Nachdem sich unsere Sommerferienplanung total zerschlagen hatte, musste ein Plan B her. Und der kann nicht „Recherche & Rechner“ heißen, das wäre ja kein Unterschied zum Alltag. Keine fünf Sekunden dauerte es, bis der Plan B namens „Haus & Hof“ beschlossen und verkündet war.
Also laufe ich täglich mit dem Fein Multimaster statt mit dem Wanderrucksack durch die Gegend. Die Kinder schwingen Besen und Pinsel, halten Altkleidersäcke auf, machen Fotos für eBay Kleinanzeigen und werden im Bauhaus schon mit Namen begrüßt. Sie belehren sich gegenseitig über den Unterschied zwischen Schraubendreher und Schraubenschlüssel. Beim Bauhof müssen wir keine Berechtigungszettel mehr für den Grünabfall abgeben. Und bei IKEA stammt gefühlt die Hälfte aller Bücher im Regal aus unserem Haushalt.
Denn unter der Überschrift „Haus & Hof“ arbeiten wir den Renovierungs-, Reinigungs- und Reparaturstau ab, der sich in der letzten Zeit gebildet hat. Und wir sind richtig gut, finde ich!
Der Wasseranschluss tropft nun nicht mehr. Die Tür zum Spielzimmer schließt wieder ohne Kratzen und Knarren. Einige elektrische Spielsachen haben frische Batterien. Vier Leuchtmittel wurden ausgewechselt. Das Platschbecken steht nun vollflächig auf Fallschutzmatten, damit weder der Rasen durch das Platschbecken, noch die Kinder durch die Terrassenplatten beschädigt werden. Ich war total verstaubt vom Schleifen und konnte nicht widerstehen, ich musste einfach probeliegen.
Nele fuhr total mutig mit durch die Waschanlage, selbst der laute Staubsauger dort machte ihr nichts mehr aus. Alle drei Mäuse griffen zu Schwamm & Lappen, als es um die Innenreinigung des Busses ging.
Cari half mir mehrere Male an der Nähmaschine. Sie kann ganz prima den Faden einfädeln und geduldig warten, bis sie ihn am Ende der Naht abschneiden darf.
Jeden Tag wird sich abends um den Gartenschlauch gestritten, weil beide Minimäuse der Oma beim Blumengießen helfen wollen. Besonders sorgfältig werden die Trauben gewässert, leider kann sich Nele nicht gedulden und reißt fast täglich unreife Trauben ab. Cari hingegen weinte, als die Johannisbeeren geerntet wurden, weil sie sie noch länger hängen lassen wollte. Sie durfte aber beim Putzen und Geleekochen helfen, da war die Traurigkeit sofort verfolgen. Die beiden helfen Oma auch täglich bei der Gurken- und Kirschtomatenernte. Himbeeren werden von allen geerntet (sehr gerne auch von Bathida, die sie ganz vorsichtig von den Ranken zieht).
Unsere Holzmöbel auf der Terrasse sind nun abgeschliffen und lasiert. Aurelia bestand darauf, die Kinderbank allein zu streichen, Oma durfte nur an die Erwachsenenmöbel.
Das Schleifen der Gartenmöbel war ein Drama, denn vor vier Jahren hatte ich meinen Fein Multimaster aus der Hand gegeben. Der Mensch, dem ich ihn geliehen hatte, tat auf Nachfrage so, als wüsste er gar nicht, dass er das Gerät von mir gehabt hatte. Nun versuchte ich mich erst eine Weile mit dem „normalen“ Schwingschleifer. Das gab ich aber total entnervt wieder auf, weil mir das Schleifpapier alle paar Sekunden riss. Ob es zu alt war oder ich zu ungeschickt, weiß ich nicht. Früher war zwar nicht alles besser, aber der Schwingschleifer in jedem Fall. Also flog er im hohen Bogen in die Trödelkiste für Melanie und Stephan, die restlichen Schleifpapiere hinterher und keine halbe Stunde später hatte ich ein neues oszillierendes Wundermaschinchen in Händen.
