In diesem Jahr kommt ihr um einen Adventskalender herum. Vielleicht freut es euch, weil es letztes Jahr wirklich viel zu lesen pro Tag war. Vielleicht fehlt es euch, dann erbitte ich gute Ideen für das kommende Jahr).

Aber einen kleinen Adventskranz gibt es: Ich möchte euch an meinen Adventssonntagen teilhaben lassen.

Kerze 1: Kinderaugen

Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich nicht besonders gerne auf Weihnachtsmärkte gehe? Dieses Geschiebe und Gedrängel ist mir lästig. Die Preise für lauwarmen Billigwein, verbrannte Champignons, halbrohe Waffeln, versalzene Fritten und unzureichend durchgegarte Würstchen steigen von Jahr zu Jahr enorm.

Immer teurer, immer kommerzieller, immer lauter, immer hektischer, immer krimineller. So empfinde ich die Weihnachtsmärkte in den Großstädten. Deshalb wollten wir uns einen kleinen ansehen. In Bedburg-Kaster gaben wir nach 45 Minuten Parkplatzsuche auf. Wenn wir schon mittags keinen Parkplatz finden, brauchen wir uns gar nichts einbilden. Sie würden zwischen all den Besuchern des historischen Ortskerns eher erdrückt, als dass sie idyllische Erinnerungen aufbauen könnten.

Oma hatte sich nun aber mit ihnen zum Weihnachtsmarkt verabredet, also musste das auch gemacht werden. Plan B war der Weihnachtsmarkt hier in Efferen. Ich bin beim Einhalten von Versprechen sehr tapfer und rede mir so lange ein, dass mir das Freude macht, bis ich es selbst glaube und entsprechend glaubhaft den Kindern gegenüber vertrete.

Selig vor Glück auf dem Kettenkarussell

Gut gelaunt liefen wir zum Kirmesplatz – und dass trotz Regen und langer Diskussion, warum Regenschirme auf Weihnachtsmärkten unpraktisch sind. Wir begannen mit dem Kettenkarussell und ärgerten uns nicht, dass die Chips für das Karussell genau am anderen Ende des Platzes verkauft wurden.

Beim Rundgang über den Markt begegneten wir einigen Nachbarn und Bekannten, die wir sonst das ganze Jahr nicht sehen. Nett. Doch die Gespräche plätscherten ziemlich an der Realität vorbei. Jeder betonte, wie entspannt er dieses Jahr die Weihnachtszeit angeht und sich keinesfalls von dem Rummel und der Hektik anstecken lassen wolle. Wie schön doch solch ein Weihnachtsmarktbesuch in der Hektik des Alltags sei. (Aha, also doch Hektik?!) Mehr als einmal stöhnte man mir die Ohren voll, was für ein Stress doch die vielen Weihnachtsfeiern mit Weihnachtsmarktbesuchen, Wichteln, Schrottwichteln, etc. seien. Dann wieder verklärte Sätze wie „Es gibt doch nichts Schöneres als die Vorfreude aufs Fest“ und „Ob wir wohl weiße Weihnacht bekommen?“. Am liebsten würde ich die Leute schütteln und fragen, ob sie schon ‚mal in die Statistik geschaut haben. Darin würden sie sehen, dass es im Rheinland durchschnittlich alle 10 Jahre an einem der Weihnachtstage nennenswert schneit.

Der Knaller sind ja dann die Leute, die selig lächelnd von Lichterglanz in verzauberten Kinderaugen erzählen. Was ich in den Kinderaugen gesehen habe, war blanke Angst: Als die erste von einem Mann gegen eine Holzbude gedrängelt wurde, als die zweite mich in dem Gedränge nicht mehr sah, obwohl ich sie an der Hand hielt – und als die dritte von einer besoffenen Frau einen Becher heißen Glühwein über Kopf und Schultern gekippt bekam. Reaktion der Unfallverursacherin: „Mist, ich wollte doch nur kurz auf die Uhr sehen, die Plürre hatte ich schon wieder vergessen!“ Kein Wort der Entschuldigung.

