Die Recherchen für das neue Buch „Köln / Bonn mit Kindern“ führten uns in dieser Woche nach Bonn. In Endenich bietet Fluchtgefahr* nämlich Escapespiele an. Der Chef hatte uns „Sherlock“ empfohlen, weil dieser Raum die kaum Gruselelemente hat. Denn wir hatten den Zwillingen versprochen, dass sie beim nächsten Escaperoom mitkommen dürfen.

Die Geschichte:

Wir wurden zurückversetzt in das London des 19. Jahrhunderts. Im Arbeitszimmer des Meisterdetektivs Sherlock Holmes wurde uns eröffnet, dass Dr. Watson und seine Mary verschwunden sind. Wir hatten nur eine Stunde Zeit, um sie aus der Gewalt ihrer Entführer zu befreien. Na klar, da helfen wir doch gerne.

Das Spiel:

… begann schon am Eingang dieser hübschen alten Villa. Wir standen vor einer Tür ohne Klingel. Während Nele, Cari und ich uns die Nasen an der Tür platt drückten, hatten Maria und Aurelia schon entdeckt, dass wir ein mathematisches Rätsel lösen mussten, um vier Schalter auf die jeweils richtige Seite zu legen. Wir waren viel zu hibbelig, um ganz in Ruhe zu rechnen. Nach einiger Zeit hatte der Spielleiter Erbarmen mit uns und öffnete die Tür. Unser 2G-Status wurde gewissenhaft kontrolliert, am Eingang gab es Desinfektionsmittel für alle.

Wir durften in einem stilecht eingerichteten Briefingraum auf herrlich alten Kinostühlen (Holzklasse!) Platz nehmen. Während sich der Spielleiter noch kurz sortierte, staunten die Kinder darüber, dass wir in ihrem Alter auf genau solchen Sitzen im Kino saßen. „Autsch, ist das nicht unbequem?“ – ja, war es! – „Sooo alt seid ihr schon?!“ – na, danke für die Blumen! Gerade, als wir sie in das Geheimnis eingeweiht hatten, warum wir damals nie gerne in der ersten Reihe saßen (Stichwort: Rasiersitz), ging das Briefing auch schon los.

In klaren Worten umriss der nette Spielleiter unseren Auftrag. – Alles klar? – Ja – Muss noch jemand auf die Toilette? – Ja, nein, doch, nee, lieber doch nicht. – Okay, dann rein mit uns!

Wir fanden uns in einem Raum wieder, der tatsächlich ein Arbeitszimmer aus dem 19. Jahrhundert sein könnte, wenn es da nicht den Bildschirm gäbe, über den der Spielleiter uns Tipps geben konnte. Er benannte die Gegenstände im Raum, die wir nicht berühren durften. Dann schoss er noch schnell drei Fotos von uns und verließ den Raum.

Wir schauten uns um und fanden einen Brief von Watson, der aber eher irritierte, als half. Denn wir hatten Mary ja im Team, wie konnte es sein, dass sie entführt wurde? An dieser Stelle stiegen die Kinder wahrscheinlich schon aus der Geschichte aus. Etliche Schlösser hinderten uns am Durchsuchen von Möbeln, hinzu kamen einige Vorhängeschlösser an anderen Stellen. Alle suchten aufmerksam und guten Mutes nach Hinweisen und Verstecken. Wir bestaunten eine uralte Schreibmaschine, und die Pfeifensammlung des Meisterdetektivs, uralte Rucksäcke, Koffer und Vasen. Der Raum ist so liebevoll gestaltet und mit so vielen alten Schätzchen ausstaffiert, dass wir Erwachsenen vor lauter Staunen fast die Rätsel vergessen hätten. Wegen der vielen wertvollen und alten Gegenstände trauten sich die Kinder gar nicht, irgendetwas anzufassen, weil sie bei der Einweisung gar nicht so genau verstanden hatten, was sie anfassen durften und was nicht. Also suchten sie vorwiegend mit den Augen und fanden auch einige Rätsel, die sich aber zu komplex für Grundschüler erwiesen.

