Manche Tage im Leben einer Mutter sind unerfreulich, peinlich und einfach nur zum Weglaufen. Manchmal kann niemand etwas dafür, manchmal lässt sich die Schuld bei anderen Personen finden, manchmal zeigt der Spiegel die Verursacherin.
Unvernunft bei Müttern
Wieder einmal habe ich mir vor lauter Kopfschütteln fast einen Halswirbel verrenkt: An einem Morgen in der Woche vor den Ferien sitzt ein Kind aus Caris Gruppe motzig vor dem Gruppenraum. Cari setzt sich dazu, umarmt und tröstet ihre Freundin, während deren Mutter mit der Gruppenleiterin diskutiert.
Entnervt nimmt sie ihr Kind wieder mit nach Hause. Im Vorbeigehen erfahren wir, dass es sich in der Nacht erbrochen hat und deshalb nicht bleiben kann.
Es gibt in der Schule eine 48-Stunden-Regel: volle zwei Tage müssen nach dem letzten Durchfall, Erbrechen, Fieber oder anderen Krankheitssymptomen vergangen sein, um keine anderen Kinder anzustecken.
Die Idee ist gut.
Aber immer wieder erlebe ich es, dass Mütter ihre Kinder mit Medikamenten und Instruktionen versorgen und doch einfach abgeben. Ich weiß, dass manch ein Arbeitgeber „KindKrank“-Meldungen nicht gerne sieht. Als berufstätige Mutter weiß ich selbst, dass es eine Katastrophe ist, wenn das Kind krank zuhause ist, statt gesund im Kindergarten.
ABER – ja, ihr kennt meine großen „Aber“s – liebe Mütter, wisst ihr eigentlich, was ihr euren Kindern, den Betreuern, anderen Kindern und deren Müttern damit antut? Im letzten Herbst waren in einer Woche zwei Drittel aller Kinder und alle neun Betreuer krank, weil unvernünftige Mütter ihre kranken Kinder in die Gruppe brachten.
Das geht nicht! Haltet doch bitte euer krankes Kind zuhause, bis es keinen anderen mehr anstecken kann!
Ein krankes Kind will auch nicht in die Gruppe, es will zuhause mit Mama/Oma/Papa/AuPair sein, sich auskurieren und verwöhnen lassen, kuscheln, entspannen und in Ruhe gesund werden.
Schwache Nerven
Am Abend wollte Cari freiwillig ins Bett. Das machte mich stutzig. Das ist nicht ihre Art. Der Argwohn wahr berechtigt: Ab Mitternacht kotzte sich das arme Ding die Seele aus dem Leib. Alle 20-30 Minuten. Sie schlief immer wieder erschöpft ein, während ich das Kotzkümpchen spülte und auf die nächste Woge wartete. An Schlaf war bei mir nicht mehr zu denken.
Am Morgen brachte ich die Große zur Schule. Sie hatte keinen Kontakt zu Cari gehabt. Nele hingegen hielt ich lieber zuhause. Sie zeigte zwar keine Symptome, war aber den ganzen Nachmittag mit Cari zusammengewesen.
In der Schule trafen wir die Mutter von gestern, die das immer noch blasse Kind hinter sich her zog. Nach der durchwachten Nacht waren meine Nerven so schwach, dass ich auf die Frage des Kindes „Wo ist denn die Cari?“ das arme Kind anpflaumte: „Krank. Zuhause! Sie kotzt sich die Seele aus dem Leib, weil sie sich jetzt auch angesteckt hat. Und sie ist total traurig, weil wir nun nicht in den Urlaub fahren können – oder zumindest nicht so lange, wie geplant!“ Das arme Kind konnte ja nichts dafür und ich habe mich bei ihm auch nachher in der Gruppe entschuldigt. Ich war müde, traurig und nervenschwach. Dennoch war es mir unendlich peinlich, ein Kind angeblafft zu haben, noch dazu ein Kind, das ich gerne mag. Und das Kind akzeptierte meine Entschuldigung und sagte ganz süß „Ist doch nicht so schlimm! Jeder hat mal einen schlechten Tag!“
Auf dem Gang traf ich später die Mutter. Sie erklärte mir wortreich, dass es bei ihrer Tochter gar kein Infekt gewesen sei, sondern dass sich das Kind an jenem Abend überfressen habe. Glauben kann ich das nicht so richtig. Zu ihren Gunsten gehe ich davon aus, dass es ihr auch unangenehm war und verbuche es als eine Quasi-Entschuldigung. Mütter-Nerven sind eben manchmal sehr schwach und Mütter-Fell sehr dünn.