Wozu auch. Das scheint der normale Umgang zu sein. Die Leute drehen sich um und merken nicht, dass sie anderer Leute Kindern ihre seesackgroßen Handtaschen vor den Kopf hauen. Sie heben ihre Kinder am Kettenkarussell über die Absperrung (wozu die wohl jemand aufgestellt haben mag?), um die Warteschlange zu umgehen. Sie zerren vollkommen verschüchterte Hunde über den Platz, die armen Viecher können kaum laufen, weil sie die Rute bis an den Bauch eingezogen haben. Mir wurden etliche Schirme ins Gesicht gepiekt und zweimal auf den Fuß getreten. &%*@!

Das spielt mittags um 14:30 Uhr auf dem Dorfweihnachtsmarkt, denn zu den riesigen Massenaufläufen in Köln traue ich mich schon seit Jahren nicht mehr mit Kindern.

Ich danke Gott für die robuste Natur meiner mittleren Tochter, die schon auf dem Rückweg die Glühweindusche nicht mehr als Unfall, sondern als Segen betrachtete. Voller Freude hüpfte sie mit ihren Halbschuhen von Pfütze zu Pfütze. Nass war sie ja ohnehin schon, was hätte ich ihr also den Spass verderben sollen? Die Hüpferei hielt sie wenigstens warm.

So müssen Weihnachtsmarktselfies sein: Schief, albern und überbelichtet

Aber irgendein Zauber wohnt Weihnachtsmärkten inne. Wie wäre es sonst zu erklären, dass alle drei Kinder am späten Nachmittag noch ein zweites Mal hingehen wollten?

Immerhin hatten wir die eigentlichen Verkaufsbuden noch gar nicht gesehen, als wir übereilt den Rückweg antreten mussten. Und wie könnte ich meiner Mutter einen Flammkuchen abschlagen. Ich freue mich doch, wenn sie ‚mal etwas mit richtigem Heißhunger isst. Die Kinder teilten sich zwei Portionen Fritten mit Ketchup. Und ich hatte die Gelegenheit, mich über ein Projekt zu informieren, das in Hürth einen Botanischen Garten initiieren will und dabei auf Integration und Inklusion setzt. Mit Café und Boule, auf meine Nachfrage sind sogar Urban Gardening und ein Naschgarten geplant. Nette Idee, ich bin zwar skeptisch, habe mich aber trotzdem auf den Verteiler des Newsletters setzen lassen. Vielleicht kann ich ihnen ja noch einen öffentlichen Bücherschrank für das Café aufschwatzen.

 

Geht ihr gerne auf den Weihnachtsmarkt?

 

 

Ach, noch ein Rätsel: Kennt ihr das Kölsche Wort mit den 4 x tz? (Für die Auflösung etwas scrollen bitte)

 

 

 

 

 

hey, nicht fuschen!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hast du wirklich vorher geraten?

 

 

 

 

 

 

 

 

Atzventzkrantzkäätz = Adventskranzkerze

9 thoughts on “1. Advent – Kinderaugen

  1. Liebe Ingrid!

    Ja ich bin Weihnachtsmarkt -Freund. 1x muss es ein großer sein,zusammen mit der besten Freundin Kakao mit Schuss und Waffeln testen,flanieren und den Tag geniessen. Meine Kinder oder Hunde würde ich niemals in das Gedränge mitnehmen, da gehen wir auf unseren Dorf-Weihnachtsmarkt.

  2. Komm dienstags abends nach Aachen zum Weihnachtsmarkt. Da hast du weder Geschiebe noch Besoffene sondern viel Platz und auch die Kinder können die Verkaufsstände sehen.

    Ich selbst gehe auch gerne mal am Wochenende abends gerade weil das Geschiebe geoß ist. Allerdings bin ich auch groß genug um etwas zu sehen und keine Handtasche ins Gesicht zu bekommen.

    1. Danke für den Rat, das ist eine echte Alternative. Und wenn ich es mir richtig überlege, war ich vor Jahren sogar schon einmal auf deinem Aachener Weihnachtsmarkt und habe in der tat kein Gedränge in Erinnerung.

