Wieder einmal ein Thema, über das man trefflich streiten kann: Weihnachten im Schuhkarton.
Ich packe seit etwa 10 Jahren Anfang November einen weihnachtlich dekorierten Schuhkarton für die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“. Mit einem Aufkleber auf dem Deckel lege ich fest, ob es für einen Jungen oder ein Mädchen sein soll, ob für 2-4 Jahre, für 5-9 Jahre oder für 10-14 Jahre. Je nach Alter und Geschlecht kaufe ich Kuscheltiere, Flummis, Buntstifte, Malbücher, Schreibhefte, Spitzer, Radierer, Haarspangen, Zahnbürsten, Zahnpasta, Haarbürsten, Dynamotaschenlampen, Vollmilchschokolade, Lutscher, Mundharmonika, und warme Sachen für den Winter wie Mütze, Schal, Handschuhe, Socken (vor den Kindern sogar selbst gestrickt). Dazu schreibe ich eine kurze Weihnachtskarte.
Die Kartons werden nach dem 15. November in Sammelstellen zollrechtlich gesichtet, in große Kartons verpackt und über Berlin in Länder mit Not leidenden Kindern geschickt. Dort werden sie von den örtlichen Kirchen verteilt.
Ja, ich weiß, dass ich mit einem einzigen Schuhkarton keine kontinuierliche Entwicklungshilfe ersetzen kann. Dafür habe ich ja meine Kinderpatenschaften bei Kindernothilfe, mit deren Hilfe ich seit 1985 sieben indische Mädchen vom Kleinkindalter bis zum Schulabschluss unterstützt habe.
Den Vorwurf der Missionierung kann ich nicht verstehen. Natürlich wird den Kindern etwas über Jesu Geburt erzählt, bevor die Geschenke verteilt werden. Wieso auch nicht? Sonst verstehen die Kinder ja gar nicht, warum sie nun etwas geschenkt bekommen! Verteilt werden die Geschenke nämlich an alle Not leidenden Kinder im Dorf, unabhängig von der Religion.
Nachdem ich einmal einen Dankesbrief aus der Mongolei und einen weiteren Brief aus Georgien erhalten habe, bin ich überzeugt davon, dass ich mit meinen Gaben einen kleinen Funken Hoffnung ans andere Ende Europas oder sogar nach Asien geschickt habe. Und deshalb packe ich weiterhin Jahr für Jahr ein kleines Stück Weihnachten in einen Schuhkarton.
Meine Mädels helfen mir dabei. Das ist für sie lehrreich. Sie leben hier in Deutschland im Überfluss, diskutieren mit mir über die Farbe der Mütze und ersticken fast in Stofftieren. Wenn wir aber Päckchen für Kinder packen, die vielleicht noch nie ein Stofftier oder eine neue Mütze hatten, wird Aurelia ganz still. Schon in den letzten beiden Jahren, aber in diesem Jahr ganz extrem. Sie wurde ganz traurig und verschwand. Als sie nach einer Viertelstunde wieder kam, zerrte sie einen Wäschekorb mit Stofftieren, unbenutzen Malbüchern, Bastelscheren, Federmäppchen, Jojos, Haargummis… an, die sie in ihrem Zimmer ausgesucht hatte. Bevor ich etwas sagen konnte, zog sie die Nasch-Schublade auf und nahm alle drei Ü-Eier heraus, um sie mir auf den Packtisch zu legen. Mit den Worten: „Ich habe so viel, das brauche ich doch gar nicht alles.“, drängte sie mir all diese Schätze förmlich auf. Hach, ich bin stolz auf meine Große. Sie hat verstanden, dass man Weihnachten nicht feiert, um Geschenke auszupacken, sondern um Liebe zu schenken. Wir haben sechs Kartons gepackt: kleine, mittlere und große Jungs, kleine, mittlere und große Mädchen, an alle ist gedacht. Jedes Kind bekam noch eine schöne Weihnachtskarte beigelegt, auf die Aurelia selbst „Merry Christmas from Aurelia“ geschrieben hat.
Alles Richtig gemacht!
Danke im Namen aller Päckelchesempfänger
Man merkt eben an deinen Mädels, das du sie nach Grundsätzen erziehst,die dir wichtig sind-vertrauen,Respekt und (nächsten) liebe.ich finde es toll,wie Aurelia reagiert hat-vielleicht bekommt B-Bernd das ja mal mit und es färbt etwas auf ihn ab…
Wir sind auch angesteckt – schon seit Jahrzehnten. Anfang Dezember konnten wir 1853 Schuhkartons auf den Weg schicken- nun kann auch bei uns Weihnachten kommen 😉
Ich habe eure Zahlen in den letzten Jahren schon immer bei Facebook verfolgt. Ihr könnt wirklich stolz auf euch sein.