Zum Glück erholte sich die Minimaus schnell, steckte keine ihrer Schwestern an und wir konnten – unter Einhaltung der 48-Stunden-Regel – mit einem Tag Verzögerung dann doch die Reise antreten.
Ach, das ist so ein schwieriges Thema. Wenn ich als berufstätige Kinderlose sowas lese, habe ich den höchsten Respekt vor den berufstätigen Müttern, die immer und immer wieder daheim bleiben müssen, weil das Kind krank ist (oder die Kita Brückentag hat oder gestreikt wird oder, oder, oder). Ich verstehe deine Wut, aber ich kann auch die Mutter verstehen, die ihr Kind krank in die Kita bringt. Das mag rücksichtlos erscheinen, aber wahrscheinlich konnte sie einfach nicht schon wieder daheim bleiben. Deutschland bräuchte dringend gesonderte Betreuungsmöglichkeiten für kranke Kinder. Es hat ja auch nicht jeder eine Oma oder eine andere kurzfristige Betreuungsperson zur Hand – und wenn es sowas geben würde, würden vielleicht auch wieder mehr junge Frauen Kinder kriegen. Für mich jedenfalls ist es aus Betreuungsgründen in meiner Vollzeit-Berufstätigkeit momentan unmöglich, auch nur an ein Kind zu denken. Und das sollte so nicht sein.
Liebe Anne, all diese Überlegungen sind nachvollziehbar, wenn es sich um eine berufstätige Mutter handelt. Im konkreten Fall musste die Mutter aber gar nicht zur Arbeit…
Ja, du hast Recht: Wer Vollzeit berufstätig ist, keine Oma im Hintergrund hat und sich ein Au Pair nicht leisten kann/will, kann seine edelsten Körperteile darauf verwetten, dass es Ärger mit dem Arbeitgeber geben wird. Bei Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft und in den Wochen des Mutterschutzes vielleicht ncoh nicht, aber spätestens beim zweiten Mal KindKrank in einem Kalenderjahr!
Unglaublich was manche Mütter sich einbilden.
Mittlerweile gibt es schon Kitas, in denen die Kinder auch über Nacht abgekippt werden können. Die Eltern holen sie nur für 2-3 Stunden raus und bringen sie dann wieder hin.
Krank, verlaust, ungeimpft aber auf das Recht auf Kita pochen.
Dies ist ein absolut unangemessener Kommentar.
Ja es gibt mittlerweile 24 h Kitas und das ist auch gut so. Aber nachweislich wird da kein Kind 24 h betreut…. es gibt so viele Berufe in denen eben nicht von 9/17 Uhr gearbeitet wird… sondenr all diejenigen die arbeiten damit wir um 21 Uhr noch schnell einkaufen können, Polizisten, Ärzte, Pfleger …. wo sollen die mit ihren Kindern während der Nachtdienste hin wenn eben beide Eltern Schicht arbeiten oder sogar allein erziehend sind!!!!!
Und ich glaube es gibt kein Elterbteil welches das Kind gern über Nacht in einer Betreuung lässt.
Und bzgl kranker Kinder in der Einrichtung- das ist ein hochsensibles Thema… und auch da gibt es wie bei allem kein schwarz oder weiß, sondern eben auch ganz viel grau, denn wie schnell ist es Existenz gefährdet, wenn der Arbeitsvertrag nicht verlängert wird wenn das ständig Kind krank ist!!! Aber natürlich ist es für alle Beteiligten inkl Eltern, schlecht ein krankes Kind abzugeben.
Wenn es allerdings nur um den Friseur Termin geht wird es schwierig