MEIN neuer Fein. Nein, ich bekomme kein Geld für die Werbung, aber das ist einfach ein fantastisches Gerät. Ohne meinen feinen Fein hätte ich 2000-2002 niemals meine Renovierung (eher eine Kernsanierung) mit so viel Eigenleistung durchziehen können. Er schnitt direkt an der Wand millimetergenau die Trittschalldämmung ab. Er schliff, polierte und trennte. Perfekt! Kein Wunder, dass der nette Herr ihn vor vier Jahren nicht zurück gab. Aber genug von diesem Liebeslied. Es geht ja eigentlich um unser Sommerferienprojekt.
Nele stellte gestern mit Bedauern fest, dass sie mit dem Gipsarm nicht mehr schleifen kann, weil die Vibrationen weh tun. Aber egal, dann übernimmt sie eben bei der aufgefrischten Holzfensterbank das Zusammenkehren des Holzmehls und das Lasieren.
Aurelia merkt gar nicht, dass sie liest, schreibt und rechnet, wenn sie die Einkaufsliste für das Bauhaus notiert, Maße für den nächsten IKEA-Besuch nimmt und dabei ausrechnet, ob zwei Betten von 2,09 m Gesamtlänge an eine 4,04 m lange Wand passen. Beim Abbau eines Bettes übernahm sie höchst eloquent Vorarbeiteraufgaben: „Nele, leg die Bretter an die Treppe! Cari, du hältst die Dose für die Schrauben fest. Mama, du löst die Schrauben im Bus! Nein, Cari, nicht im VW-Bus, die Schrauben haben ein Loch, das im Bus heißt! Nele, hier ist noch ein Brett! Mama, soll ich das hier festhalten, wenn du an der letzten Schraube bist? Nele, noch ein Brett! Cari, hier sind die ersten Schrauben von Mama, leg sie in die Dose! Mama, du musst noch die Pizza belegen und backen! Bathida, geh sofort runter, das ist eine gefährliche Baustelle! Mama, wir Kinder brauchen jetzt eine Pause, das selbst gemalte Eis ist fertig. Es sind sechs Eislollies, also für jedes Kind zwei Stück, für dich ist leider keins da, denn 6 geht nicht durch 4!“
Zwei Etagen zu Tal tragen durfte ich die Einzelteile des Betts, aber beim Aufbau packten alle wieder mit an:
Das ist höchst unspektakulär, ich weiß.
Aber es ist schön, dass die Kinder sich dafür interessieren und selbst bei bulliger Hitze mithelfen. Sie sind stolz auf ihr Werk
Eine Zeitersparnis bringt diese Hilfe nicht. Aber viel Spaß. Unsere Nachbarn lachen sich kaputt, wenn ich quietschend durch den Hof hüpfe, weil eine der Dreijährigen den Gartenschlauch in meine Richtung hält. Und dass meine Kinder mich an manchen Tagen „Schnitzel“ nennen, fasse ich nicht als Kränkung auf. Wenn der Holzstaub vom Schleifen bei diesem heißen Wetter mit dem Schweiß zu einer dicken Panade verklebt, erfüllt dies nicht den Tatbestand einer Beleidigung, sondern lediglich eine straffreie Tatsachenfeststellung. Und keiner (außer euch natürlich) sieht uns dabei zu, wie wir beim Bettenbauen zu laut aufgedrehter Rockmusik gröhlen und tanzen.
Ihr seit so eine tolle Familie…hör bloß nicht auf zu Schreiben…..
Toll, was die in dem Alter schon alles können. Ich durfte in dem Alter noch nix können, was nicht meinem Alter entsprach.
„Können“ ist anders, aber „dürfen“ dürfen sie tatsächlich.
Wie schafft ihr es nur bei dieser Affenhitze überhaupt irgendwas zu tun. Wir mussten uns gestern mühsam auftraten auf den Dachboden zu gehen und nach einer Ethernet Karte zu suchen. Die alte meinem Rechner will nicht mehr. Heute war ich in der Mittagspause kurz draußen …. die Hölle
Ich persönlich bin eigentlich bei diesen Temperaturen lebensunfähig, wenn sie sie in der Kölner Bucht zu einer schwülen Hitze zusammenbrauen. (Tunesien, Indien und Namibia waren anders, weil es ganz trockene Hitze war)
Aber die Kinder wollen beschäftigt werden. Bleibe ich untätig, machen sie so viel Quatsch, dass mir gemeinsames Arbeiten lieber ist…