Stadtmauern, Ringe, Forts und Grüngürtel werden erklärt

Geführte Stadtrundfahrten mit dem Rad bietet Peter Unkelbach mit seiner Firma Colonia Aktiv an. Das passt prima in mein Manuskript: darin wird es außerdem noch eine Stadtführung zu Fuß und eine Panoramafahrt mit dem Schiff geben. Bustouren nehme ich nicht mit hinein. Den Weg zur nächsten Hop-On-Hop-Off-Haltestelle wird ja wohl jeder Kölnbesucher allein finden…

Wir waren für Samstag verabredet, noch bevor wir ahnten, dass dies ein wunderschöner Sonnentag werden würde. Entsprechend hatte er mich am Telefon gewarnt, dass wir uns eventuell in einer englisch- oder niederländischsprachigen Führung wiederfinden. Das hätte uns auch nicht gestört: unser Englisch ist gut genug für eine Besichtigung der eigenen Heimatstadt, Niederländisch ist für uns ja ohnehin eher eine Halskrankheit (Wir verstehen die Niederländer, weil ihre Sprache viele Gemeinsamkeiten aus Deutsch, Englisch und Kölsch vereint.) Aber das Wetter war so schön, dass Führungen in allen drei Sprachen zustande kamen. Aurelia durfte entscheiden und wählte die deutschsprachige Führung mit einem nachvollziehbaren Argument: „Köln liegt ja auch in Deutschland!“

Hm, noch was leckeres drin?

Kurz vor 14 Uhr fanden wir uns am Startpunkt hinter dem Eigelstein ein. Ein Minitütchen Gummibärchen fürs Kind wanderte bei den Formalien über den Tresen und es wurde sogar gefragt, ob es vor dem Start noch auf die Toilette gehen möchte. Das Leihfahrrad stand bereit, Aurelias „Hinterherrollrad“ war schon montiert. Aurelia hätte auch ein eigenes Kinderfahrrad haben können, aber bei Sechsjährigen wird eher zu diesem Nachläufer geraten. Für meine Tasche hatte ich die Wahl zwischen einer Fahrradtasche, einem Spanngurt und einem Fahrradkorb. Dieser Tourbetreiber ist auf alle Eventualitäten vorbereitet: Hätte ich einen zweiten Erwachsenen mitgebracht, wäre hinter einem zweiten Leihrad sogar ein Doppelsitzer-Anhänger für die Zwillinge montiert worden. Das nenne ich Kundennähe!

Nachläufer heißt dieses halbe Fahrrad

Die Tour begann pünktlich (worüber sich der Guide amüsierte, denn dies passiert ihm nur bei den deutschen Touren) und mit einer kleinen Vorstellungsrunde. Unser Führer hieß Michael, außerdem fuhren ein Ehepaar aus Aachen und die Frau eines Geschäftsreisenden aus der Bayrischen Rhön mit. Einige Minuten stieß noch eine Frau dazu, die bei Colonia Aktiv als TourGuide anfangen möchte. Michael legte noch letzte Hand an den Fahrrädern an, erklärte uns etwas zum Eigelsteintor und schon ging die Fahrt los.

Aurelia fürchtete sich anfangs etwas auf unserem Tandem-artigen Konstrukt. Das kann ich gut verstehen. Denn sie konnte hinten ja nicht lenken und wenn sie sich in eine andere Richtung legte als ich, kam ich mit meinem Gleichgewicht auch kurz durcheinander. Aber nach einigen Minuten hatten wir uns als Team eingespielt. Sie vertraute mir zusehends. Selbst wenn ich abstieg, fiel sie nicht um, weil ich ja mein Rad festhielt. Und schon hörten wir: „Das ist die coolste Art, Fahrrad zu fahren, denn ich muss gar nicht treten!“

Kleine Pause an der Alten Feuerwache

Die Tour führte auf ruhigen Radwegen, über Sperrflächen und durch Parks an der Alten Feuerwache und an der Agneskirche vorbei zum Fort X. Dahinter im Lentpark: „Hier war ich schon mal!“ und erzählte allen anderen von unserer Recherche in der Eishalle. Inzwischen hatte sie sich so an das Rad gewöhnt, dass sie sogar einhändig fahrend auf die Eishalle zeigen konnte.

Ohne dieses Baugitter wäre mir auf der Zoobrücke beim Fahren sehr mulmig gewesen

Mein Kind liebt mich wirklich, denn als wir alle auf dem Radweg zur Zoobrücke hinauf strampelten und schnauften, trat sie mit in die Pedale, ohne dass ich dies verlangt hätte. Ach, hätten wir sie doch nur nicht dafür gelobt! Nun trampelte sie sogar mit, als ich auf der Zoobrücke in Millimeterarbeit am Gegenverkehr vorbei musste und als wir die steile Korkenzieherrampe hinab zum Rheinpark fuhren.

