Tür 16 ist meine Kamintür.
Sie ist eine meiner Lieblingstüren. Als Schiebetür lässt sie sich rauf und runter fahren, wenn ich das Feuer anzünde oder Holz nachlege. Sie lässt sich aber auch an einer Türangel schwingend öffnen. Diesen Mechanismus nutze ich, wenn ich die Asche entferne oder die Scheibe von innen putze.
Der Kamin ist für mich kein Luxus. In der Übergangszeit zünde ich mir ein Feuerchen an, wenn mir am Schreibtisch sitzend die Finger kalt werden, ich aber noch nicht die Heizung aufdrehen will. Er ersetzt mir auch den Fernseher, ich kann stundenlang in ein munter flackerndes Feuer schauen und meinen Gedanken nachhängen. Das hat etwas Meditatives für mich.
Ich glaube ja auch, dass viele Menschen nur deshalb so viel in den Fernseher schauen, weil sie keinen Kamin haben. Da wird der Urzeitmensch in uns allen wach. Es gibt doch nichts schöneres, als beim gleichmäßigen Flackern der Flammen bzw. Bildschirme zu entspannen, wenn das Tagewerk vollbracht ist, alle Beeren und Pilze gesammelt, alle Mammuts und Kaninchen erlegt sind, alle Felle gegerbt und alle Höhlenwände bemalt sind – oder was auch immer Ihr beruflich macht.
Und – wenn wir ehrlich sind – ist das Programm in meinem Kamin an manchen Tagen nicht schlechter als das Fernsehprogramm. Eine Handvoll Lavendel, aus einem alten Wäschesäckchen entfernt und achtlos in den Kamin geworfen, entfaltet beim Anzünden ein nie gekanntes Geruchserlebnis. Das Anzünden mit Kiefernzapfen und abgelutschten Eisstielen macht mehr Spaß als mit Papier und Reisig. Der alte Dachstuhl aus dem Jahr 1952 sprüht viel weniger Funken als zwei Jahre altes Magnolienholz. Die unreparierbare Klapperente aus Fichtenholz brennt viel schneller als gedacht. Kirsche riecht anders als Kiefer, Haselnuss ist aromatischer als Birke.
Während vor dem Fernseher selbst beim Kinderprogramm getobt und gerannt wird, erlebe ich meine Töchter am Kamin ganz oft ruhig in eine Malerei, ein Puzzle oder ein Buch versunken. Die wohlige Wärme, das Knistern und Knacken und die verschiedenen Düfte wirken auf uns alle angenehm beruhigend.
Feuer ist ohnehin mein Element, glaube ich. Seit frühester Kindheit liebe ich Lagerfeuer bei Naturfreundeausflügen, Jugendfahrten, kanadischen Campingplätzen und Wüstenübernachtungen. Ich höre gerne Lagerfeuergeschichten und singe gerne mit Blick in die Flammen. Man ist sich nahe, ohne sich ansehen zu müssen. Gesprächsstockungen oder Schweigen werden nicht als bedrückend empfunden.
Vor zwei Jahrzehnten hat mein Team einmal bei einem Globetrotter-Sommercamp in einem Wettkampf, der bis zum Ende ganz knapp zwischen drei führenden Teams blieb, vier gute teure Rucksäcke gewonnen, weil ich am besten erklären konnte, wie man ohne Streichhölzer oder Feuerzeuge Feuer machen kann. Das kam mir als Rotkreuzlerin etwa zehn Jahre später zu Gute, als die Leute von der Feuerwehr, die eigentlich das Martinsfeuer hätten entzünden sollen, alle mit langen Gesichtern an sich herunter schauten, weil sie zwar Feuerzeuge dabei hatten, aber nicht an Zunder oder Anmachholz gedacht hatten. Also sammelten wir alle aus unseren Jackentaschen die Flusen, dazu rollten wir noch eine Mullbinde ab und suchten etwas trockenes Gras.
So, und jetzt müsst ihr mich entschuldigen. Ich will die Körbe am Kamin mit neuem Feuerholz füllen…
Watte! Tampons! Und Birkenrinde geht auch immer.
Aber wie machst Du Feuer, ohne Streichhölzer?
Ich habe so ein kleines Steinzeitfeuerzeug, ein Metallstäbchen mit dem man Funken schlagen kann, am Band kann man es um den Hals hängen. Auf Holnis damit schon mal damit demonstriert, warum der Feuerstein Feuerstein heißt.
Aber leider keinen Kamin!
Wie mache ich Feuer ohne Streichhölzer? Als Kind ganz klassisch mit stundenlangem Hölzchendrehen, bis wir Blasen an der Handfläche hatten. Zwischenzeitlich hatte ich auch solch ein Steinzeitfeuerzeug wie du, das ich immer in meinem DRK-Rucksack mitschleppte. Das haben mir aber meine Kinder verwühlt. Muss mir nochmal ein neues kaufen, wenn des alte nicht bald auftaucht.
Tampons? ???