Der Tag der Arbeit war ein Tag mit viel Arbeit für mich. In der letzten Schreibphase für das Manuskript mit Abgabefrist 1. Mai (hurra, ich war pünktlich!) hatte sich wieder viel Hausarbeit angestaut. Ich machte mich ans Aufräumen und Ausrangieren.
Eigentlich sollte ich mich ja darüber freuen, dass meine Kinder immer genau in dem Raum spielten, in dem ich grade arbeitete. Aber eben nur eigentlich. Denn ihr aktuelles Spiel heißt „Bathida ist ein Geisterbär“ oder so ähnlich. Die Spielregel erschließt sich mir nicht zu hundert Prozent, aber Ziel des Spiels ist es, bei Annäherung des Hundes (Sichtweite reicht) laut „Der Geisterbär kommt“ zu schreien und kollektiv in hysterisches Kreischen zu verfallen.
Bei drei kleinen Mädchen ist das eine Frequenz, bei der mir das Hirn im Kopf vibriert. Es gibt auch keine Unterbrechung, denn diese kleinen Weiber beherrschen das Chor-Luftholen besser als die meisten Profi-Chorknaben. Sie hören auf zu kreischen, wenn Bathida nicht mehr zu sehen ist oder ich sie des Saales verweise. Meist ist letzeres der Fall, denn Bathida findet es wohl schön, so viel Aufmerksamkeit von den Mädchen zu erhalten und versucht sogar, mit ihnen zu kuscheln, während sie kreischen. Das steigert die Dramatik natürlich noch weiter und die Schreie werden eine weitere Nuance schriller.
Mein Gegenvorschlag, doch stattdessen beim Aufräumen der gestern herausgerissenen Spielsachen und Verkleidungen zu helfen, wurde abwechselnd überhört oder durch die nächste Annäherung Bathidas gestört. Als ich mich endlich verständlich gemacht hatte, fragte mich meine älteste Tochter: „Mama, ist Albert ein schlauer Mann?“ – „Welcher Albert?“ – „Der an deiner Wand hinter dem Schreibtisch.“ – ich drehe mich um 90 Grad und starre auf mein Kind, das vor dieser Wand steht – „Mama?! Das ist doch ein „G“ in Schreibschrift, oder?“ – „Ja!“ – „Mama, „genial“ heißt doch „schlau“, oder?“ – „Naja, ungefähr!“ – „Aber Mama, dann hast du dir doch auf die Wand geklebt, dass du schlau bist und deshalb nicht aufräumen musst!“ – Mama lacht schallend los – „Mama?!“ – Mama kichert und kugelt einem Lachflash entgegen – „Mama?! Du hast auch gesagt, dass ich auch schlau bin. Dann muss ich auch nicht aufräumen!“
Mist, mit den eigenen Waffen geschlagen! Noch dazu aus dem Hinterhalt, denn ich habe nicht im Traum daran gedacht, dass sie schon so gut Schreibschrift lesen kann – und schon gar nicht, dass sie das Einstein-Zitat dann sogar versteht! Sie hatte zwar während unserer Rechercheausflüge immer nach einzelnen Buchstaben in Schreibschrift gefragt, aber ich hatte mir dabei nichts gedacht.
Was nun? Das einzige, was ich machen konnte, war – ein Foto!
Schlaues Kind eben. 🙂
Zu meiner Zeit gab es Eltern, die sich nix dabei gedacht haben, wenn die Kinder Sesame Street geschaut haben, und sich weiter auf Englisch unterhalten, wenn die Kinder sie nicht verstehen sollten.
Haha, auch gut!
Ich kenne viele Eltern, die sich in Englisch unterhalten, wenn es die Kinder nicht verstehen sollen. Die verstehen aber auch ohne englische Schule sehr viel durch Songs, Zuhören und Zusammenhang :O
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