Stars und Sternchen prägten mein zweites Adventswochenende.
Die Kinder hatten Samstag und Sonntag die Jahresaufführung Planet Hürth ihrer Tanzschule. Am Samstag waren sie so aufgeregt, dass die letzte (!) schon um 4:45 wach war. Alle drei hibbelten, schnatterten und wuselten durcheinander. Eins Stall mit aufgescheuchten Hühnern – nebst Fuchs – wirkt dagegen wie eine buddhistische Meditationsgruppe.
Der Ganzkörperanzug des grünen Männchens musste noch enger genäht werden, weil er bei einer besonders außerirdischen Bewegung immer über die Schulter rutschte. Während ich die Leggings und Trikots für die kleinen Sterne herauslegte, zog die Große ihr Kostüm schon an. Natürlich war es schon bekleckert, bevor ich die Chance hatte, darauf hinzuweisen, dass sich erst in der Künstlergarderobe umgezogen wird.
Um 12:40 Uhr musste das grüne Männchen das erste Mal im Kostüm auf der Bühne stehen: Stellprobe für das Licht und Generalprobe. Danach schnell nach Hause, Mittagessen, Anzug waschen und wieder los, denn um 15:00 Uhr war Stell- und Generalprobe für die Kleinen. Die schliefen mir natürlich im Auto ein, ich übergab sie also schläfrig und desorientiert an ihre Patinnen. Zehn Minuten später, auf der Bühne, waren sie hellwach und tanzten, als hinge der Weltfrieden – und die Weihnachtsgeschenke – davon ab.
Dann ging es wieder nach Hause. Wir mussten die Taschen packen, jeder brauchte Socken, ein Kuscheltier und ein Spiel. Dazu einen gekennzeichneten Becher für Wasser und etwas zu Essen, was weder unangenehm riecht noch Wechselwirkungen mit den vielen Schmetterlingen und Flugzeugen in den aufgeregten Bäuchlein hatte. Ideal sind Laugenstangen, jede durfte sich zwei davon backen. Und schon ging es wieder los, denn um 18:00 Uhr sollten alle wieder da sein für die Probe zum Finale.
Nun hatte ich keine Lust, noch einmal wieder nach Hause zu fahren, um eine Stunde später wieder für die eigentliche Aufführung dort zu sein. Also setzte ich mich in die Pizzeria gegenüber und nahm in Ruhe eine Pizza und ein Wasser zu mir. Hach, herrlich, das war echte Premiumzeit. Ein kleiner Schwatz mit dem Pizzabäcker, viele erheiternde Blicke auf vorbei hastende Fußgänger und verzweifelt nach einem Parkplatz suchende Autofahrer rundeten das Wohlgefühl ab. Ich wusste gar nicht, wie leicht es ist, mich glücklich zu machen ;o)
Bis dahin hatte ich mich noch darüber geärgert, dass ich mir die Vorstellung ohne Gesellschaft ansehen musste, und das Geld für die zweite Karte zum Fenster heraus geworfen hatte, nun aber genoss ich das Alleinsein. Allein und einsam ist und bleibt eben ein großer Unterschied.
Wenn alle, die in den letzten Jahren mit mir gemeinsam die Vorstellungen besucht hatten oder betont hatten, wie gerne sie einmal mitkommen würden, nun etwas vermeintlich Besseres zu tun hatten, konnte das eigentlich ja nicht mein Problem sein: I hatte mir für diesen Abend zugesagt, war aber seit der Geburt ihres Urenkelchens für mich nicht mehr telefonisch erreichbar gewesen. G half ihrer Mutter bei einem Weihnachtsmarkt. D wollte ihre Kinder nicht allein beim Vater lassen. A wollte lieber einen Kuchen für den Adventssonntag backen. M wollte nicht im Dunkeln Auto fahren. R und F weilten auf Weihnachtsfeiern. H schließlich wollte in jedem Fall kommen, reagierte aber den ganzen Nachmittag und Abend weder auf Anrufe, noch auf SMS und WhatsApp.
Und das alles nur, weil meine Mutter, für die ich die zweite Karte gekauft hatte, lieber als DRK-Helferin in der letzten Reihe sitzen wollte.
Ihre Sache!
Das muss ich mir viel häufiger sagen, statt traurig zu werden, wenn ich einen Korb bekomme oder jemand sogar ohne Absage nicht zu einer Verabredung erscheint. Viel zu oft mache ich die Probleme oder Versäumnisse anderer zu meinen eigenen.
Ich jedenfalls saß in der zweiten Reihe ziemlich in der Mitte, mit perfektem Blick auf die Bühne. Es ging um Sterne und Planeten, ich sah Elementartanz, Ballett, Jazzdance, Step und Hip Hop. Neben mir saß eine nette Frau, die ihre Patentochter bejubelte, auf dem zweiten Nachbarstuhl fand meine Tasche Platz. In der Pause unterhielt ich mich nett mit Aurelias bestem Freund, dessen Schwester und ihren Eltern. Danach kamen mehrere Stücke, die mir ans Herz gingen:
Ich hatte vorher gar nicht gewusst, dass es einen Hürth Song von den Wise Guys gibt. Nun bekam ich zu diesem humorvollen Text auch noch einen witzigen Hip Hop Tanz zu sehen.
Wen es interessiert: Beim Video auf YouTube wurde quasi hinter unserem Haus gedreht, das mehrfach gezeigte Hochhaus unter den Hochspannungsleitungen liegt genau hinter unserem Garten. Auch alle anderen Drehorte kenne ich, unter der einen Brücke liegt ein Geocache, in einem der Wege wohnte früher ein Schulfreund von mir und zum Gertrudenhof gehen meine Kinder sehr gerne. Also, wenn ihr mal schmunzeln wollt: Ich bin aus Hürth
Beim Auftritt der Grünen Männchen war ich stolz auf Aurelia, die von einer ziemlich nervigen Chinesin immer wieder den ihr zugeteilten Platz in der vordersten Reihe streitig gemacht bekam und sich dann kurzerhand unauffällig ein paar Schritte nach hinten auf deren Platz zurückfallen ließ. Sie hat verstanden, dass es um eine Gruppenleistung geht und nicht um das Herausstechen einer einzelnen Tänzerin.
Die kleinsten Tänzerinnen sind da noch nicht so berechnend. Sie hüpfen, rennen und purzeln auf der Bühne durcheinander. Wer fällt, wird sofort von mindestens zwei anderen Minimäusen wieder auf die Füße gezogen. Sie tanzten zu Ein Stern, der deinen Namen trägt. Die Choreografie machte es richtig spannend: erst tanzten alle mit verschränkten Armen vor der Brust, dann streckten sie die Hände weit von sich und auf der Brust war zu lesen: MAMA. Geschätzte 90 % aller Frauen im Saal standen die Tränen der Rührung in den Augen.
Ein Platz in Reihe 2 hat den Nebeneffekt, dass man von der Bühne aus erkannt wird. Beide Minis erkannten mich sofort. Nele hob nur kurz und unauffällig die Hand zum Gruß und nickte, als ich den Gruß erwiderte. Sie verzog keine Miene und tanzte die Schrittfolge fehlerfrei weiter. Ganz anders Cari: nachdem sie mich gesichtet hatte, fiel sie vor lauter Winken fast um. Sie tanzte – im wahrsten Sinne des Wortes – aus der Reihe. Schrittfolgen und Armbewegungen führte sie zwar noch korrekt aus, aber nahm keine Ortswechsel mehr vor. Sie tanzte nur für mich, und das genau vor mir! So ein bezaubernder Liebesbeweis! Keiner sagte etwas dazu. Bei den ganz kleinen Tänzern geht es nur darum, dass ihre erste Bühnenerfahrung positiv belegt ist. Trotzdem habe ich nach der Aufführung zuerst Nele gelobt. So viel Disziplin ist für so ein kleines Mädchen alles andere als selbstverständlich. Ich hätte das in dem Alter nicht gekonnt. Weder so wie Nele, noch so wie Cari. Ich hätte mich gar nicht erst auf die Bühne getraut. Hut ab vor so viel Mut!
Gut gelaunt ging es ins Bett, obwohl wir erst um halb elf zuhause waren. Und gut gelaunt waren alle am 2. Advent schon wieder vor 6 Uhr auf den Beinen. Es gab ja noch so viel von gestern zu erzählen und so viel zu erledigen, bevor wir nachmittags zur zweiten Aufführung fuhren.
Wir buken Kekse, vorwiegend Sterne, weil sie so gut zum Kostüm passten. Aber auch Herzen, Männchen, Dome und etliche andere schöne Dinge.
Dazu versuchten wir uns als Chocolatiers und kreierten die köstlichsten Schokoladentaler.
Cari hatte Mehl bis in die Socken, Neles Haare glänzten von kupferfarbigen und altrosa Zuckerkügelchen, sogar im Hundefell landeten Deko-Herzen und -Schneemänner. Natürlich konnte man bei uns gestern ‚mal wieder vom Boden essen, sogar sehr abwechslungsreich.
Danach bastelten, beklebten und schrieben wir erste Weihnachtskarten, denn am Freitag ist ja schon der letzte Schultag. Entsprechend wurde es schon langsam Zeit für die Karten für die Lehrerinnen.
Ich fand sogar endlich Zeit, das Paket einer meiner treusten Blog-Leserinnen zu öffnen. Danke, liebe Sabrina, für die fantastischen Stern-Kekse und all die anderen selbst gemachten Kunstwerke. Du bist und bleibst unser Advents-Engel. Das war eine echte Überraschung für alle Sinne, denn nicht nur den Anblick war umwerfend, sondern auch der Duft. Die Konfitüre schmeckt sogar Aurelia, die sonst ausschließlich auf Erdbeere abonniert ist. Der Fühlsinn muss noch etwas Warten bis zum nächsten Badetag. Sogar der Unsinn wurde angesprochen, denn nachdem die kleinen vom Rascheln des Knüllpapier angelockt worden waren, las ihnen Aurelia aus euren alten Zeitungen vor…
Mittags wurde unsere Advents-Idylle jäh unterbrochen. Meine Mutter rief an. Nach ihrer Arbeit in der Bäckerei konnte sie nicht vom Parkplatz fahren, weil der Rückwärtsgang nur noch Kchchchchchchrrr röchelte und die Vorwärtsgänge gar nichts sagten. Ich musste sie abholen, für Automobilclub hatten wir gestern keine Nerven. So schnell wie sonst nie sprang Cari in ihre Klamotten, kramte aus meiner Schreibtischschublade einen Phasenprüfer heraus und hüpfte ins Auto mit den Worten: „Wir fahren Omas Auto reparieren!“ Das klappte leider nicht, also muss dann doch heute der ACV das Auto in die Werkstatt schleppen.
Unterwegs noch ein kurzer Halt am Straßenrand, weil I anrief. Ja, die I mit dem Urenkelchen, die mich am Samstagabend zur Aufführung begleiten wollte. Nein, keine Entschuldigung, sondern die fröhliche Frage, wann sie denn heute im Bürgerhaus sein soll. Auf meinen Hinweis darauf, dass sie gestern mitkommen wollte und ich ihre gefühlte 100 x auf den Anrufbeantworter und die Mailbox gesprochen habe, antwortete sie mit: „Oh, das ist mir wohl durchgegangen, wie komme ich denn jetzt an eine Karte?“ Na prima, dann verfiel wenigstens für Sonntag meine zweite Karte nicht.
Die Kinder mussten um 15:30 Uhr wieder da sein, die Rotkreuzlerin erst um 16:30 Uhr mit Beginn des Einlasses. Also hatten wir eine Stunde Zeit, die wir dieses Mal im Café Goldig verbrachten. Seit Jahren nehme ich mir vor, dort einzukehren, aber erst jetzt habe ich es geschafft. Sonst war ich immer zu spät (das Café schließt schon um 17 Uhr) oder am falschen Tag (Di/Mi Ruhetag) dort. Das Warten lohnte sich. Mein Tee war 1A, die Linsen-Curry-Suppe meiner Mutter herrlich heiß und perfekt abgeschmeckt.
Unterm Strich erlebte ich dann doch die Vorstellung fast allein, denn die Heizungsanlage im Bürgerhaus bollerte so stark, dass I ständig neben mir einschlief und immer nur kurz für einen Applaus aufschreckte. Meine Bühnenstars ließen sich nach der zweiten Aufführung ausgiebig feiern und fielen vollkommen überdreht und übermüdet ins Bett. Trotzdem war ich schon vor ihnen eingeschlafen, deshalb lest ihr erst heute von meinem 2. Advent.
Und wie war’s bei euch? Hattet ihr Weihnachtsstress oder Tiefenentspannung?
Ich hatte zwar Programm, war aber trotzdem tiefenentspannt. Mit ziemlich heftigen Halsschmerzen und Schnupfen fuhr ich Samstag nach Oberhausen zum Gasometer am Centro. Eigentlich war für diesen Tag ein Familien-Adventstreffen in Dortmund bei meinem Vater geplant gewesen, was sonst traditionell am 4. Advent stattfindet, aber zuerst terminlich auf den 8.12. gelegt und krankheitsbedingt letztlich abgesagt wurde. Da sich mein Bruder aus HH extra dieses Wochenende freigeschaufelt hatte und kommen wollte, trafen wir uns eben kurzerhand mit meiner am Niederrhein wohnenden Mutter am Gasometer und gingen zunächst zusammen essen und nachher in die Ausstellung „Der Berg ruft“. Das hatten wir vor ein paar Jahren schon einmal anlässlich ihres Geburtstags gemacht und auch die neue Ausstellung lohnte sich. Um 17 h wollte ich dann heimfahren – wie auch etwa 200 andere Autofahrer (die meisten aus NL) und 50 Reisebusse, die ihre Insassen, die sie mittags vor dem Centro ausgespuckt hatten, nun wieder eingesammelt haben und sicher nach Hause bringen wollten – weswegen ich sage und schreibe 60 Minuten gebraucht habe, um vom Parkplatz herunter zu kommen!!!
Abends erholte ich mich gemütlich zu Hause.
Für Sonntag war eigentlich ein Wandertag mit anschließendem Besuch eines Chorkonzertes und essen gehen mit Gutscheinbuch geplant gewesen. Aufgrund der Unwetterwarnung und meiner Erkältung wurde das aber gecancelt. Jetzt muss ich mich erst einmal wieder richtig auskurieren.
Klingt spannend.
Ich hatte Aikido-Lehrgang und Dojo -Party und war ebenso platt am Sonntagabend.