Im Sommer und Herbst 2020, und jetzt wieder seit Februar, standen für mich Recherchen für die 3. Auflage meines Wanderführers über den Eifelsteig auf dem Programm. Ich mag diesen Weg und laufe ihn wirklich gerne.
Was mich aber ärgert, ist der Umstand, dass er aktuell in keinem guten Zustand ist und von den im Wald arbeitenden und wandernden Menschen wohl als Premium-Wanderweg nicht wahr- oder ernst genommen wird.
Dass allerorts Markierungen fehlen und Proviantverpackungsmüll herumliegt, führe ich auf die Menschenmassen zurück, die sich pandemiebedingt durch den Wald schieben und nicht wissen, wie man sich auf einem Fernwanderweg benimmt.
Aber auch die Waldarbeiter, die das ja schon länger machen, werden nachlässig: Unfassbar viele Umleitungen ließen mich auf dem Eifelsteig immer wieder vor Flatterband, Bauzäune oder riesige Transparente laufen. Das wäre vollkommen in Ordnung, wenn mir genau an dieser Stelle eine Umleitung angeboten würde. Das war aber leider in den meisten Fällen Fehlanzeige.
Was bringt dem Wanderer denn eine Umleitung, die entweder gar nicht oder viel zu spät ausgeschildert ist?
Was ist denn daran Premium-Wanderweg, wenn ich bei Tageskilometer 11,2 erfahre, dass ich bei Tageskilometer 8,9 rechts abbiegen musste, weil hier ein Streckenabschnitt gesperrt ist?
Kein Einzelfall!
Konkrete Beispiele gefällig?
Kategorie 1 „Der Wanderer dankt“: Zwischen der Deimlinger Mühle und Kordel führt der Eifelsteig mehrfach vom Kyllradweg rechts den Hang hinauf. Am letzten Aufstieg wird dem Wanderer erklärt, warum der Weg gesperrt ist, auf einer topografischen Karte die Umleitung gezeigt und dann auch noch erläutert, um wie viele Kilometer sich die Weglänge nun verkürzt.
Kategorie 2 „Der Wanderer flucht“: Im Struffelt erfahre ich erst an der Sperrung, dass die Holzstege gesperrt sind und ich bereits 1 km vorher hätte rechts abbiegen müssen. Bei Ramstein lässt man mich erst ahnungslos vom Wanderparkplatz am Butzerbach bis zur Silvesterhöhle laufen, um mir dann zu verraten, dass der Pfad durch das Butzerbachtal gesperrt ist und ich schon am Wanderparkplatz hätte links abbiegen können – und 2,8 km gespart hätte, wenn ich denn an dieser Stelle schon gewusst hätte, dass ich nicht durchs Tal komme.
Hier geht es nicht weiter Das wäre mein Weg gewesen
Kategorie 3 „Der Wanderer verliert die Nerven“: Ich wandere an einem sonnigen Märztag schön im Schlenderschritt durch den Wald zwischen Gerolstein und Neroth. Hinter der Dietzenley werde ich von drei gemischten Paaren, einem Männer-Duo, einem Männer-Trio und einer laut schratelnden Gruppe von Wanderstockstocherinnen überholt. Ich halte einen netten Plausch mit den Bewohnern eines Forsthauses, die sich über die Unvernunft vieler Wanderer wundern, die sich bei Windbruch, Schneebruch und Forstarbeiten in Lebensgefahr begeben. Als ich weiter gehe, stoße ich nach 5 Minuten auf einen gesperrten Weg. Ein Pärchen picknickt vor der Sperrung und studiert die Karte. Die drei Männer vergleichen ihre Kartenapps auf den Smartphones, die Walkerinnen stehen hilflos diskutierend da. Vom Rest fehlt jede Spur, aber das Paar berichtet, dass die alle einfach durchgegangen sind. Die Männer entscheiden, es auch zu wagen. Das Paar und die Frauen stehen ratlos da. Die einen haben keine Lust auf einen Umweg von – geschätzten – vier Kilometern, die anderen gar nicht erst einmal eine Karte, mit deren Hilfe sie einen Umweg laufen könnten. Das Paar entscheidet sich dann doch für eine nicht verbotene Strecke am Standortübungsplatz entlang über die Landstraße. Die Frauen wandern zurück und lassen sich von zwei ihrer Ehemänner am Forsthaus abholen. Mir selbst wird eine eigene Entscheidung abgenommen, denn während ich da so sitze und meine Stulle esse, hält neben mir ein Schlepper und der Fahrer bietet mir eine Mitfahrt außen herum auf die andere Seite des Waldes und der Sperrung an. Vielen Dank!
