Nach außen wirkt es so, als würde ich gar nicht mehr an meinen Manuskripten schreiben, sondern nur noch an diesem Blog. Der Schein trügt.
Ich schreibe Blog nur dann, wenn es mit dem Manuskript nicht funktionieren würde, z.B. jetzt am Nachmittag um 17 Uhr. Aurelia kommt jeden Moment von einem Spielfreund wieder, Nele schläft im Buggy, Cari sitzt auf meinem Schoß, packt Physalis aus und schmatzt. Ich erreiche die Tastatur an ihr vorbei. Ich könnte aber jetzt nicht meinen Notizblock oder andere Hilfsmittel auf den Schreibtisch legen, ohne dass sie in 1001 Fetzen gerissen würden. Sie sitzt hier, weil sie momentan ein sehr hohes Kuschelbedürfnis hat. Das kann ich verstehen. Heute war der erste Tag im Kindergarten, danach haben die beiden Kleinen noch Aurelia zur U9 begleitet, das war sicherlich aufregend für sie. Während Nele sich dann von der Welt genervt abwendet und schläft, kann Cari nur mit Körpernähe zur Ruhe kommen. Dann geht das Kind zwar vor, aber ich muss dennoch einige Dinge erledigen, habe grade einige online-Überweisungen beendet und Adressaufkleber für vier Büchersendungen (ich verkaufe bei Booklooker) geschrieben. Nun könnte ich eigentlich (!) mir ihr spielen gehen, aber sie beschäftigt sich mit solch einer Konzentration mit den Früchten, dass ich sie nicht stören mag.
Manchmal schreibe ich Blogbeiträge unterwegs auf dem Smartphone, wenn der Rechner mit dem Manuskript und mit dem Datenbankzugang weit weg ist.
Manchmal sitze ich sogar ganz allein vor dem Rechner, aber bin so müde, dass ich sicherheitshalber nicht am Manuskript weitermache. Einmal einen Zahlendreher in eine Telefonnummer eingebaut oder im Notizblock in der Zeile verrutscht, und schon verärgere ich meine Leser. Gleiches gilt an körperlich schlechten Tagen in der Wartezeit, bis das Schmerzmittel wirkt.
Oft schreibe ich an einem Beitrag mehrere Tage lang – oder wie an diesem zwar nur an einem Tag, aber mit acht Unterbrechungen. Inzwischen ist es nach 21 Uhr und ich habe Nele auf dem Schoß, die Zahnschmerzen hat, mit ihrer Gute-Nacht-Flasche zetert, sie aber noch nicht trinken will.
Also, meine lieben Freunde, Leser und Verleger. Die Prioritäten haben sich bei mir nicht verschoben. Bloggen hält mich nicht vom Schreiben meiner Manuskripte ab. Im Gegenteil. Nach einem fertigen Beitrag habe ich meist richtig gute Laune und mir geht die Arbeit am Manuskript wieder viel leichter von der Hand – sobald ich wieder länger als zehn Minuten wach, ohne Kinder und ohne Schmerzen vor dem Rechner sitze.