Nach etwa einer Viertelstunde kam alles ins Stocken. Die Großen stöhnten sich von einem Matherätsel zum nächsten, den beiden Kleinen wurde es dabei langweilig. Nun wurde Cari bewusst, dass der Spielleiter die Tür hinter uns geschlossen hatte und sie bekam es mit der Angst zu tun. Erleichtert stellte sie fest, dass die Tür gar nicht verschlossen war und sie jederzeit den Raum verlassen konnte.

Wir zeigten uns wahrscheinlich nicht besonders talentiert bei den Rechenaufgaben. Leute! Ich hatte Mathe als Leistungskurs! Ich habe doch jahrelang gar nicht mit Zahlen gerechnet, sondern nur mit Buchstaben und Pfeilen!!! Müssen es wirklich sooooooo viele mathematische Rätsel sein, die dann auch noch aufeinander aufbauen? Wenn man sich bei einer Zahl verhaut, kommt man aus der Sache nur heraus, wenn der Spielleiter eingreift.

Das hat der Spielleiter auch immer gemacht, wenn wir besonderes doof in die Kamera schauten. Manchmal geschah das mit einiger Verzögerung. Wollte er uns zappeln lassen? Oder hatte er grade mit der anderen Gruppe zu tun, die einen Raum in einem der oberen Stockwerke bewältigen musste?

Nach etwa einer halben Stunde bat Cari darum, den Raum verlassen zu dürfen. Die Angst, in einem Raum mit alten Möbeln bleiben zu müssen, war inzwischen stärker als die Neugier und der Wunsch, bei uns zu bleiben. Natürlich hätte ich sie begleitet und darauf vertraut, dass die anderen drei die Rettungsaktion erfolgreich beenden. Nein, sie erklärte tapfer, sie wolle allein gehen, damit ich weiter rechnen kann. Sie musste aber doch nicht allein gehen, weil Nele darauf bestand, sie zu begleiten, zu trösten und zu beschützen. Ach, ihr Süßen! Ich bin stolz auf euch. Die eine ist mutig genug, um ihre Ängste zu zeigen und die andere verzichtet auf ein neues Erlebnis, um sich zu kümmern.

Kurz darauf nahm das Spiel an Fahrt auf. Die Matheaufgaben traten in den Hintergrund. Wir mussten ausprobieren, suchen, knobeln, kombinieren – und das zum Teil an zwei verschiedenen Stellen gleichzeitig! In meinem Eifer habe ich der armen Maria den Finger gequetscht, weil wir an einem Teil zwei verschiedene Sachen ausprobieren wollten. Bitte entschuldige!

Am Ende wir noch 5 Minuten und 18 Sekunden auf unserem Zeitkonto. Nele und Cari kamen gut gelaunt angelaufen, erhaschten noch einen letzten Blick in den Raum und erzählten voller Begeisterung, dass der Spielleiter ihnen sogar Gummibärchen geschenkt hat, während wir die Rettungsmission beendeten. Was für ein großartiger Service, ich war ganz gerührt! Nun gab es noch weitere Fotos und wir standen hungrig wieder auf der Endenicher Straße.

Wie gut, dass wir einen ortskundigen Gourmet dabei hatten: Maria wusste, dass noch wenige Meter weiter das Pfannkuchenhaus „Eierkuchen Manufaktur Bonn“ eine große Auswahl der köstlichsten Eierkuchen anbietet. Wir hatten noch zehn Minuten Zeit, bis diese um 17 Uhr öffnete, also parkten wir kurz den Wagen um und betraten pünktlich zur Öffnungszeit das Lokal durch den Hintereingang. Allein der Blick auf die Speisekarte war ein Genuss. Die Eierkuchen waren ein Traum, einfach nur köstlich! Auch die drei Exemplare von der Kinderkarte waren so groß, dass ein Erwachsener bequem davon satt wird.

