Viel zu tun für den Reiseführer gab es für uns gar nicht mehr auf Mallorca, wir hatten also auch Zeit für typische Urlauber-Aktivitäten. Es ist ganz komisch für mich, an ein Ziel zu fahren, nur weil es schön ist. Und nicht, weil ich dort recherchieren will. Das steckt schon so tief in mir drin, dass ich mir bei unserem Ausflug nach Sa Calobra grinsend dabei über die Schulter sah, wie ich den Fahrplan des Linienschiffs von Port de Sóller abfotografierte.

Jedenfalls war der Ausflug nach Sa Calobra rein privater Natur. Dort gibt es zwar einen schönen Wanderweg, der führt aber durch eine Schlucht und lässt sich bei noch so viel gutem Willen nicht zu einem Rundwanderweg ausweiten. Also fuhren wir wirklich nur privat dort hin. An einem Aussichtspunkt machten wir kurz eine Rast, damit ich den Mädels die Aussicht zeigen konnte, die ich bei meiner Fornalutx-Wanderung genossen hatte.

Ab Lluc musste ich auf einer Passstraße fahren, die sich in bizarren Kurven und Schleifen hinab zur Küste windet. Busse dürfen darauf nur zu bestimmten Zeiten in bestimmte Richtungen fahren, weil sie im Gegenverkehr nicht aneinander vorbei kämen. Die Mäuse schliefen in ihren Sitzen, meine Mutter saß hellwach auf dem Beifahrersitz. Ihr wird beim Autofahren ohnehin immer flau, auch auf den ebensten geradeaus-Strecken, warum sie mich also zu dieser Tour überredet hatte, war mir ein Rätsel. Ich fuhr also so zahm wie möglich, während ich aus dem rechten Augenwinkel beobachtete, wie sie mit den Wellen der Übelkeit kämpfte.

Vom Parkplatz waren es nur wenige Schritte bis zum unvermeidlichen Andenkenladen mit Eistruhe. Doch die war für die Kinder nicht von Interesse, sie hatten im Selbstbedienungsrestaurant nebenan riesige panierte Schweineschnitzel entdeckt und drückten sich zu dritt die Nasen an der Scheibe der Auslage platt. Okay, dann also erst Mittagessen für die Kinder, einen Sangria für die Oma und einen Tee für mich. Auch in Ordnung, immerhin hatten wir auf der Terrasse des Restaurants eine herrliche Aussicht aufs Meer.

Ein Ausflugsboot legte an und nach drei Minuten war die Promenade von Menschen vollkommen geflutet. Wie schön, dass wir vorher einen Sitzplatz gefunden hatten, nun wurde es eng.

Nach dem Essen schlenderten wir auf der Promenade bzw. dem Mäuerchen neben der Promenade zu der Stelle, an der in der Erinnerung meiner Mutter ein an der Felswand montierter Steg hinüber zu der berühmten Cala de Sa Calobra führte. Dort wollten wir den TFK stehen lassen und zu Fuß weiter laufen.

Der Steg war aber zwischenzeitlich durch zwei Fußgängertunnel ersetzt worden. Das war für die drei Mädels natürlich noch viel spannender. Alle lachten und schwatzten durcheinander, als wir durch den Tunnel fuhren. Die Inselregierung hatte nämlich sogar an Menschen mit eingeschränkter Mobilität gedacht und die Tunnel breit genug für Rollstühle gebaut. Also passte auch unser Zwillingsbuggy hindurch. Erst hinter dem zweiten Tunnel musste er stehen bleiben, von dort waren es aber auch nur noch eine Handvoll Stufen und wenige Schritte bis zu der mächtigen Felslücke an der Cala de Sa Calobra.

      

Dort vergnügten sich Oma und Enkelinnen in den Kieselsteinen am Wasser, während ich zumindest einen halben Kilometer die Schlucht des Torrent de Pareis hinauf lief. Schön, wirklich schön.

Aber wenn man sich einmal dafür entschieden hat, ein Buch ausschließlich mit Rundwanderungen zu machen, muss man sich auch treu bleiben. Wie gut, dass es schon in der Druckerei ist, sonst hätten mich in dieser Schlucht die Zweifel vielleicht weich geklopft. Naja, vielleicht als Extratipp für die zweite Auflage…

Auf dem Rückweg blieb zumindest die Große wach und staunte nicht schlecht über die Streckenführung: „Puh, und hier bist du auch ganz allein runter gefahren, Mama?! Super!!!“

Also: Sa Calobra nebst Bucht und Schlucht sind einen Tagesausflug wert, schon die Anfahrt ist ein Erlebnis!