Wie waren eigentlich Sporttage in meiner Schulzeit? Ich habe Leichtathletik in Erinnerung. Ab dem Gymnasium gekoppelt an das Deutsche Sportabzeichen. Wir haben wochenlang hart trainiert und uns allein den Prüfungen gestellt. Unsere Eltern wurden nur insofern einbezogen, dass wir ihnen voller Stolz die Urkunden und Anstecknadeln zeigten.
Die Zeiten haben sich geändert. Oder es liegt an der Schule. Jedenfalls wird von den Eltern, insbesondere von den Müttern erwartet, dass sie ihre Kinder beim Sporttag begleiten.
Vor zwei Wochen war Aurelias Jahrgangsstufe an der Reihe. Den ganzen Tag. Und es gab tatsächlich Mütter – und einen Vater – die den kompletten Tag hinter dem Team ihres Kindes herdackelten, die Wasserflasche trugen und anfeuerten, bis die Kinder dieses typisch angenervt-peinliche „Maammma!“ ausstießen. So viel Zeit habe ich leider nicht. Ich kann meinem Kind nicht von 8:30 bis 15:15 beim Eierlauf, Schneidersitz-Ballweitwurf und Yoga zusehen. Wer geht dann mit dem Hund – kauft ein – fährt zum Bauhof – schreibt Reiseführer – spült – bügelt – …? Wir einigten und auf den Vormittag. Ich schaute mir also ab 10 Uhr sechs verschiedene Disziplinen an, bei denen ich mitunter ziemlich viel Fantasie benötigte, um sie als Sport zu erkennen. Die Kinder standen gelangweilt herum, mussten viel warten und hatten keine Idee, wozu das alles gut sein soll. Die Lehrerinnen, die sie an den jeweiligen Stationen betreuten, wendeten unterschiedliche Maßstäbe an, was aber keinem auffiel oder zumindest keinen störte. Es ergibt nämlich einen großen Unterschied, ob im roten Team in den 15 Minuten Stationszeit alle Kinder den Ball immer wieder und wieder auf dem Tennisschläger hin und her tragen und von der Lehrerin für jeden Durchlauf einen Strich auf der Strichliste erhalten – oder ob in Aurelias gelbem Team die Lehrerin jedes Kind nur einmal durch den Parcours schickt, die Kinder durchzählt und genauso viele Striche in die Liste zeichnet…
Das anschließende gemeinsame Picknick genossen wir sehr. Jeder hatte etwas mitgebracht, alle saßen auf ihren Picknickdecken, schwatzten und aßen durcheinander. Wir hatten das Glück, neben einer indischen Familie zu sitzen, die uns mit den köstlichsten scharfen Küchlein fütterte, die ich je gegessen habe.
Am Freitag stand der Sporttag in der Nursery auf dem Plan. Zum Glück auf eine Dreiviertelstunde beschränkt. Also überschaubar. Die Minimäuse begeisterten uns mit Cheerleading, danach wurde um die Wette gerannt und es gab Geschicklichkeits-Parcours für alle.
Ja, wirklich für alle, denn nach den Kindern waren die Eltern dran. Da ich von meinen Kindern üblicherweise nur das fordere, was ich auch selbst zu leisten bereit bin, war es Ehrensache, beim Elternrennen mitzumachen.
Tja, jeder macht sich zum Affen, so gut er kann.
Meine liebe (!) Freundin Rebi hat natürlich nichts Besseres zu tun, als auf den Auslöser zu drücken, während ich zweibeinig über viel zu eng hintereinander stehende Hindernisse hüpfen musste.
Elegant ist anders.
Aber meine Kinder haben mich angefeuert, als wäre ich ein Fußballspieler bei einem Run durch die gegnerische Abwehrkette. Das allein zählt.
(Diese beiden Fotos sind aus der Wochenmail der Schule, wenn ich noch weitere Fotos in die Finger bekomme, zeige ich sie euch natürlich auch.)