„Away in a Manger“ könnte man mit „Fernab in einer Krippe“ übersetzen. Ich hatte schon fast vergessen, dass ich das Lied schon vor 20 Jahren mochte, als ich es von Nat King Cole gesungen hörte. Vor etwa 5 oder 6 Jahren begegnete es mir dann noch einmal, von Kenny G. auf dem Sopransaxophon interpretiert, bei einer langen Autofahrt im Radio.
Das ist nicht nur ein wunderschönes englisches Weihnachtslied, sondern war am Mittwoch auch das Krippenspiel, in dem Aurelia als Stern verkleidet eine der Sprecherinnen war. Alle drei Vorschulklassen hatten einen gemeinsamen Auftritt in der Schulaula. Die drei Klassenlehrerinnen und die beiden Deutschlehrerinnen hatten sich riesige Mühe gegeben und seit September intensiv mit den Kindern geübt.
Heraus kam eine 40-minütige Aufführung, in der jedes Kind einen bis vier Sätze sprach und elfmal gesungen wurde, der Text war ausschließlich in Englisch, eines der Lieder auch in Deutsch. Gar nicht so einfach. Zu Schuljahresbeginn hatten sie es mit Vierjährigen zu tun, die zum Teil noch kein einziges Wort in Deutsch oder Englisch gehört hatten, denen Schule und Auswendiglernen fremd war – und die alle noch nie auf einer Bühne gestanden hatten.
Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Alle Kinder sprachen, flüsterten, nuschelten oder schrien ihre gut gelernten Texte ins Mikrofon. Sie sangen – je nach Temperament – verhalten bis begeistert, aber erstaunlich textsicher bei allen Liedern mit. Beachtlich fand ich vor Allem, dass sie diszipliniert warteten, bis sie wieder an der Reihe waren. Erst etwa nach zwei Dritteln der Zeit wurden manche unruhig, verließen aber dennoch ihre Positionen nicht. Hut ab, das ist eine echte Erziehungsleistung!
Meine Mutter freute sich an Aurelias eleganten Bewegungen. Von mir hat sie das nicht! Wenn ich tanze, kann man das nicht einmal zuverlässig als Tanzen erkennen. Vor Jahren tanzte ich ‚mal zuhause im Wohnzimmer zu laut aufgedrehtem Hardrock, als mein damaliger Partner nach Hause kam. Er zog überrascht Luft ein und fragte: „Oje, schon wieder Probleme mit dem Rücken?“
Zum Glück hat Aurelia nicht nur meine Liebe zur Musik geerbt, sondern sie auch eine gut dazu passende Eleganz. Eine Mutter sagte mir nach der Aufführung: „Aurelia hat die Lieder nicht gesungen, sie hat sie getanzt!“ In der Tat hatten es die beiden Jungs rechts und links sehr schwer, die einstudierten Handbewegungen auszuführen, weil Aurelia so voller Inbrunst sang.
Sie hatte auch jeden Tag im Auto geübt, ich rechnete also mit so etwas. Denn nachdem sie mir einmal während der Fahrt (im VW-Bus vorne neben mir sitzend) mit ausgestrecktem Arm bei einem der Lieder die Brille von der Nase gefegt hatte und ein anderes Mal (diesmal hinten sitzend) Nele fast das Nasenbein gebrochen hatte, musste sie mit ihrem Sitz in der vorderen Reihe ganz rechts ans Fenster gesetzt. Da hat sie sich zwar einige Male den rechten Arm gestoßen, war aber keine Bedrohung mehr für unsere Fahrsicherheit oder andere Insassen.