Immer noch berauscht von einem ganz besonderen Erlebnis mit meinen Mädels muss ich euch sofort von unserer STEM-Night erzählen:
Die Naturwissenschaftslehrerin hatte die Kinder aus dem 2. und 3. Schuljahr zu einer STEM-Night eingeladen. Das Angebot galt für bis zu 20 Familien und begann erst um 17 Uhr. Ich war nicht sicher, ob die Kleinen das schaffen, aber Aurelia hat schon den STEM-Club bei dieser Lehrerin so geliebt, also meldete ich uns an.
STEM, so wurde uns in der kurzen Einführung erklärt, steht eigentlich für Science, Technology, Engeneering & Math, entspricht also in etwa den deutschen MINT-Fächern. Ja, ich habe eigentlich geschrieben, ihr wisst ja, wie sehr ich dieses Wort mag. Denn Mrs. Lawson würde STEM viel lieber durch STEAM ersetzen, damit auch der Art-Aspekt berücksichtigt wird, der bei allen Werken aus ihrem STEM-Club immer eine wichtige Rolle spielt. Recht hat sie. Bei aller Funktionalität bestanden alle Kinder darauf, dass das Ergebnis am Ende auch hübsch anzuschauen war.
Jeweils fünf Familien arbeiteten parallel an einer Aufgabe, alle 20 Minuten rutschten wir eine Tischreihe weiter zur nächsten Aufgabe. Ich sag’s euch: Das war für uns alle hochspannend.
Da diskutiert Firmenleiter mit seiner siebenjährigen Tochter über Statikprobleme. Da wird die Mutter am Nebentisch nervös, weil bei uns schon ein Erfolg bejubelt wird, während ihre Familie noch ratlos über der Aufgabe brütet. Da grinst meine vierjährige Tochter nur glücklich, als sie von einem Vater dafür gelobt wird, dass sie so toll mit der Schere umgehen kann. Da wird getüftelt und experimentiert, skizziert und geplant, ausprobiert und überlegt, geschnitten, geklebt, gesteckt, gerollt, gepustet – und ganz viel gelacht. Hach hätten wir als Kinder doch diese Art von Zugang zu den Naturwissenschaften gehabt.
Ach? Ich wollt unsere Aufgaben wissen? Gerne.
0.) Aufwärmen: (Bevor es los ging und immer, wenn wir etwas früher fertig waren und noch nicht zur nächsten Aufgabe weiter rücken konnten) 20 kleine Bärchen sollten auf drei Bechern und drei Holzspateln Platz finden, dann wurde die Zahl der Becher und Spatel nach und nach reduziert. Puh, sehr kniffelig, aber spannend.
1.) Murmelbahn: Aus einem Pappteller, Papier, Trinkhalmen und Kreppband sollten wir ein Labyrinth konstruieren, in dem die Murmel von einem Startpunkt zu einem Zielpunkt rollt und dabei mindestens dreimal nach links und dreimal nach rechts sowie durch/über ein Hindernis muss.
Während Aurelia und ich noch skizzierten und planten, malten Nele und Cari schon den Teller bunt an, schnitten Trinkhalme klein und bastelten einen Tunnel für die Murmel. Großartig! Niemals hätte ich erwartet, dass sie überhaupt die Aufgabenstellung verstehen, geschweige denn, dass sie eigenständig auf die Lösung zuarbeiten.
Nein, meine Kinder sind keine Genies. Die kleineren Geschwister an den Nachbartischen waren auch voller Eifer dabei.
2. Kriminaltechnik: Aus dem Büro eines Lehrers war der Lolli-Vorrat geklaut worden. Drei Lehrer standen auf unserer Liste der Verdächtigen, weil sie zur Tatzeit in der Nähe des Tatortes waren. In der Kriminalakte fanden sich verschiedene Indizien.
Die Kinder verglichen Fingerabdrücke und lernten dabei die drei charakteristischen Formen bei Fingerabdrücken. Sie sprachen darüber, dass man von der Länge eines Fußabdrucks gewisse Rückschlüsse auf das Geschlecht des Täters ziehen kann. Rückschlüsse, keine Beweise. Denn Mama trägt Größe 40 und sie kennen einen Lehrer, der die gleiche Größe trägt.
Das spannendste Detail der Ermittlungsarbeit war aber der Vergleich der Stifte. Am Tatort war ein verschwommener grüner Farbpunkt gefunden worden. Die drei Verdächtigen hatten ihre grünen Stifte abgegeben. Meine drei Kriminaltechnikerinnen machten mit je einem Stift Vergleichsproben auf Chromatografiepapier und hielten sie ins Wasser. Dies war am Ende die exakteste Methode, um dem Täter auf die Spur zu kommen.
3.) Schwebeball: In der nächsten Tüte fanden wir einen Tischtennisball, einen Trinkhalm und ein Blatt Papier. Was mussten wir tun, um den Ball die Schwerkraft kurz vergessen zu lassen? Basteln und pusten. Aber Achtung! Es kommt auf die Länge des Röhrchens, den Winkel des Trichters, eine genaue Luftdosierung und die richtige Körperhaltung an.
4.) Katapult: Leider fehlte die Zeit, um mit einem letzten Tischwechsel alle vier Aufgaben zu lösen. Der Hausmeister und die Putzkolonne sollten pünktlich Feierabend haben. Wir werden daher zuhause aus Eisstielen, einem Joghurtbecher, einem Plastiklöffel und einigen Gummis ein Katapult bauen, mit dem ein Legomännchen mindestens 2 m weit fliegen kann.
Alle Familien bedauerten nur kurz, dass die Zeit nicht ganz gereicht hatte. Denn alle hatten rote Wangen und leuchtende Augen, als sie nach ihren Eindrücken gefragt wurden. Nun hoffen wir darauf, dass solche Veranstaltungen häufiger angeboten werden. Wir sind dann wieder dabei!
Da werde ich gleich wieder Kind.
Wann bist du mal zu Hause? Ich habe noch immer eine Tüte voll Klorollen.
Oh, schwierig, lass uns dazu ‚mal privat schreiben, ohne dass alle mitlesen 🙂
Immer wieder faszinierend, wie verschieden deine Zwillinge sind.
Kennst du eigentlich die Seite Zwillingsblogger?
Nein, kannte ich noch nicht. Danke für den Tipp.