Seit Montag habe ich keine Babys mehr, sondern Kindergartenkinder.
Wir haben mit der Eingewöhnung im Nestbereich eines Kindergartens namens Flinke Forscher begonnen. Der Name passt prima zu meinen Minimäusen. Sie sind beide momentan sehr flink unterwegs und erforschen alles.
Am Samstag waren wir mit Aurelias großer Liebe Jonas im Zoo. Seine kleine Schwester ist drei
Monate älter als meine Minimäuse und hat auch grade laufen gelernt. Das war ein ganz schönes Gewusel mit den drei Kleinen.
Jonas hatte sich gedacht, Aurelia nach dem Zoobesuch noch zu sich nach Hause einzuladen. Sie wollte aber lieber zum Kennenlernfest der Flinken Forscher und lud in kurzerhand zu uns ins Auto ein. Also hatte ich theoretisch vier Kinder im Schlepptau, stand aber praktisch trotzdem öfters ganz allein auf dem Spielplatz, weil die beiden Großen drinnen in der Holzburg Ritter und Prinzessin spielten und die Kleinen sich einfach zu den anderen Kindern gesellten.
Pünktlich zum ersten Tag im Kindergarten hat Cari am Sonntag bei Diana ‚mal eben zwölf Schrittchen am Stück gezeigt. Entsprechend unsicher habe ich am Montag die Frage der Erzieherin beantwortet, ob beide schon laufen. Wir einigten uns auf „erste Schritte“. Die Stunde im Kindergarten verging wie im Fluge, Aurelia durfte mitkommen, weil sie ja noch Ferien hat. Sehr nett!
Danach ging es weiter zur Kinderärztin, Aurelias U9 stand an. Sie hatte mich gebeten, etwas früher dort zu sein, weil es in der Praxis so tolle Malvorlagen gibt. Na gut, also 20 Minuten vor der Zeit, damit meine Prinzessinnen noch Eisköniginnen ausmalen können.
Die Untersuchung grenzt mit drei kleinen Mädels an Abenteuerurlaub: Wir hatten den Buggy aus Platzgründen im Wartezimmer stehen gelassen. Mit zwei Minimäusen an der Hand musste ich Aurelia zur Toilette lotsen, um eine Urinprobe abzugeben. Wir jonglierten noch mit dem Becher, als Aurelia an mir vorbei schauend fragte: „Dürfen die beiden die Reserverolle abwickeln?“ Nein, natürlich nicht. Der Schaden war schnell behoben, auch mein kurz an die Seite gelegter Autoschlüssel wieder aus dem Mülleimer gefischt. Während ich dann zu Beginn der Untersuchung Aurelia den Reißverschluss am Kleid öffnete, flitzte Nele zum Rechner und schaltete ihn aus. Während die Arzthelferin ihn wiederbelebte, musste ich mich entscheiden, wen ich mir zuerst schnappte: Cari piddelte einen kleinen Teil der aufgeklebten Messlatte von der Wand, während Nele nun am anderen Ende des Behandlungsraums die Länge der Druckerrolle des Ultraschallgeräts prüfte. Ich entschied mich für Nele, weil es schon ihr dritter Blödsinn war. Als ich beide unter den Armen nach draußen getragen und im Buggy angeschnallt hatte, konnte es weiter gehen. Theoretisch. Denn nun stand der Hörtest an und die beiden quatschten gut gelaunt miteinander. Also wurden wir vor die Tür geschickt.
Erst zum Sehtest durften wir wieder reinkommen, das wollte Aurelia lieber machen, wenn ich dabei bin, um mir die tolle Brille zu zeigen. Die U9 hatte zufriedenstellende Ergebnisse, einziger Schwachpunkt waren die Artikel, da irrte sie sich zweimal. Dazu bekamen wir den Rat, öfter deutsche Bücher zu lesen, weil Aurelia offensichtlich im Englischen einen größere Sprachkompetenz hat. Wird gemacht!
