Durch Aurelias Schule und durch unsere Reisen kennen wir einige Menschen, deren Muttersprache Englisch oder Amerikanisch ist, die aber auch recht gut Deutsch sprechen.

Eine davon ist Kelly. Sie kommt ursprünglich aus Simbabwe, lebt jetzt in London und wir lernten uns kennen, als ihr 2 1/2 jähriger Sohn meine Cari bei der Minidisco im Hotel auf Mallorca zum Tanzen aufforderte. Auch die jeweiligen großen Schwestern wurden schnell unzertrennliche Freunde.

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Der erste Versuch auf dem Bungee Trampolin

In einem unserer Gespräche kamen wir auf False Friends und auf die vielen Anglizismen, die im Deutschen so weit verbreitet sind, dass es uns kaum noch auffällt. Sie amüsierte sich köstlich über all die „Handys“ in den Händen bzw. an den Ohren der Deutschen und musste sich von mir erklären lassen, dass ein „Beamer“ ein „digital projector“ ist. Sie dachte, sie hätte ein Gespräch über den Transporterraum der Enterprise belauscht.

Ich verstand, was sie meinte. Zwar spreche ich selbst von Mobiltelefon oder Smartphone, aber der Begriff Handy hat sich in uns Deutschen festgesetzt und jeder denkt, es sei ein englischer Begriff.

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Kutschfahrt in Alcúdia

Aurelia hatte sich seit Tagen gewünscht, auf dem Bungee Trampolin zu springen und mit einer Pferdekutsche zu fahren. Am Trampolin wartend hatte ich selbst auch einen Deutschen erlebt, der richtig pampig wurde, weil sein Gegenüber die Aufforderung „Please hold my handy“ nicht verstand und eine abwehrende Handbewegung machte – wahrscheinlich weil er nicht umarmt oder sonstwie angekuschelt werden wollte, weil er „handy“ mit „praktisch“ übersetzte und der Satz dadurch sinnlos erschien bis auf die ersten zwei Worte „Hold me!“.

Auf dem Weg vom Trampolin zur Kutschfahrt machten wir kurz in der Apotheke Halt, um unseren Vorrat an Sonnenschutz aufzufüllen. Während wir warteten, hörten wir, wie eine Deutsche den Apotheker fragte, ob er für das gewünschte Medikament ein recipe benötige. Dieser False Friend ist auch einer meiner besten Freunde, ich habe etliche Jahre benötigt, um zu realisieren, dass der Apotheker normalerweise eine Verschreibung = prescription benötigt und an den (Koch-)Rezepten deutscher Hausfrauen wahrscheinlich gar nicht interessiert ist.

Kelly erzählte von einem Wichtigtuer, mit dem sie in London beruflich Kontakt hatte und der immer wieder betonte „Undertaker“ zu sein, damit aber Unternehmer meinte. (Undertaker ist ein Bestatter).

Ich konterte mit einer englischen Freundin, die vor Jahren der im Kölner Hauptbahnhof entsetzt und kopfschüttelnd vor einem „Bodyshop“ stand und die erleichtert war, dass dort keine menschlichen Leiber verkauft wurden. Als ich sie warnte, dass sie in manch einem Laden vielleicht auch „Bodybags“ in der Auslage entdecken könnte, verlor sie die typisch britische Contenance und lachte los. Dabei hatte ich ihr noch gar nicht erklärt, dass wir Deutschen mit „Public Viewing“ gar keine Leichenschau mit aufgebahrtem Leichnam meinen.

Nun fiel Kelly ein, dass sie auf dem Markt in Palma den Satz „Das macht roundabout 60 Euro“ gehört hatte. Damit meinte der Deutsche im Gespräch mit seiner Frau, dass es ungefähr 60 Euro kostete. Im Englischen heißt „roundabout“ allerdings „Kreisverkehr“, wirkte daher ziemlich „strange“ auf Kelly.

