Das Thema hatten Silke uns ich vor etlichen Jahren schon einmal: Damals gaben ihr die Geldautomaten kein Bargeld, mir aber schon. Uns wurde damals erklärt, dass manche Banken die Karten für Barabhebungen außerhalb der EURO-Zone extra freischalten müssen.
Seitdem erkundige ich mich immer, ob in meinem Reiseland meine Karten auch wirklich funktionieren.
Trotzdem ging es mir genauso wie Silke vor 8 Jahren. Trotz Vorsorge.
Eine ganze Woche lang kamen wir mit dem von der letzten Reise übrigen Bargeld aus, weil wir fast überall mit der Karte zahlen konnten. Nun wurde das Bargeld knapp und ich fuhr auf dem Rückweg von meiner Wanderung kurz einen Geldautomaten an. Der verweigerte sich aber bei allen drei Karten. Naja, vielleicht hat er ja kein Geld mehr im Kasten, vermutete ich und verschob das Thema gelassen auf den folgenden Morgen. Ich ließ meiner Mutter das restliche Bargeld für Eis, Kaffee und sonstige dringende Anschaffungen da.
Ich startete am Sonntag eine dreiviertel Stunde früher, um noch in der örtlichen Touristeninformation vorbeizusehen und Geld zu ziehen. Aber das gleiche Spiel: Der bereits bekannte Automat an der Post, ein zweiter in der Tankstelle und ein dritter an einer kleinen Bankfiliale im Nachbarort spuckten kein Geld aus. Im Supermarkt bot man mir Cashback an, wenn ich etwas einkaufe, aber das System verweigerte sich für die popeligen 5 Pfund, die ich auf den 20-Pfund-Einkauf aufschlagen lassen wollte. Die Banken haben am Sonntag zu.
Im dritten Ort wurde mir dann schon die Zeit knapp. In einer Tankstelle mit eingebautem Laden/Post stand ich erneut vor einem Geldautomaten, der mir die kalte Schulter zeigte. Die beiden Verkäuferinnen zogen ihre Schultern hoch und drückten ihr Bedauern aus. Eine andere Kundin kam mir zur Hilfe und bot spontan an, mir die Fahrt bezahlen. Weil wir aber beide nicht wussten, was die Fahrt kostet, wollte ich ihre Geldbörse aber nicht unnötig belasten. Ich schlug vor, ihr meinen 10 Euro Schein für 5 Pfund zu geben. Obwohl ich ihr versicherte, dass ich bestimmt nicht mehr als 5 Pfund brauche und mein Zehner höchstens 8 Pfund wert ist, besteht sie darauf, mir 10 Pfund für meine 10 Euro zu geben. Sie erklärte dazu, dass sie niemals in einem fremden Land ohne Hilfe und ohne Geld da stehen möchte.
Ich bedankte mich auf Walisisch und ihr stiegen die Tränen in die Augen. Noch nie hatte sie es erlebt, dass ein Festlandtourist sich für ihre Sprache interessiert. Nun fielen wir uns beide heulend in die Arme, schnieften kurz gemeinsam, sie schob mich aus dem Laden und mahnte zur Eile, damit ich meine Bus nicht verpasse.
Das ist doch wirklich ein blödes System. Wenn ich hier auf der Insel für 80 Pfund tanke, für 500 Pfund eine Woche Quartier bezahle oder für 60 Pfund einkaufe, ist das mit allen drei Karten kein Problem. Aber Bargeld gibt es keins. Nicht einmal 10 Pfund. Obwohl alle Karten für die Insel freigeschaltet sein sollten.
Einige Telefonate und Mails am Montag zeigten mir, dass zwei der Karten – entgegen der Auskunft im Juni – dann doch für das Vereinigte Königreich freigeschaltet werden müssen (Amex + Visa). Bei der dritten Karte (die alte Scheckkarte, wie heißt die denn jetzt? V-Pay?) gab es keine kluge Erklärung. Der Herr am Telefon versicherte mir, dass sie „eigentlich“ funktionieren müsste, aber man seit dem Frühjahr vermehrt festgestellt hat, dass sie bei kleineren Banken, bei der Post und auf dem Land problematisch werden können.
