Ja, genau der springt mich heute im Kalender an. Grob geschätzte 98 % der Menschen in meiner Umgebung werden nicht einmal ahnen, warum. Ich gehöre zu einer Generation, in der schon im Kindergarten der Stift immer wieder in die rechte Hand gedrückt wurde und auch in der Schule keine Diskussion darüber aufkam, mit welcher Hand geschrieben wird. Ob ich als Kleinkind wirklich linkshändig war, kann mir niemand sagen. Danach wurde damals nicht gefragt.

Ich bezeichne mich daher auch nicht als „umerzogenen Linkshänder“, sondern als „Beidhänder“. Denn ich mache alles, das mir beigebracht wurde, mit der rechten = richtigen = feinen Hand: Schreiben, Schneiden, Sägen und Nähen. Was ich mir selbst angeeignet habe, mache ich mit links: Hämmern, Schrauben und die Computermaus führen. Das hat gewisse Vorteile: Ich muss kein halbes Vermögen für spezielle Linkshänderscheren und Linkshänderkartoffelschäler ausgeben. Als ich im Gymnasium Basketball spielte, benötigten die gegnerischen Mannschaften etwa 4-5 schnelle Angriffe, bis sie begriffen, dass ich rechts und links gleich gut an ihnen vorbeidribbeln konnte. Das konnte in dem einen oder anderen Turnierspiel die entscheidenden Punkte bringen.

Stets nahm ich mir vor: „Wenn ich einmal Kinder habe, dürfen sie ihre Händigkeit frei entwickeln.“ Es war mir vollkommen egal, ob sie mit rechts oder links malen, schneiden oder schreiben. Dennoch ist es spannend, die unterschiedlichen Entwicklungen zu sehen. Bei Aurelia konnte ich erst um den fünften Geburtstag herum sagen, dass sie die rechte Hand bevorzugt. Bei Nele gab es daran nie Zweifel. Sie hat irgendwie schon immer alles mit der rechten Hand gemacht. Besonders deutlich wird es in den letzten drei Wochen: Selbst mit Gips von den Fingern bis zum Oberarm führt sie den Stift, den Löffel und die Schere mit rechts. Die bei einem Ausflug von einer freundlichen Mitfahrerin angebotene Linkshänderschere wurde mit einem „Ich schnitte immer mit dieser Hand!“ beiseite gefegt. Nun bin ich gespannt auf Cari. Sie malt und hämmert mit links, aber schneidet und löffelt mit rechts.

5 thoughts on “Welttag der Linkshänder

  1. Witzig witzig. So ist es auch bei mir. Meine Mutter sagt immer, hätten sie mir nicht immer die Stifte in die rechte Hand geben, wäre ich bestimmt Linkshänder geworden. An einer Tafel kann ich sogar einigermaßen mit links schreiben. Auf dem Papier nicht so gut. Aber genau wie du sagst, alles was ich selber irgendwie mir angeeignet habe, kann ich auch gut mit links. Als ich meinen ersten Computer bekam war rechts auf dem Schreibtisch kein Platz, wie selbstverständlich, hab ich die Maus dann links platziert. Alle die sich an meinen Tisch setzten fragten häääää und brachen sich fast die Finger Als wir in meiner ersten Wohnung, mit Dachschräge, ein Bild aufhängen wollte, konnte man mit dem Hammer nicht ausholen, weil da das Dachfenster war. Meine Schwester, die gerade zu Besuch war, wollte es daher weiter links aufhängen. Ich habe dann den Hammer genommen und den Nagel mit links auf eingeschlagen, Es kann auch sein das ich manchmal, ohne drüber nachzudenken, das Besteck in die „falsche“ Hand nehme. Beim Öffnen von Flaschen ist die Linke die kräftigere. Ich bin fakultativer Beidhänder.

  2. „Linkshänder pflastern Deinen Weg.“ Sagte mein Ex, als ich ihn, seine Frau und meinen Reisebegleiter, also zwei Rechts und zwei Linkshänder, so um einen Tisch herum platzierte, dass keine Ellenbogen aneinander knallen konnten. Tatsächlich zählte ich überdurchschnittlich viele Linkshänder zu meinen Freunden. Von den Ausfällen eines umerzogenen Linkshänders kann ich ein Liedchen singen.
    Und Ich? Ich wurde gefragt, ob ich Linkshänder bin, als ich, den Kopf in die rechte Hand gestützt, einen Zahnwal und einen Bartenwal in den Sand malte.
    Ich bin situationsbedingt seitenverkehrt. Also offiziell rechtshändig, aber in manchen Situationen mache ich was mit links, was ich eigentlich mit rechts machen müsste.
    Ich schraube am Fahrrad auf der rechten Seite mit rechts und auf der linken Seite mit links.
    Ich öffne Türschlösser von Türen mit Rechtsanschlag mit links. Wahrscheinlich deswegen kam ich früher mit rechts an der Haustür nicht rein oder habe den Schlüssel abgebrochen.
    Und ich spiegele meinen Aikidolehrer, folglich habe ich gerade beim Kenjutsu oft den falschen Fuß vorne oder weiche in die falsche Richtung aus.
    Also alles nicht so eindeutig mit der Händigkeit. Wozu haben wir auch zwei Hände?

    1. Gut gesagt „Wozu haben wir auch zwei Hände?“. Ich kenne reichlich Menschen, die vollkommen hilflos sind, wenn sie ihre führende Hand nicht wie gewohnt benutzen können.

      Highlight war eine Indienreise. Ich saß neben mit einem Linkshänder, der wegen der örtlichen Hygieneregeln zum Essen nur die rechte Hand benutzen durfte und völlig verzweifelte. Nach der Hälfte der Mahlzeit hatten die Gastgeber Mitleid und beschafften ihm bei den Nachbarn eine Gabel, die er dann dann auch mit links benutzen konnte, ohne dass die in der ndtzenden Inder Ekelpickel bekamen.

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