Der Tag begann hektisch. Uns wurde beim Frühstück klar, dass bei einem positiven Testergebnis auch Oma, Mama und große Schwester in Quarantäne müssen. Also wurde schnell eine Einkaufsliste zusammengezimmert und ich wurde als Einkäuferin ausgeguckt. Bei meiner Rückkehr war die Telefonkonferenz der Kleinen schon fast vorbei. Gut gemacht, Mädels!

Die Anrufe jagten sich: Die Kinderarztpraxis teilte uns den Testtermin mit, eine Blindenwerkstatt wollte uns Besen und Handtücher verkaufen, eine Klassenkameradin der Zwillinge wollte gegen die Langeweile anchatten, eine andere Mutter fragte nach dem Namen der Gesundheitsamtsmitarbeiterin und die Schule fragte an, wie es Aurelia geht.

Halt! Was? Wie? Jetzt erst?!

Ja, jetzt erst, denn sowohl Aurelias Klassenlehrerin als auch die Grundschulleiterin sind nicht im Dienst und sitzen noch auf meinen Mails von Sonntag. Auch die Lehrerin, die uns zur freiwilligen Quarantäne für Aurelia geraten hatte, hatte die Info nicht weiter gegeben, sodass in der Schule niemand wusste, warum Aurelia nicht in der Schule war.

Die Ärztin war perfekt auf den Test vorbereitet, wir auch. Wir nahmen Omas kleines Auto, damit die Ärztin nicht in den Bus klettern muss. Die Arzthelferin sah uns schon beim Einparken und wir kurbelten alle Fenster runter, während die Ärztin sich die Schutzkleidung anlegte. Mit geübter Bewegung schob sie jeder von uns so schnell das Stäbchen in den Kopf, dass nur Nele überhaupt den Ansatz zur Gegenwehr zeigte und ein gebogenes Stäbchen ihre Nase verließ. Keine Tränen, nur das Gefühl „Das brauche ich nicht nochmal!“

Die beiden Quarantänekinder bekamen einen Zettel in die Hand gedrückt, mit dem wir über die Corona Warn-App das Ergebnis abrufen können. Welch ein Fortschritt! Noch vor wenigen Wochen benötigten wir dafür eine Covid-19-App, die den QR-Code nicht lesen konnte und nur einen roten, gelben oder grünen Punkt anzeigte. Hiermit war der Code lesbar und ersparte mir das mehrmalige eintippen unfassbar langer Zahlen-Buchstaben-Sonderzeichenreihen.

Auf der Rückfahrt dann Expertengespräche auf der Rückbank: „Das hat etwas am Gehirn gekitzelt!“ – „Nee, nicht Gehirn, sondern Ohr!“ – „Was? Bei dir war sie im Ohr?!“ – „Nee, durch die Nase bis ans Ohr!“ – „Aha, dann ist sie bei mir anders abgebogen!“ – „Und was macht sie jetzt mit unserer Rotze?“ – „Wegschicken!“ – „Aber doch nicht im gleichen Briefkasten, in dem unsere Christkindbriefe liegen?!“ – „Nee, wo die Schule immer unsere Gurgelspucke hinschickt bei den Schulcoronatests.“ – „Ach sooo. Egal, trotzdem eklig!“

Symptome: Schniefnasen bei den Kindern und der Oma, Kopfweh bei Oma und Aurelia, Halsweh bei Oma und Mama, leicht erhöhte Temperatur bei allen Kindern und Mama. Typisch Erkältungszeit oder mehr? Hinzu kommen verspannte Schulter-Nacken-Bereiche bei Oma und Mama, die aber eher den abgesagten Physio-Terminen geschuldet sein werden.

Stimmung: Gut. Die 2 Minuten Autofahrt zur Ärztin werden von den (jetzt schon fernwehkranken) Kindern gefeiert wie eine dreiwöchige Fernreise.

Gedanken: Naja, die Kommunikation in der Schule zeigt noch Optimierungspotential.

Gefühle: Dankbarkeit für eine Absonderungszeit im Winter. Wir sind quasi dazu gezwungen, das zu machen, was andere jedes Jahr im Advent machen: Kekse backen, Kerzen, Kamin, Vorlesen, Kuscheln,…

Handlungen: Hamsterkauf und Covid-Test.

Entscheidungen: Morgens haben wir schnell einen Futterplan gemacht, um zumindest in der ersten Woche autark zu sein, falls alle in Quarantäne müssen.

Hilfe: Auch heute Hilfsangebote aus der Ferne: Braunschweig, Hillesheim und Indien.

5 thoughts on “Quarantäne Tag 4

  1. Ja, das mit dem QR-Code fand ich bei meinem Corona Test auch sehr praktisch. Ich hatte ihn über das Handy ein gescannt und noch etwas mehr als 24 Stunden taucht dort die Meldung auf.

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