Ich berichtete von meinen walisischen Freunden Dorothy und Gordon, die sich bei einem Besuch in einem deutschen Supermarkt unsterblich in das Wort „Brathering“ verliebten, nachdem sie etwa eine Viertelstunde darüber diskutiert hatten, was das denn sein könne, denn immerhin handelte es sich ja um ein englisches Wort! Damals gab es in unserem Dorf noch einen „Angelshop“. Sie standen staunend davor und fragten sich, warum im Schaufenster gar keine Engel zu sehen waren. Rein vorbeugend erklärte ich daraufhin, dass es im „Ratskeller“ weder Ratten im Keller noch auf der Speisekarte gibt.

Doch Dot und Gordon fanden auch echte Pannen der deutschen Sprache. So ist ein „Talkmaster“ keineswegs ein englisches Wort. Dort heißt dieser Beruf „talkshow host“, den „talkmaster“ übersetzten sie mir als „König der Schwätzer“. Am besten gefiel ihnen aber mein damaliger Lebensgefährte, der hatte nämlich gleich nach ihrer Ankunft gefragt: „Was your fart nice?“ Eigentlich hatte er sich nach der langen, anstrengenden Anreise erkundigen wollen. Er hatte keine Ahnung, dass „Fahrt“ nicht „Fart“ heißt und amüsierte sich später selbst über seine Frage nach dem „netten Furz“.

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Meine Süßen auf dem Weg zum Miniclub

Auf dem Weg zum Miniclub spritzte ein Gärtner mit einem Wasserschlauch die Blätter vom Weg. Vor mir lief ein deutsches Ehepaar und verstand wohl die Warnung „Attention with the hose“ falsch, denn beide schauten an sich herunter als hätten sie Flecken im Stoff oder den Reißverschluss offen. Das wäre mir noch vor einem Jahr auch so gegangen, ich habe erst aus einem Schulbuch meiner Tochter gelernt, das „hose“ ein Schlauch ist.

Versteht mich Recht: Ich bin keine Freundin von Deutschtümelei und will kein Fremdwort, keinen Anglizismus missen, der sinnvoll ist, um etwas exakt zu beschreiben. Ich amüsiere mich einfach nur über die Schwächen unserer Alltagssprache und über Falsche Freunde.

In Italien z.B. muss ich Scharen von Einheimischen auf den Wecker gegangen sein, weil ich bei meiner kompletten mehrmonatigen Recherchewanderung in Hotelformularen und anderen Unterlagen bei „Firma“ einfach einen Strich gemacht habe. Erst bei unserer Ankunft hier im Hotel erklärte mir ein Rezeptionist, dass „Firma“ nichts anderes als „Unterschrift“ bedeutet – und das sowohl in Spanien, als auch in Italien. Oh Mann, wie peinlich!

1 thought on “Denglisch für die Reise und Daheim

  1. Lieblingsbeispiel in unsere Famile ist immer:

    Die Cousine meiner Großmutter hatte nach dem Krieg einen englischen Soldaten geheiratet und kam fast jedes Jahr die Familie besuchen. So kamen sie auch in den späten 80gern zu uns, zusammen mit einem befreundeten Ehepaar. Beim Essen (es war eine Art Cilli con Carne) , das wohl gut schmeckte, fragte die Freundin was den allles drin wäre und meine Mutter kramte ihre paar Brocken Englisch, die sie sich durch jahrelanges Vokabeln abfragen angeeignet hatte: Meat, beans, rice and ….Mais…… Alle am Tisch verstanden was meine Mutter meinte aus Elsie und ihr Mann…die etwas entsetzt schaute bis meine Tante und ich rasch CORN sagten und die Erleichterung war Elsie ins Gesicht geschrieben.
    Aber Mobile und Handy habe ich auch lange nicht gewusst, auch die „Fehlbedeutung“ von public viewing nicht.

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