Letzten Sommer saß ich mit meinen Mädels schon einmal auf dem heider Bergsee in einem Kanadier. Alle wollten mehr, also versprach ich es für diesen Sommer. Unsere erste echte Kanufahrt verschob sich wegen Corona und wäre sogar jetzt im August fast ins Wasser gefallen, weil ich keinen zweiten Erwachsenen fand, der mitfahren wollte. Alle täuschten wichtige Termine vor oder sie bekannten sich offen dazu, wasserscheu zu sein. Hilfe kam von ganz unerwarteter Seite.
Und so konnten wir heute Mittag ein echtes Abenteuer erleben. Ich hatte mir die Wupper ausgesucht, weil ich sie bislang aus der Bootsperspektive noch nicht kannte. In meinem früheren Leben paddelte ich mit Kajaks und Kanadiern zwar auf der Erft, Rur, Sieg, Mosel, Sauer, Lahn und einigen walisischen Flüssen, hatte aber irgendwie immer die Wupper verpasst.
Schon bei der Vorbereitung auf unsere Tour fiel uns die gute Organisation von Wupperkanutouren auf. In der Infomail war alles so detailliert erklärt, dass wir nicht einmal eine Chance hatten, uns bei der Anreise zu verfahren. Ruckzuck waren alle Schwimmwesten, Paddel und Boote unter den wahrlich heterogenen Bootsbesatungen verteilt. Die Familie mit vierjähriger Tochter und Kuschel-Nilpferd stand neben dem Liebespaar. Der sportlich ambitionierte Teenager mit seinem ängstlichen Beamtenvater half den Großeltern mit den halbwüchsigen Kindern. Schon bevor alle Boote vom Parkplatz ans Wupperufer getragen worden waren, duzten sich alle untereinander bester Laune.
Die Einweisung war sehr gut verständlich und auf dem Wasser bekam jeder genau so viel Hilfe, wie er brauchte, um zwar einen schnellen Puls zu haben, aber keine Panik zu bekommen.
Also raus aus der Komfortzone, rein ins Abenteuer für uns Paddler von 4 bis 78 Jahren.
Sogar die Minimäuse bekamen eigene Paddel. Schnell war die Rollenverteilung klar. Der Herr wollte „ans Ruder“, obwohl er noch nie gepaddelt war. Ich wurde in den Bug gesetzt und konnte trotz der unglücklichen Platzverteilung die meisten brenzligen Situationen entschärfen. Erstaunlich, was auch 25 Jahre nach der letzten Kanadierfahrt auf einem Fluss noch alles abrufbar ist. Die Kinder saßen in der Mitte: Nele war vom Wasser, den Enten und dem Paddel so fasziniert, dass sie immer wieder vergaß, was sie mit letzterem eigentlich machen sollte. Aurelia achtete ängstlich auf jedes Kräuseln an der Wasseroberfläche, schon nach wenigen Minuten hatte sie erkannt, bei welchem Wasserbild ich welche Bitten nach hinten äußerte.
Und Cari hielt sich ganz offensichtlich für den Käpt’n. Ich durfte weder mein Paddel für ein Foto sinken lassen, noch den Schlag verlangsamen, ohne dass ich von ihr angetrieben wurde. „Mama, paddel weiter!“ – „Weiter Mama, wir sind noch nicht am Ziel!“ – „Nicht aufhören, sonst hören die anderen auch auf!“ Immerhin war sie selbst auch zu Höchstleistungen bereit und gab Schlagzahlen vor, die auch auf einer Galeere in Ordnung gewesen wären. Als wir hinter einem kleinen Wehr und einigen Stromschnellchen unter einem überhängenden Baum in Flachwasser gedrückt wurden, war sie sofort bereit, aus dem Boot zu springen und es wieder in die Fahrrinne zu ziehen. Wie gut, dass sie auch in solchen Situationen das Wort „Stopp!“ versteht und mir vertraute, als ich die Lage mit dem Paddel zu lösen vermochte. Da war ihr wohl kurz entfallen, dass ihre Körperkraft zu gering sein dürfte, um einen voll besetzten Kanadier über eine Kiesbank zu ziehen.
Nach einem perfekt aufregenden Nachmittag in der idyllischen Natur fielen alle drei Kinder schon weit vor der Autobahn in tiefen Schlaf.
Nicht nur das kompetente Team des Veranstalters und die netten Mitpaddler haben mich angenehm überrascht. Sogar die Insektenwelt tat ihr Bestes: eine Libelle begleitete unser Boot eine Weile, Wespen gab es nur am Snackplatz und andere Stechinsekten wagten sich gar nicht in unsere Nähe. Sehr sympatisch. Wir kommen wieder!
Ach, übrigens: Angesprochen auf meinen Beruf antwortete meine Kleinste ‚mal wieder: „Urlaub!“
Ohneee, Keinen 2. Erwachsenen. Für’s nächste Mal: Ich kann paddeln, sogar Steuern. Ich bin auf der Alster (logisch), in Schweden Dalsland und Klarälven, auf der czarna Hancza auf der Dordogne und im Donaudelta mit dem Kanadier, Auf der Krutyna, um Elba rum, auf Tarn und Allier mit diversen Kajaks gepaddelt. Und was mir hier fehlt ist die Möglichkeit zu paddeln, ohne gleich in einen Verein zu gehen. Die meisten Verleiher lassen eine ja nicht allein ins Kanu.
Und gerade gestern habe ich einen Artikel über Paddeln auf der Wupper gelesen und jetzt das!
Die rur. Was ist mit der Rur?
Die Rur ist super zum Paddeln, ich liebe den Abschnitt von Heimbach nach Obermaubach. Aber passt grad nicht zur Recherche…
Wir wollen schon seit Wochen „mal“ auf der Oker paddeln aber immer kommt was dazwischen oder es ist zu voll, weil das Wetter zu gut ist und andere auch die Idee hatten. Das letzte mal gerudert habe ich tatsächlich auf dem River Cam in CAMbrisge und das ist schon über 20 Jahre her.
Dann komm doch mit uns paddeln 😉