Meine große Tochter liebt Experimente. Sie probierte in den letzten Wochen aus,
- wie viele Meter Linie sie mit einer Straßenmalkreide malen kann (elfundneunzig Meter)
- welche Gegenstände in der Badewanne schwimmen (Äpfel, Orangen, Streichhölzer, Kerzen, Kugelschreiber, Plastikautos,…) und welche untergehen (Metallautos, Notizblock, Münzen, Schlüssel, Mamas Smartphone…)
- ob man auch mit Zahnpasta kleben kann, wenn der Bastelkleber aufgebraucht ist (ja, geht)
- wie schnell das Wasser an den Wasserhähnen im Haus heiß wird (in der Küche im Erdgeschoss schneller als am Waschbecken bei Oma im Obergeschoss, am längsten dauert es im Dachgeschoss)
Bei vielen Dingen will sie auch wissen, wie sie hergestellt werden. Wir bemühen in diesem Zusammenhang die Sachgeschichten der Sendung mit der Maus, egal ob es um die Herstellung von Büroklammern oder Flugzeugen geht. Manchmal ist die anschaulichste Theorie aber nichts wert, wenn auch ein Praxistest möglich ist: Sie wollte mir nicht glauben, dass Zucker entweder aus Zuckerrohr oder Zuckerrüben hergestellt wird.
Da kam mir eine bei der letzten Rübenkampagne auf dem Feld vergessene Rübe genau recht. Kurz angehalten, über die Straße geflitzt, bis zu den Knöcheln im Schlamm verschwunden und vom regen klatschnass zurück ins Auto gehüpft – schon hatte ich ein neues Objekt für Aurelias Experimente an Land gezogen. Was tut man als Mutter nicht alles für die Wissenschaft!
Zuhause wuschen wir den Dreck ab und schnitten ein paar Scheiben und Würfel ab. Alle drei Mäuse probierten davon und waren sich einig: „Sehr süß!“ – und nach einigen Kaubewegungen „Zu süß!“ Selbst unsere Zuckerschnute Cari empfand die Rübe als zu süß. Dass die Zuckerrübe die ideale Basis zur Herstellung von Zucker ist, war damit schnell geklärt.
Sogar über Rübenkraut sprachen wir, denn der andere Name dafür ist ja Zuckerrübensirup. Nun wissen wir, warum wir es nicht mögen. Das ist ja gekochte Zuckerrübe, also „zu süß!“
Ich verbinde mit der Zuckerrübe schöne Erinnerungen an meine Kindheit. Wir wuchsen ja draußen auf und holten uns immer wieder Leckereien von Nachbars Obstbäumen oder aus den Feldern. Direkt von der Taschenmesserklinge schmeckte die Zuckerrübe meiner Kindheit wie eine erdige Möhre, etwas holziger vielleicht, aber süß und nach langem Kauen wenig bitter. Ob mich meine Erinnerung im Stich lässt oder die Zuckerrüben von heute anders schmecken, wage ich nicht zu beurteilen. In jedem Fall konnte unsere aktuelle Rübe sich nicht dazu durchringen, bitter zu werden.
Einigkeit besteht nun in der Familie, dass wir uns eine Zuckerrohrplantage vor Ort ansehen wollen, um einen Vergleich zu haben. Und schon ist die Liste unserer Fernwehziele um eine Position länger geworden…
Den ausgepressten Zuckerrohrsaft in Mexico fand ich trinkbar, aber auch ziemlich süß.
Oh, du warst schon in Mexiko?! Bestimmt eine intensive Erinnerung
Ich habe tatsächlich das Experiment mal zu Ende geführt. Ich habe eine Zuckerrübe in kleine Schnitzel geschnitten und mit etwas Wasser langsam langsam langsam geköchelt. Am Ende hatte ich etwas wie Zuckerrüben Sirup. Übrigens ich mag Rübenkraut, am besten unter Käse. Umso stinkender der Käse und herzhafter umso besser passt es zusammen.
Ich danke dir ganz gar sehr für diesen Beitrag. Ich dachte immer, Zuckerrüben seien roh giftig.