Meine Haare stehen immer noch ziemlich senkrecht nach oben. Früher habe ich mir nie Gedanken gemacht, wenn ich mit dem Rad auf einer Brücke gefahren bin. Aber jetzt (im Alter ?!) frage ich mich immer, ob ich bei einem Sturz noch auf der Brücke bleibe oder im hohen Bogen über das Geländer fliege. Man hat ja auf dem Rad einen höheren Schwerpunkt. Als Fußgänger knallt man ja nach aktuellen Bauvorschriften so gegen das Geländer, dass man nicht drüber fallen kann.

Mama, da unten schwimmen Enten!

Das war aber schnell vergessen, denn die Fahrt auf der rechtsrheinischen Seite war sehr schön. Wir überlegten ernsthaft, ob wir am Ende der Tour einen Sonnenbrand haben werden. Die ersten Sonnenanbeter lagen am Ufer und tunkten die Zehen in den Rhein. Nein, keine gute Idee, hier in der Innenstadt im Rhein zu schwimmen, selbst im Hochsommer nicht. Dazu sind hier die Unterströmungen und Strudel viel zu gefährlich, wie auch der TourGuide ausdrücklich betonte.

Am Tanzbrunnen

An allen schönen Punkten stoppte Michael und erklärte uns die Stadt auf eine so liebenswerten Weise, dass es mir richtig warm ums Herz wurde. Immerhin ist er ein Wahlkölner, der sich sicherlich größere, kleinere, grünere, sauberere, schönere Städte hätte aussuchen können. Aber er erklärte alles mit einer solchen Zuneigung, dass uns vollkommen klar wurde, warum er hier lebt und Gästen „seine“ Stadt zeigt.

Hohenzollernbrücke

Natürlich führte die Tour auch an den touristischen Highlights der Altstadt entlang. Dort war es aber so brechend voll, dass wir – ohnehin nur schiebend – auf der Hohenzollernbrücke, auf dem Alter Markt, auf der Rheinpromenade und auf dem Fischmarkt kaum von der Stelle kamen. Auch im Rheinauhafen jubelte meine Sozia, als sie das Schokoladenmuseum, das Vapiano und das Sport- und Olympia-Museum wiedererkannte. Sie erklärte der Rhönerin, was man in diesen Museen erleben kann und empfahl die Thunfischpizza.

Aufgekratztes Kind vor unserem Bahnhofskapellchen

Nach drei Stunden Fahrt und etwa 15 Kilometern schauten alle irritiert auf die Uhr. Viel zu schnell war die Zeit vergangen. Wir hörten Neues, aber auch Bekanntes aus einem anderen Blickwinkel. Ich kenne etliche gebürtige Kölner, die die Alte Feuerwache nicht verorten können, nicht wissen, wie unverschämt teuer die Penthauswohnungen auf den Kranhäusern sind und noch nie im Rosengarten auf dem Fort X waren. Für mich ist die kölsche Büdchenkultur und die Liebe zum Veedel etwas völlig Selbstverständliches, aber alle anderen Tourteilnehmer waren sich einig, dass dies Köln einen ganz besonderen Charme verleiht.

Ich kann diese Tour wärmstens empfehlen. Auf dem Fahrrad kommt man an Stellen, die mit dem Bus und dem Auto unerreichbar sind. Andererseits müsste man zu Fuß für diese Strecke wohl die doppelte Zeit einplanen. Auf individuelle Wünsche und Bedürfnisse wird vorab und unterwegs Rücksicht genommen. Es gibt eine Reihe anderer Touren, z.B. an die Kölsche Riviera oder zu speziellen StreetArt Kunstwerken, aber diese Kennenlerntour „Faszination Köln“ ist schön. Sie ist nicht speziell für Kinder gedacht, aber ein mitradelndes Kind wird sich unterwegs nicht langweilen.

Drei Stunden Führung kosten 29,90 Euro, 5 Euro einsparen könnt ihr, wenn ihr das eigene Fahrrad mitbringt.

2 thoughts on “Ausflugstipp: Köln auf dem Fahrrad erleben mit Colonia Aktiv

  1. Man kann eigentlich alles mit dem Rad besser erkunden, als mit dem Auto, weil man dichter dran ist und jederzeit absteigen und sich etwas genauer anschauen kann.
    Die verschiedenen Möglichkeiten, Kinder anzuhängen, sind wohl nur eingeschworenen ADFClern bekannt. Freunde von mir aus Hamburg machten mit Sohn, Zwillingen und Hund ganze Urlaubsreisen mit solchen Konstruktionen.

    1. Diese Nachläufer waren mir ansich schon bekannt, nur eben den korrekten Namen nicht, sowohl diese einrädrigen, als auch die Gestelle, wo man das Kinderfahrrad spontan einklinkt, wenn das Kind unterwegs müde wird. Wären die Zwillinge nicht gekommen, hätte ich für Aurelia solch ein Teil gekauft. So aber muss sie eben zuhause selbst fahren, während ich den Anhänger ziehe. Ich hatte sogar mit einem Lastenrad geliebäugelt, aber die sind außerhalb meines finanziellen Rahmens angesiedelt, wenn man damit drei Kinder transportieren will.

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