 bzw. 3 km Entfernung ließen uns alle nicht kalt. Doch meine Gedanken kreisten eigentlich nur um eins: die Nacktschnecke.
Als Segelhelferin in Guidel habe ich mit diesen Tieren meine Erfahrungen gemacht: Zum Abschluss einer Segelfreizeit segelten wir mit den Schülern in den Sonnenuntergang und übernachteten unter freiem Himmel auf einer Wiese. Als wir aufwachten, waren wir über und über mit Schnecken bedeckt. Sie waren überall, sogar im Schlafsack, in den Schuhen, in den Haaren und im Gesicht. Eigentlich wäre mir danach gewesen, vollkommen hysterisch zu kreischen. Aber das machten ja schon die Teenies, die ich betreuen und beruhigen sollte. Der Horror vor diesen Tieren blieb seither tief in mir.
Mit dieser Angst im Nacken kuschelte ich mich also in Dahlem tief in meinen Schlafsack. Noch ein kurzer Schwatz von Tarp zu Tarp mit Antje, dann schlief ich wie ein Murmeltier. Ein Eichelhäher weckte mich mit seinem Jagdruf – und dem Alarmgeschrei der kleineren Waldvögel.
Als ich die Augen aufschlug, schaute ich genau auf eine Nacktschnecke!
Meine Befürchtung war eingetreten. Doch das Schicksal kannte Gnade mit mir und hatte nur eine kleine Jungschnecke geschickt. Sie schleimte brav an mir vorbei, ohne sich auf mein Gesicht fallen zu lassen.
Das Gefühl, diese Begegnung überstanden zu haben, ohne zu kreischen: unbezahlbar!
Merkwürdigerweise kann ich mich nur an eine Nacht in Frankreich erinnern, in der Nacktschnecken das Zelt gekapert hatten. Aber das muss in den späten 70ern oder frühen 80ern gewesen Sein, und es war ein Zelt anno Dunnemals: groß, schwer und beschlug von innen. Deswegen war dann noch ein Außenzelt drüber gespannt, das dann ebenfalls beschlug. Fanden die Schnecken geil! Jedenfalls saßen sie dann innen am Außenzelt. bei den kleineren, moderneren Zelten ist mir das nie aufgefallen.
Gestern musste ich aber doch grinsen bei meinem Gedanken: Jetzt ist es hier schon so nass, dass die Schnecken in meinem Keller Schutz suchen. Ich habe sie dann raus befördert.
Was ich eher befürchte, bei Blick auf das neu entstandene „Feuchtgebiet“nebenan: Es wird Mücken geben.
Achja, erzähl mal ausführlich von Deiner Erfahrung mit dem Tarp.
Ja, das war auch mein erster Gedanke, nachdem ich aus dem Angriff-Erstarren-oder-Flucht-Modus wieder raus war. Das arme Ding hat Schutz auf der feuchten Plane gesucht, weil es auf dem nassen Waldboden Angst vor dem Ertrinken hatte ;o)
Das war ein Leihtarp aus dem Camp, denn ich habe (noch) kein eigenes. Da es den ganzen Tag geregnet hatte, legte ich ein zweites auf den Waldboden. Mit der richtigen Abspanntechnik ist dieses leichte 250 x 300 cm-Tuch groß genug für Mensch, Rucksack und Wanderstiefel. Es war schon ziemlich cool, im Regen trocken zu bleiben und trotzdem in den Wald schauen zu können. Noch freier, als bei einem Zelt mit geöffnetem Eingang. Und viel schneller aufgebaut, obwohl ich mir die Heringe ja erst noch selbst geschnitzt habe. Sehr angenehm empfand ich es, dass keine Tauwassertropfen auf mich hinab fielen.
Also, mir wären ja Nacktschnecken lieber als Stechmücken oder Zecken, auch wenn sich Dein Erlebnis von damals nicht so nett anhört *kicher*
Gut, daß es gutgegangen ist!!! 🙂