Am Sonntag war schönes Wetter, die Kleinen waren wieder schmerzfrei, also besuchten wir Oma in der Bäckerei und entschieden spontan, den Nachmittag im Freilichtmuseum in Lindlar zu verbringen.
Meine Mutter war schon gefühlte 100 x im Freilichtmuseum Kommern, aber noch nie in Lindlar. Diese Bildungslücke musste ich natürlich schließen.
Im Museum war Saisoneröffnung, d.h. wir fanden auf dem eigentlichen Museumsparkplatz keine Stellmöglichkeit für unser Auto. Wohl aber auf dem Ausweichparkplatz am Nordtor, das für diesen Anlass auch geöffnet war.
Erster Anlaufpunkt war der Sattler. Doch der war so mürrisch, dass mir gar nicht klar werden will, warum er in einem Freilichtmuseum mit Besuchern zu tun haben will. Egal, die Kühe gegenüber waren wesentlich besser gelaunt. Sie wurden gefüttert und gekrault, bis der Hunger uns ins Museumsrestaurant trieb.
Dort wurde schon beim Hinsetzen eine Portion Fritten für alle drei Mädchen zusammen bestellt. Naja, nicht alle setzten sich auf die Stühle, Cari suchte sich einen luftigeren Platz, während wir ihr kurz den Rücken zuwandten.
Beim Blick in die Karte entdeckte meine Mutter eine köstliche Bergische Spezialität: Potthucke. Das ist ein naher Verwandter unseres Döppekooches und schmeckte uns allen so gut, dass am Ende Fritten auf dem Teller blieben, weil sich unsere Mini-Kartoffelmonster über unsere Potthucken hermachten. Aurelia amüsierte sich über den Namen des Gerichts, den ein netter Mann vom Nebentisch erläuterte: „Dieses Gericht brennt schnell an, bleibt also im Pott hocken!“
Nächste Station war die Seilerei, in der die Besucher sich ihr eigenes Seil drehen können. Spannend für die Große, die schnell eine Antwort auf ihre Frage hatte, warum denn das Haus des Seilers viel länger ist, als all die anderen Häuser. Die Kleinen fanden den kleinen Bach hinter dem Seilerhaus viel spannender.
Leider war der Schmied krank, wir müssen also noch einmal wieder kommen, um glühende Eisen und klingende Hämmer zu erleben. Aber im Nebenraum bot ein kreativer Herr ungewöhnliches Holzspielzeug an. Eine Strickliesel kenne ich ja schon, nun habe ich aber einen Webring gekauft und werde an einem lauschigen Frühlingsabend auf der Terrasse diese neue Handarbeitstechnik ausprobieren. (Bis dahin kann viel Zeit vergehen, ihr kennt ja meinen engen Tagesablauf…)
Einer Hauswirtschafterin schauten wir bei der Herstellung von Blätterteig zu und Aurelia wollte mir nicht glauben, dass es in den Häusern weder Waschbecken noch Toiletten gab. Nach Bestätigung meiner Aussage durch die Hauswirtschafterin und die Oma fand sie die Kanne mit der Schüssel dann doch etwas umständlich und überlegte, ob es aus dem Nachttopf und dem Klostuhl nicht fürchterlich gerochen haben musste. Ihre größte Sorge war aber eine andere: „Mama,“sagte sie und schüttelte sich, „wir kippen doch so oft Apfelschorle und Pudding um, stell dir ‚mal vor, das wäre der Nachttopf!“ Kluges Kind, die Farben stimmen ja immerhin!
Beim Bäcker war leider schon alles ausverkauft, als wir ankamen. Ein halber Tag ist eben auch viel zu kurz für dieses Museum.
Aber der freundliche Handwerker schickte uns in das Nachbargebäude, wo wir einer netten Müllerin bei einer Geschichte aus dem Koffertheater zuschauen durften. Die junge Müllerstochter war nämlich ganz traurig, weil sie in der Schule immer von den anderen Kindern gehänselt wurde. Sie lachten über ihre vom Mehlstaub grauen Haare und das käsig-weiße Gesicht. Doch es gab ein Happy End: Der Bäckerlehrling verliebte sich in die Müllerstochter, weil sie so lecker nach Mehl roch.
Inzwischen war es halb 6 und wir konnten nur noch schnell die große Ziege mit ihren Zicklein besuchen, die wir auf dem Weg zum Bäcker schon gesehen hatten.
Wir kommen wieder – und dann den ganzen Tag!
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