Leider gab es für den geschwollenen Lymphknoten immer noch keine eindeutige Diagnose. Am Dienstag fuhren Aurelia und ich daher in die Uniklinik. Fast fünf Stunden mussten wir dort verbringen, ohne dass wir auch nur einen Schritt weiter sind. Beide Arme der armen Maus wurden für Blutentnahmen durchlöchert. Dass der Lymphknoten und die Milz vergrößert sind, wurde in der Radiologie festgestellt. Na prima, das kann ich ja sogar als Laie sehen bzw. tasten! Aber all die Hundert Ultraschallfotos und Blutuntersuchungen brachten kein Ergebnis. Zwei Blutwerte brauchen länger, dafür müssen wir nächste Woche noch einmal wiederkommen. Wir sollen einen Termin in der Kinderonkologie vereinbaren. All die Beschwichtigungsversuche wie „Da schicken wir alle geschwollenen Lymphknoten zur Kontrolle hin“ und „In 80 % aller Fälle ist es vollkommen harmlos“ beruhigen mich nicht so richtig. Auch wenn ich mir in der Klinik in Aurelias Gegenwart nichts anmerken ließ, es ließ mir keine Ruhe. Nachts träumte ich davon, dass bei ihr Leukämie diagnostiziert würde und ich sofort mein Haus verkaufe, um durch einen Umzug in die Eifel zumindest die beiden Kleinen vor diesem Schicksal zu bewahren. Über unseren Garten hinweg verläuft ja eine Hochspannung und es ist doch immer wieder davon die Rede, dass diese Strahlung ein erhöhtes Krebsrisiko birgt. Deshalb waren wir auch schon mehrmals auf Demonstationen und unterstützen die Bürgerinitiative IG Hürth gegen Hochspannung e.V. bei ihrem Kampf „David gegen Goliath“, denn die Firma Amprion will „unsere“ drei bisherigen Leitungen mit 40 m-Masten durch zwei Leitungen mit 90 m-Masten ersetzen.
Die drei Ärzte berieten sich jedenfalls noch weiter und verschieben außerdem ein Antibiotikum. In ganz seltenen Fällen gibt es wohl Entzündungen im Körper, die im Blut nicht nachgewiesen werden. Mit etwas Glück ist das bei Aurelia der Fall und durch die Gabe von Antibiotika geht die Schwellung zurück. Leider hat das verschriebene Medikament einen absolut ekligen Geschmack. Der sehr bitter schmeckende Wirkstoff wird mit einem widerlich süßen Tutti-Frutti-Aroma UND einem sauscharfen Minzaroma zu überdecken versucht. Es bleibt leider beim Versuch. Aurelia musste beim ersten Schluck schon würgen. Ein leicht dahin gesagtes „Schau mal, so schlimm schmeckt das doch gar nicht!“ der Oma führte bei dieser zu Brechreiz. Ich versuchte auch ein Tröpfchen: Wirklich widerlich. Trotzdem. Wir kämpften weiter, denn Aurelia wollte ja nicht in die Klinik, um Antibiotika per Tropf zu bekommen. Aber es endete damit, dass sie nach dem Schlucken alles wieder erbrach. Sogar die Tapferkeitspizza, die wir nach der langen Strapaze in der Klinik bestellt hatten! Heute morgen haben wir dann mit Hilfe unserer Kinderärztinnen und unseres Apothekers ein Medikament gefunden, das genauso gut wirkt, aber auch drin bleibt und mild nach Erdbeere schmeckt. Puh! Drückt uns die Daumen und betet für uns, dass das Antibiotikum anschlägt.
Heute an ihrem letzten Ferientag ist meine große Fernwehmaus mit Papa nach Gießen gefahren. Shoppen mit der großen Schwester ist genau das Richtige nach solch einem doofen Tag. Die Kleinen finden den Kindergarten wohl gut, denn ich konnte heute schon 20 Minuten nach draußen gehen, ohne das eine von beiden mir nachweinte. Wie schön für mein Ego, dass sich zumindest Nele freute, als ich zurück kam. Cari hatte mich wohl nicht einmal vermisst, schaute kurz auf und spielte fröhlich mit ihrer Bezugsbetreuerin weiter…
Tolle Bilder vom ersten Kindergartentag. Es sieht so aus als ob beide daran gefallen finden. Somit ist ein langes, heisses, ruhiges Bad in greifbare Nähe gerückt.