Am Samstag war ich mit meinem Tapeziertisch, meinem Kleiderständer, 18 Kisten Kindersachen, zwei Türgittern, drei Rutschefahrzeugen, meiner Thermoskanne Tee, einem belegten Brötchen und viel guter Laune beim Herbstflohmarkt der Zwillings- und Mehrlings-Initiative Doppelpack.

Dort bin ich schon seit der Geburt der Zwillinge Mitglied, habe es aber noch nie geschafft, an einem Sommerfest, Nikolausfest, Krabbeltreff oder ähnlichen Veranstaltungen teilzunehmen. Dennoch liebe ich diesen Verein, die Mitgliedschaft lohnt sich für mich allein wegen der Flohmärkte.

Zweimal im Jahr findet ein Flohmarkt statt, bei dem ich viele schöne zueinander passende Sachen für die Minimäuse finde und ebenso viele Sachen verkauft bekomme. Es geht entspannter zu als bei anderen Flohmärkten. Vielleicht weil wir alle glücklich sind, „nur“ Kisten zu schleppen, während die Kinder von Oma, Tante oder Papa betreut werden.

Hier bin ich als Zwillingsmutter nichts Besonderes, sondern eine von vielen. Der Spendenkuchen für die Theke geht auch bei anderen Zwillingsmüttern nicht richtig auf oder ist ungenießbar, weil Zucker und Salz bei einer Nachtbackaktion vertauscht wurden. Das ist einfach so. Wir kennen alle die vielen Pannen, die übermüdet in der Hektik des Zwillingsalltags beim gleichzeitigen Kistenpacken und Kuchenbacken passieren können.

Die letzten beiden Male war ich wegen Krankheiten meiner Mäuse nicht dazu gekommen, am Zwillingsflohmarkt teilzunehmen. Deshalb war mein Bulli bis unters Dach vollgestopft mit Kisten, Boxen, Umzugskartons,… Zum Aufbau meines Verkaufsstandes brauchte ich so lange, dass mir keine Zeit mehr blieb, an den anderen Ständen zu schauen, bevor die Einkäufer den Flohmarkt stürmten. Schade, vielleicht nächstes Mal.

Ziemlich früh waren wieder zwei ältere Damen an meinem Stand, die für Kinder in Not einen langen Einkaufszettel abarbeiten. Ihnen hatte ich in den Vorjahren schon Strampler, Bodys und Mützchen in größeren Mengen zu Minipreisen verkauft. Dieses mal standen Jacken und Schneeanzüge auf der Liste und wir konnten schnell bei vier Jacken und sechs Schneeanzügen handelseinig werden. Bei solch rührigen Damen gehe ich mit meinen Preisen deutlich unter meine normale Schmerzgrenze.

Auf der anderen Seite habe ich eine Butterbrotdose von Tupper wieder mit nach Hause genommen, die ich eigentlich nur für einen Euro verkaufen wollte: Ein etwa 9-jähriger Junge schlich schon eine Weile um diese Dose herum, nahm sie in die Hand, öffnete sie, legte sie wieder hin, nahm sie wieder, legte sie woanders hin, nahm sie wieder und wollte damit wegrennen. Ich rief ihm nach, er müsse die Dose noch bezahlen, da kam er zurück und warf sie mir ans Ohr. Etwa eine halbe Stunde später erschien er mit seiner Mutter am Stand, tat so, als sehe er die Dose das erste Mal und sagte zu seiner Mutter: „Die da will ich!“ Die Mutter nahm sie, hielt mir ein 50 Cent-Stück hin und wollte gehen.  „Oh, nein,“ sagte ich, „diese Dose verkaufe ich für 2 Euro.“ Beide gingen wortlos weg. Nach zehn Minuten kamen sie wieder, die Mutter hielt mir einen Euro hin und wollte die Dose mit den Worten „Mehr ist sie nicht wert!“ mitnehmen. „Doch, mir ist sie mehr wert, also bleibt sie hier!“ war meine Antwort. Ich hörte mir noch einige böse – und nicht zitierfähige – Worte von ihr an, lächelte freundlich und dachte darüber nach, dass der arme Junge gar nichts für sein ungehöriges Verhalten kann.

Das ist nichts gegen Jungs, die mag ich genauso gerne wie Mädchen. Kurz darauf stand ein etwa 7-jähriger Junge vor mir, hielt mir 2 Euro hin und fragte höflich, ob er sich für dieses Geld an meinem Stand etwas kaufen könne, das sei alles, was er noch habe. Ihn interessierten eine Kasse für den Kaufmannsladen, ein Bandolo-Lernspiel, ein Quartett und eine Trinklernflasche für seine kleine Schwester. Selbstverständlich reichte sein Geld für alles aus ;o) Keine Minute später kam die Mutter mit all den Sachen an meinen Stand und wollte sie zurück geben, weil sie dachte, er habe sie sich einfach so genommen. „Nein, alles bestens, ich freue mich ja, dass er sogar an seine kleine Schwester denkt!“ war meine Antwort, doch sie ließ es sich nicht nehmen, noch einmal 2 Euro draufzulegen.

Laut lachen mussten wir bei einer etwa fünfjährigen Puppenmutter, die von ihrem Vater auf ein Puppenpipitöpfchen in meinem Sortiment aufmerksam gemacht wurde. Ihre altkluge Antwort war „Nein, Lotta ist zwar schon windelfrei, geht aber lieber auf die richtige Tooo-ilette!“. (Mit fast den gleichen Worten hatte mit Aurelia das Töpfchen in die Verkaufskiste gelegt)

Nach meiner Rückkehr fragten mich unser Nachbar, meine Mutter und eine Freundin, ob sich der Flohmarkt für mich finanziell gelohnt habe. Das wusste ich gar nicht. Es war mir auch gar nicht wichtig. Für mich war wichtig, dass vier Kisten leer zurück kamen, einige andere Kisten nur noch halb gefüllt waren, alle drei Rutschefahrzeuge einen Interessenten gefunden haben, beide Türgitter hier nicht mehr im Weg herum stehen und ich einen Stand neben einer Mutter mit gleichaltrigen Zwillingsmädchen hatte – wir haben uns zum gemeinsamen Spielen verabredet.

Inzwischen habe ich mit Aurelias Hilfe die Einnahmen gezählt und bin rundherum zufrieden. Zu all den anderen positiven Aspekten dieses Verkaufstages gesellt sich nun auch das gute Gefühl, allen drei Mäusen in diesem Winter wieder qualitativ richtig gute Winterstiefel kaufen zu können, die auch bei Regen und Schneematsch dicht halten.

3 thoughts on “Flohmarkt-Doppelpack

    1. Das ist ja cool, ein Umsonst-Flohmarkt! Davon hatte ich noch nie gehört. Gute Idee! Ich stelle solche Sachen immer in einer Kiste an den Straßenrand und hefte einen Zettel „Zum Mitnehmen“ dran.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert