Gestern hatte ich Geburtstag. Das passiert mir jedes Jahr einmal. Daran ist nichts Ungewöhnliches.

Dennoch ist es kein gewöhnlicher Tag.

Jeder hat Erwartungen an mich.

Gute Bekannte sind entsetzt, dass ich ausgerechnet an meinem Geburtstag in den Urlaub starte. Sie verstehen nicht, dass ich weder eine Party gebe noch ausgehe. Sie fragen verwundert, warum ich meinen Geburtstag nicht so oder so oder so feiere.

Ihr Süßen: Weil das eure Art ist, eure Geburtstage zu begehen. Nicht aber meinen Vorstellungen entspricht. Wer mich wirklich kennt, der kennt auch meine Gründe.

Aber damit nicht genug. Den ganzen Tag pingen eMails von allen möglichen Firmen und Hotels auf, denen ich mein Geburtsdatum nennen musste, um einen Geschäftskontakt mit ihnen haben zu dürfen. Schon Wochen vorher flattern schriftliche Glückwünsche aus der ganzen Welt ins Haus, dieses Jahr sogar aus China. Die weiteste Karte kam aber nicht etwa von Freunden, sondern von Fischers Lagerhaus. Die Inhaber finden es wohl originell, Geburtstagsgrüße aus der Ferne zu schicken, obwohl ich nur 200 m vom Laden entfernt wohne. In den letzten Jahren schrieben sie aus Indonesien, Indien und Marokko, wenn ich das noch recht in Erinnerung habe. So sehr ich mich über die Post aus der Ferne freue und die bezaubernden Briefmarken mag, so sehr irritiert es mich auch, wie weit mein Geburtsdatum und meine Anschrift das Lagerhaus in Efferen verlässt.

Was allen gemein ist, sind die mit den Glückwünschen verbundenen Aufforderungen, mal endlich wieder bei ihnen einzukaufen oder zu übernachten.

Nein, ihr lieben Leute, an meinem Geburtstag freue ich mich nicht über 5-Euro-Rabatt-Coupons bei einem Einkauf von mindestens 50 Euro. Ich habe nämlich gar keine Zeit für eure Homepages und stationären Läden.

Wisst ihr, liebe Freunde und Werbetreibenden, was ich gestern stattdessen gemacht habe? Ich habe mich von meinen Töchtern mit selbstgemalten Geburtstagskarten überraschen lassen, den Vormittag voller Vorfreude auf der Autobahn A3 verbracht, nachmittags eine Hunderunde durch den hohen Schnee gedreht, mit meinen Mädels gerodelt und auf dem Balkon unseres Hotelzimmers im T-Shirt in der Sonne gesessen. Abends haben wir nett mit anderen Stammgästen geplaudert und ich schlief vollkommen zufrieden um 21 Uhr ein.

Das ist Geburtstag für mich. Und wer in den vielen Werbeabteilungen meint, ich hätte auch nur eine Sekunde lang daran gedacht, stattdessen neue Klamotten zu bestellen oder ein Hotelzimmer zu buchen, hat ein ziemlich trauriges Verständnis vom Geburtstagfeiern…

P.S. allen echten Menschen, die mir gratuliert haben, danke ich ganz herzlich für die Glückwünsche. Ich werde „danke“ sagen, aber auch dafür hatte ich an meinem Geburtstag keine Zeit.

P.P.S.: Memo an mich selbst: nach der Rückkehr die Löschung aus all den Kundendatenbanken veranlassen!

15 thoughts on “Happy birthday to me – Angriff der Werbefuzzis

  1. Ich habe (auch) keine Lust, an meinem Geburtstag zu feiern, nur weil andere Leute dies erwarten.

    Dir gratuliere ich ganz herzlich nachträglich zum Geburtstag!

  2. Ich weiß schon warum ich in der Woche in der ich Geburtstag habe in der Regel auch im Urlaub bin. Was mich mehr irritiert, dass ihr jetzt in den Urlaub fahrt wo doch gar keine Schulferien sind. Zum Glück habe ich nur wenig penetrante Werbemails zu meinem Geburtstag bekommen. Und alle andern ignoriere ich. Wenn irgendein goody dabei ist das mich interessiert, dann kann es sogar sein das ich es nutze wie zum Beispiel der zehn Euro Gutschein zu meiner BahnCard letztes Jahr

  3. Ach, Ingrid….. und ich habe auch noch deinen Geburtstag vergessen! Sorry.
    Auch wenn es evtl. in der Flut der Glückwünsche untergehen könnte, meine allerherzlichstenGratulation zu deinem gestrigen Geburtstag! Ich wüsche dir alles Gute mit deinen Lieben, viel Glück und vor allem eine gute Gesundheit/Gesundung und ein langes Leben!
    Gruß, Aurora
    P.S. Der Kontakt mit dem Outdoorverlag ergab ein neues Buchangebot. Bin aber noch am Überlegen, ob ich es annehmen soll, denn ich müsste vor allem finanziell für die Recherche ganz schön tief in die eigene Tasche greifen. Ob sich das lohnt?

    1. Ich danke dir für die Gratulation. Meine Augen sind noch gut genug, um zwischen Werbemails und lieben Grüßen zu unterscheiden 😉

      Wohin soll es denn für den Outdoor Verlag gehen? Üblich sind 3000er Auflagen, dann kannst du ja selbst ‚mal rechnen. Leider bleibt es bei meiner Aussage in unserem ersten persönlichen Gespräch:
      1.) Vom Schreiben kann man nicht reich werden. (außer du schreibst einen Harry Potter)
      2.) Mit Glück bekommst du die Recherchekosten rein, bevor du zur nächsten Auflage starten kannst.
      3.) Es ist aber immer eine perfekte Ausrede für schöne Ausflüge und Reisen…

      1. Wenn es quasi bezahlter Urlaub ist, wäre ich ja schon zufrieden.
        Ich sprach mit Amrei R. über ein Buch zum Odenwald. Die Gegend ist schön, was ich bisher von den Bildern sehen konnte, kenne ich aber noch gar nicht und kann es auch nicht von zu Hause aus erwandern. D. h. bei 20-30 Wanderungen in Summe mindestens 6 Wochen Recherche-Aufenthalt vor Ort, die mich nur an Übernachtungskosten schon 500 €/Woche kosten würden… Wäre genau der Erlös des Verkaufs einer Auflage. Aber will ich die nächsten 2 Jahre in den drei Hauptferien für eine Woche in den Odenwald fahren?? Das ist für mich eine schwierige Entscheidung.

  4. Ich bin gestern aus dem Urlaub zurückgekommen, habe gefühlte 2999 Mails- und Blogbeträge gelesen, bzw. die sinnlosen Mails gleich gelöscht. Daher gratuliere ich jetzt erst recht herzlich. Du hast das auch ganz richtig gemacht.
    Ja, mir ist irgendwie mit den Jahren auch meine Geburtstagsfeier abhanden gekommen. Meiner liegt nämlich immer zwischen oder auf Feiertagen oder Brückentagen. Früher habe ich immer im Garten mit Freunden gegrillt. Aber als dann alle im arbeitsfähigen Alter waren, sind viele über die Feier- oder Brückentage „ganz spontan“ weggefahren, nicht ohne vorher bei mir zuzusagen. Dann saß ich da, mit meinen eingekauften Lebensmitteln.
    Irgendwann habe ich dann auch meinen Paddelurlaub gebucht und das war denn lustig. Voriges Jahr habe ich ja in Seesen gefeiert. Das war denn auch schön!
    A propos eingekaufte Lebensmittel: Mittlerweile gibt es so viele Ernährungsspezialisten, von echten Allergikern bis hin zu Veganern, dass es kaum noch möglich ist, mit mehreren Leuten eine Feier zu planen. (Passend dazu gab es heute einen großen Artikel im Stadtanzeiger ) Außer Mitbringpartys: Die sind dann auch wieder lustig, weil ich als Omnivore alles probieren kann. Nur hatte ich das letzte Mal noch Berge von Nudelsalat übrig. Was an Rafik Schami erinnerte: „Eine deutsche Leidenschaft namens Nudelsalat“. Lieber Rafik: Wie Du mag ich Nudelsalat nicht besonders. Aber ich weiß jetzt: Man kann ihn braten und mit einer leckeren Tomatensoße ist er gar nicht so übel.

    1. Gebratener Nudelsalat! Liebe Bibo, von dir kann ich immer wieder lernen, ganz lieben Dank für diese Idee und die Glückwünsche.

      Ich kenne das auch: man lädt ein, bekommt etliche Zusagen und sitzt am Ende allein oder mit einer Handvoll Menschen vor einem Riesenberg Essen. Kommen alle, hat man das falsche Gewürz (Allergiker) an einem Salat, dürfen die Maiskolben nicht auf demselben Grill wie die Steaks liegen, muss ich auf Gluten, Fructose, Laktose, Schweinefleisch, Milchprodukte,… achten. Nee, mir sich auch die Mitbringpartys immer die sympatischsten.

  5. Darf aber keine Mayo dran sein, wenn Du Nudelsalat brätst.
    Last not least: Du darfst auf Deiner eigenen Party nicht mehr mit demselben Löffel in zwei verschiedene Nudelsalate fahren, wenn in der Einen Schüssel mit, in der anderen ohne Wurst ist. Macht echt keinen Spaß mehr mit den Nahrungsreligiösen.

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