  3. ATZvenTZkranTZ kääTZ ! Habe ich gewusst. Ohne zu scrollen.
    Wir sollten uns zusammentun mit unserem pragmatischen Realismus. Dann wären wir ja schon zwei.
    Aber verschone doch bitte den Rest der Welt mit Fakten.
    Ich mag Weihnachtsmärkte nicht – Ich hasse sie! Vor Allem die in Köln zu denen massenhaft Touristen geschaufelt werden – wo der eine aufhört, fängt der andere an. Ich habe ja auch bauplanbedingte Nachteile. Der Mittelaltermarkt in Siegburg soll ja schön sein, aber da war ich auch noch nicht.
    Es kommt noch schlimmer: Ich habe auch schon als Kind Weihnachten mit der Familie feiern zutiefst verabscheut. Geschenke waren ok, aber was davor und danach kam: Ewiges rumsitzen mit Leuten, die sich eigentlich nicht ausstehen konnten… nee, nix für mich.
    Fazit: Ich feiere nicht.
    Ich überlege gerade, spontan in Urlaub zu fahren. Was mich interessiert ist erst im Februar. Dann ist Weihnachten vorbei und Karneval noch nicht gewesen. Gaanz tolles Timing!

    1. Ich glaube, genau das ist das Problem in Köln. Da werden im Straßenkarneval und im Advent die Menschenmassen in Bussen hingekarrt, von Jahr zu Jahr mehr, um den Profit zu steigern. Eine Bekannte, die einige Jahre auf dem einen großen Kölner Weihnachtsmarkt arbeitete, erzählte von über 80 % Fremdsprachenanteil, weil sich die Massen aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Großbritannien an ihrem Stand vorbei drückten. Typischer Massentourismus eben…

  4. Ideen für 24 Türchen für Dich habe ich genug. Beglücke uns einfach zu jedem Deiner Wanderführer/Reise-Büchern mit einem Anekdötchen…24 solltest Du wohl zusammenbekommen.

    Jetzt mache ich mich mal unbeliebt. Ich bin auch kein begeisterter Weihnachtsmarktgänger und wenn Braunschweig auch nicht Köln ist, ist hier dennoch einer der bliebstetsn Weihnachtsmärkte Norddeutschlands und somit werden hier auch (vornämlich sächsische oder anhaltinische) Touristen hingekarrt.
    Aber noch mehr nerven mich die Mutties die mit den Kinderkarren über den Weihnachtsmarkt schieben einem entweder über die Füsse oder in die Hacken fahren.
    Mein Rat wäre: Entweder sind die Kinder klein genug das sie getragen werden können, oder groß genug das sie gefahrlos, für sich und andere, über den Weihnachtsmarkt gehen können. Für die 2-3 Jahre dazwischen könnte man ggf ohne die Kinder gehen. Auch wenn es nicht ganz so Stimmungsvoll ist, könnte man die besucherarmen Vormittagsstunden nehmen. *DUW*

    1. Du brauchst dich nicht ducken, ich mag auch nicht von Kinderwagen in die Hacken gefahren bekommen. Deine Einstellung teile ich für die großen Weihnachtsmärkte zu 100 Prozent. Deshalb gehe ich da mit meinen Mädels ja auch nicht hin. Aber auf einem Dorfweihnachtsmarkt, der erst mittags öffnet, müsste es doch mittags möglich sein, mit Kindergarten- und Grundschulkindern gefahrlos eine Runde zu drehen. Aber ist wohl naiv von mir.

  5. Auch ich habe nicht das Verlangen auf unseren Weihnachtsmarkt zu gehen. Seit gefühlt fünfzig Jahren stehen alle Händler an gewohnter Stelle. Schlechter Glühwein der sich schön getrunken wird. Treffe ich aber Freunde die auf unserem Weihnachtsmarkt waren finden Sie ihn sehr schön. Das ist er sicher auch aber nicht für die Bürger der Stadt Bergisch Gladbach. Wir fahren dann schon mal auf einen anderen nicht so großen Weihnachtsmarkt. Wann ich in Köln zu letztauf einem der vielen WM war kann ich mich nicht mehr entsinnen. Des Öfteren waren wir schon in Siegburg auf dem Mittelalter Markt. Im Dunkeln hat er was. Alles nur mit Kerzen beleuchtet. Stimmungsvoll und andere Gewerke und Stände als sonst wo. Die nächsten Tage werden wir dort sicherlich noch mal hin fahren.
    Eine ruhige Adventzeit, ohne den Weihnachtsmarkt Stress, wünscht Ulla

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