Sperrung ohne Umleitung
Ich musste auf den bislang recherchierten 280 km ganze 14 Male vom Weg abweichen. Dabei waren
- 4 Umleitungen rechtzeitig
- 1 Umleitung zwar rechtzeitig, aber in 2,8 m Höhe nur mit Räuberleiter oder Fernglas lesbar
- 7 Umleitungen zu spät oder falsch ausgeschildert.
- 2 x ließ man die Wanderer ohne jede Umleitung einfach im Wald stehen
Zum Teil war man bei den Umleitungen sogar so übervorsichtig, dass es albern wirkte und schilderte sogar eine Umleitung am Zaun entlang aus, bei der sich Weg und Umweg nur um ein bis zwei Meter unterschieden.
Wenn andererseits Umwege von 2, 4 oder mehr Kilometern falsch/nicht ausgeschildert sind, fühlt der Wanderer sich dabei schon fast veräppelt.
Für mich als Ortskundige ist das nur ärgerlich, weil ich wieder zurück oder einen großen Umweg gehen muss – und diese Wegabschnitte nochmal fürs Buch ablaufen muss und keine Ahnung habe, wann mit einer Öffnung zu rechnen ist.
Aber Ortsunkundige sind ziemlich aufgeschmissen. Was sollen sie tun, wenn sie vor einer solchen Sperrung stehen? Die meisten Wanderkarten zum Eifelsteig sind so genannte Strip-Maps, die nur einen schmalen Korridor rechts und links des Wegs darstellen. Die Karten in den Wanderführern sind ebenso eng geschnitten.
Von den Wanderern, die oft von weit her von diesem Premium (!) Wanderweg angelockt wurden, wird doch hier nicht ernsthaft erwartet, dass sie den ganzen Weg wieder umkehren, ohne zu wissen, wo sie stattdessen weitergehen sollen. Aber andererseits wollen sie sich auch keiner Lebensgefahr durch fallende Bäume aussetzen.
Und nein! Das lässt sich auch nicht mit „ja, an einem stürmischen Tag hätten sie diese Etappe ja auch nicht gefahrlos wandern können“ abgetan werden. Ein Sturm ist schon am Vortag oder spätestens beim Start zur Tagesetappe über Wettervorhersage, Wetter-App, guten Rat der Gastleute oder eigenen Blick in den Himmel absehbar. Eine Wegsperrung mitten im Wald aber nicht!
Wenn diese Sperrung dann wenigstens den Eifelsteig-Verantwortlichen bekannt gemacht worden wäre, damit sie es auf ihrer Seite unter www.eifelsteig.de – Aktuelles – Sperrungen angeben könnten, wäre ja auch etwas gewonnen. Das könnten dann zumindest diejenigen Wanderer nachlesen, die mit mobilem Internet unterwegs sind. Aber auch das war nur bei drei der insgesamt 14 Umwege der Fall. Bei dem Umweg vor Kordel war auf der Eifelsteig-Seite eine andere Umleitung angegeben, als unmittelbar am Weg…
Armer Eifelsteig.
Das ist wirklich ärgerlich.
Ich habe auch das Gefühl, bei Fernwegen, wenn sie einmal eine „Premium“ Bewertung haben, ruhen sich alle Verantwortlichen darauf aus. Zuletzt auf der Wasserburgen-Route, Wo es einfach keine Wegweisungen mehr gab, weil man sich nicht über eine Förderung einigen konnte und dann statt dessen die Erft Route vermarktete. Ist aber laut ADFC noch Premium-Radweg.
Ja, es macht eben mehr Spaß, etwas neu zu machen, als etwas bereits bestehendes zu pflegen und zu warten..
Oh je, dann wird das Manuskript wohl doch noch etwas auf sich warten lassen.
Ja, leider 🙁