Wir wagten uns nicht an einen ganzen Jäger-Eierkuchen und bestellten nur jeweils einen „Halben Jäger“, der so üppig belegt war, dass ich mit den letzten Happen kämpfen musste (war aber sooo lecker, dass ich nicht vorher hätte aufhören können). Oder hättet ihr den Mut, einen „Ganzen Jäger-Eierkuchen“ zu bestellen, der unter der Überschrift „Nichts für Waschlappen“ aufgeführt ist und den Zusatz „Essen Sie diesen ohne Hilfe anderer aus, werden Sie vor Ort mit Urkunde zum Jägermeister gekürt.“ trägt?

Unser Fazit:

Ein authentischer Escaperoom, bei dem nicht ohne Grund ein erklärendes „Oldschool“ auf der Homepage und im Prospekt zu lesen ist. Mit seinen Rechenaufgaben und Schlössern ist es in der Tat ein echter Klassiker für Erwachsene und Familien mit Kindern ab etwa 9-10 Jahren, die vollkommen sicher im Kopfrechnen (alle Grundrechenarten) sind.

Infos:

2 Personen zahlen 80 €, 3 Personen 90 €, 4 Personen 110 €, 5 Personen 120 €, 6 Personen 135 €, 7 Personen 155 €.

Es gibt insgesamt 4 verschiedene Aufgaben in fünf Räumen:
SHERLOCK für 2-6 Spieler, den Inhalt habt ihr oben gesehen. Und mehr verrate ich auch hier nicht. Ohne erwachsene Begleitung ist er ab 14 Jahren spielbar, erfahrene Spieler schaffen es vielleicht schon ab 12 Jahre.
TATORT für 4-7 Spieler. Dabei klärt ihr den Mordfall an der leichten Annemarie auf. Dieser Raum ist etwas schwieriger als die anderen.
ROBIN für 4-6 Spieler. Wenn ihr erfolgreich seid, befreit ihr ein Burgfräulein und verteilt den Schatz des Sheriffs von Nottingham an die Armen. Das ist nichts für Ängstliche oder Anfänger, aber grandios für Mutige, sagt der Chef.
KUCKUCKSNEST oben unter dem Dach kann als Battle in zwei Räumen mit je 2-6 Spielern gespielt werden. Stellt euch vor, dass ihr zu Unrecht in eine Nervenheilanstalt der 1960er Jahre eingewiesen wurdet und nun in dem kargen Raum eine Fluchtmöglichkeit suchen müsst. Diesen Raum versuchen wir als nächstes, denn er soll vollkommen harmlos, horrorfrei und ziemlich lustig sein.

Außerdem werden zwei STADTFLUCHTEN angeboten, das sind Rallyes durch Bonn (Back to Bonn) oder Siegburg (Witchbusters), bei denen ihr eine Tasche mit Rätselkarten erhaltet, die euch den Weg durch die jeweilige Innenstadt weisen. Damit es nicht zu analog wird, kommen auch QR-Codes ins Spiel. Das kostet pro Person 10 € plus einmalig 9 € für das Material. Die Grundschulkinder in der Gruppe müssen nichts bezahlen. Das Spiel in Bonn werden wir auch noch testen und darüber berichten.

Parken geht problemlos auf dem Netto-Parkplatz, von dort sind es nur wenige Schritte durch die Passage.

*Werbung? Ja! Durch Nennung von Firma, Produkten und Dienstleistungen. Für die Beschreibung im Blog erhalten wir keine Bezahlung. Der Rätselraum gehört zu meinen Buchrecherchen. Die Pfannkuchen haben wir mit ehrlich verdientem Geld bezahlt.

2 thoughts on “Ausflugstipp: Sherlock in der Villa Fluchtgefahr

  1. Ich bewundere Euch immer wieder für Eure Geduld, ich dagegen blättere gerne beim Krimi (oder auch Roman) schonmal auf die letzte Seite.

    Bei den Bildern von den Eierkuchen bekomme ich Hunger….evtl was für den Essensplan diese Woche.

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