Und siehe da: am nächsten Tag in Fishguard funktionierte die Karte an einem Cashpoint einer größeren Bank reibungslos. Ob er sie mir nun heimlich freigeschaltet hat oder das ein Teil der Brexit-Unsicherheiten ist, kann mir egal sein. Ich stelle fest, dass es mir leichter fällt, in Afrika an Bargeld zu kommen, als in Europa…
Meine Mutter hatte ihren Spaß daran, mir Bargeld anzubieten, das ich an einem Werktag in einer Bank einlösen möge…
Das liegt nun schon eine Woche zurück und ich hätte es fast schon wieder vergessen. Wenn mir nicht am Samstagnachmittag während unserer Fahrt ins neue Quartier in einer Tankstelle ein Deja Vu widerfahren wäre: Dort stand ein junges Paar aus Hamburg ziemlich verzweifelt am Tresen. Sie hatten zwar für 70 Pfund Sprit mit der Karte bezahlen können, konnten aber am Cashpoint nebenan keinen Penny bekommen, um ihre Zeche in dem Café nebenan zu zahlen, dessen Kartenlesegerät defekt war.
So konnte ich dann die gute Tat weiter geben und zahlte für sie im Café, bekam das Geld in derselben Sekunde über PayPal ersetzt und wir standen alle kopfschüttelnd da.
Früher waren wir immer mit bereits im Heimatland gewechselten Devisen, Reiseschecks, Postsparbuch und Bargeld zum Vor-Ort-Wechseln unterwegs. Nun verlassen wir uns viel zu sehr auf die Karten – und sind verlassen!
Von dem Ganzen habe ich kein passendes Foto gemacht, deshalb zeige ich euch als Beitragsbild den ersten Blick auf den Campingplatz, der in der ersten Reisewoche unser Zuhause war. Im Hintergrund seht ihr Dinas Island, das Ziel unserer Rundwanderung vor einigen Tagen.
War in Sri Lanka auch so, obwohl die EC-Karte extra (aber nur für die Zeit meines Urlaubs) freigeschaltet war, funktionierte sie dort nicht.
Der Plan, am Flughafen erstmal Geld ziehen, wie ich es in Mittelamerika immer und ohne Freischaltung gemacht habe, ging also erstmal nicht auf.
Also habe ich die Euros, die ich eigentlich für die letzten Tage aufheben wollte eingetauscht.
Am Ende stellte sich aber heraus, dass die Mastercard, die ich vorher noch besorgt hatte, doch ging.
Lesegeräte, die nicht funktionierten, hatte ich auf dem Trip Köln-Seesen reichlich.
Aber da konnte ich mit einer App noch Geld im Supermarkt bekommen. Die funktioniert mittlerweile nicht mehr, weil mein Handy zu alt ist.
Nur Bares ist wahres.
Bei den Fotos fällt mir ein: Neulich sah ich ein ganz ähnliches, bei dem stand, das erste Dorf in Wales werde wegen des Klimawandels aufgegeben. Die Einwohner bekämen keine Entschädigung. Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. Ich dachte noch: Das ist doch da, wo die Fernwehkinder gerade sind.
Hast du in der Tagesschau gesehen oder auf deren Homepage gelesen. Ja, isso! Es gibt keinerlei Entschädigung. Es würde zu teuer, den Hochwasserschutz zu verstärken – und auch nicht vollkommen sicher. Das Dorf wird voraussichtlich 2045 aufgegeben. Das hört sich lang an, es sind aber nur noch 26 Jahre und die Immobilienpreise sind quasi auf Null gefallen. Es gibt auch kein Umsiedlungsprogramm. Die Leute haben Pech gehabt. Weder Regierung noch EU oder der Weltklimaschutz interessiert sich für sie. Für mich ist erschreckend, dass es nicht auf Kiribati oder sonstwo auf dem anderen Seite der Weltkugel ist, sondern Luftlinie nur 60 km entfernt. Ich kenne das Dorf. Niedliches Seebad, jetzt im Sommer gesteckt voll mit Sommerurlaubern.
Na, vielleicht wird das ja auch nix mit dem Klimawandel. die Ölreserven halten nur noch 30 Jahre.