Tür 21 ist die Tür zum einem weiteren Vitrinenschrank im Kaminzimmer.
In dieser Shesham-Vitrine wohnen die kleinen Mäuse aus dem Bromberhag. Die meisten Menschen, die mich kennen, sind überrascht, wenn sie zum ersten Mal dieses verspielte Geschirr zu sehen bekommen. Es passt so gar überhaupt nicht zu meiner ansonsten schlichten, unkoordinierten und manchmal auch ziemlich geschmacklosen Einrichtung.
Aber ich liebe Brambly Hedge seit meinem ersten Schüleraustausch als 12-jähriges Mädchen. Die Granny meiner Gastfamilie hatte Brambly Hedge Geschirr und erzählte mir immer wieder schöne Geschichten aus der Brombeerhecke in so einfachem Englisch, dass ich es tatsächlich verstand. Zum Abschied schenkte sie mir den frechen Mauser, der euch hinter der 21 anschaut.
Erst über ein Jahrzehnt später fand ich in einem deutschen Geschäft Geschirr von Brambly Hedge. Nun war meine Mutter für etliche Jahre die Sorge los, was sie mir zum Geburtstag und zu Weihnachten schenken könnte. Ein Sammeltassenset von Brambly Hedge! Oder eine Blumenvase, Marmeladendöschen, weitere Figuren, einen Kuchenteller, Bücher,… Ende 2005 wurde die Produktion der Brambly Hedge Artikel von Royal Doulton leider eingestellt, aber schön sind sie immer noch.
Auf den Rückseiten der Dessertteller steht sogar immer die Zusammenfassung der Geschichte, aus der das Motiv entstammt. Es gab eine Serie mit Jahreszeiten, eine mit Familienfeiern, eine mit den schönsten Gebäuden im Brombeerhag, spezielle Weihnachtsmotive und Jahressammeltassensets.
Der Blick in diese Vitrine löst sehr gemischte Gefühle in mir aus. Mir wird warm ums Herz, wenn ich die herrlich verspielten Malereien betrachte. andererseits bin ich traurig darüber, dass ich es in den vergangenen Jahren nur sehr selten auf den Tisch stellen konnte. Grund dafür ist nicht der Umstand, dass ich es von Hand spülen muss. Das mache ich gerne, denn beim Spülen und Abtrocknen kann ich mir die Motive noch einmal ansehen – mal abgesehen davon, dass ich die Spülmaschine nach ihrem Totalausfall im Sommer gar nicht mehr reparieren lassen habe und ohnehin von Hand spüle.
Nein, es mangelt an Gelegenheiten, das Geschirr auf den Tisch zu stellen. Vor 15-20 Jahren feierten wir die Geburtstage nach dem Motto „Wer kommt ist da“ und um den großen Esstisch saßen stets 10, 12, 15 oder gar 20 Gäste, die mir unangekündigt zum Geburtstag gratulierten.
Heute kommt mich keiner mehr ungefragt besuchen. Spontanbesuchfreunde wurden rar, denn sie wussten ja nie, ob sie eine blöde Bemerkung meines jeweiligen Partners* zu hören bekamen. Auch kleine Kinder halten einige potentielle Besucher wohl von einem spontanen Besuch ab. Der Beruf fordert wohlferner immer höheren Zeiteinsatz und ich erfuhr mehr als einmal, man habe nicht kommen können, weil der Dienstherr Privatfahrten mit dem Dienstwagen untersagt. Wer dennoch zu mir fand, lehnte gerade in den letzten Jahren ein gemeinsames Kaffee-und-Kuchen-Kränzchen ab. Diät, Glutenunverträglichkeit, Veganismus, Laktoseintoleranz, Eile, im Auto wartender Hund und ähnliche Erklärungen ließen die Gratulanten gar nicht erst einmal an der schön gedeckten Kaffeetafel Platz nehmen.
Schade. Das Geschirr wartet aber treu und brav in der Vitrine.
Irgendwann sind die Kinder größer und wir können zumindest fünf Sets für unseren normalen Sonntagskuchen einsetzten.
Ich freu mich drauf!
Dann nehme ich Crabapple Cottage – meine Lieblingssammeltasse aus dieser Serie.
*Ich spreche dabei im Plural, denn ich bin beim Thema Partnerwahl eine absolute Niete und musste solche Situationen in mehreren verschiedenen Partnerschaften erleben.
Liebe Ingrid!wenn ich mal in deiner Nähe bin komme ich einfach spontan zu dir und du darfst mir Rhabarbarakuchen auf diesem tollen Geschirr servieren:-)
Inzwischen hat sich wohl auch das norddeutsche System durchgesetzt: Man trifft sich eher irgendwo im Restaurant als in der eigenen Wohnung und auf gar keinen Fall schneit man irgendwo unangemeldet herein!
Ein norddeutscher Kollege, der kulturgeschockt eine Zeit in Köln verbracht hat, sagte er habe noch nie so viele fremde Wohnungen gesehen, wie in dem halben Jahr Köln. „Och do wunnt dr Tünn, loß ens luure wat dä grad esu mäht.“
Und ich hätte Angst, dass ich sie zerschmeiße. Ich besitze zwei wunderschöne Bridgewater-Tassen, die ich aus eben diesem Grund sehr selten benutze.
Ja das ist sehr schade und ich würde liebend gerne mit Euch vom Brambly Hedge Geschirr Kuchen essen. Aber unter den aktuellen „Zuständen“ müssen wir uns auswärts treffen. Wobei es für mich, ohne Auto wenn ich in Bonn bin, eh schwierig ist nach Hürth zu kommen.
Aber ich hoffe dennoch dass wir nächsten Sommer wieder mal ein Treffen schaffen, hier oder dort….