Nie hätte ich für möglich gehalten, dass ich mir einmal Gedanken über die Wattiefe eines Lancia Ypsilon machen müsste. Gestern war es dann so weit und ich fuhr mit angehalten Atem durch einen 100 m langen See, wo sonst die Straße ist. Aber vor mir waren zwei andere winzige Autos heil am anderen Ufer angekommen, also wagte ich es. Aurelia saß johlend neben mir, weil ihr die Bugwelle an die Scheibe schwappte.
Mallorca liegt seit unserer Anreise unter dicken Regenwolken. Aurelia wandert ja gerne im Regen, nur vor Gewittern hat sie Angst. Heute blieb sie aber bei Oma und den Minimäusen, denn sie wollte Ansichtskarten kaufen und ich hatte eine Tour mit Kraxelstrecke auf dem Programm.
Auf dieser Wanderung an einem dunkelgrauen Regentag wird mir bewusst, dass ich gerne bei Regen wandere. Sind die Füße einmal nass, brauche ich Pfützen nicht umgehen, sondern tratsche einfach hindurch. Die Schuhe sind ebenso undicht wie Jacke, Hose, Ersatzschuhe und Handschuhe, obwohl alle fünf Hersteller das Gegenteil behaupten. Aber immerhin halten sie mich im Regen gut warm. Nass wandern ist mir egal, aber bitte nicht frierend.
Auf meine Wettervorhersageapp ist Verlass. Für heute zeigte sie 100 % Regenwahrscheinlichkeit an. 100 % Regenwahrscheinlichkeit heißt ja nicht, dass es ununterbrochen regnen wird, sondern nur, dass innerhalb des Vorhersagezeitraums mit 100 %-iger Wahrscheinlichkeit irgendwann Regen fällt. Anders sieht es dann aber aus, wenn man sich die Wahrscheinlichkeit für Stundenbereiche anzeigen lässt und diese dann auch immer noch zwischen 95 und 100 %variieren. So wie heute. Bis auf 10 Minuten regnete es wirklich den ganzen Tag. Mal fisselig, mal stark, mal gewittrig, mal sturzbachartig.
Meine Gedanken waren oft in Wales, wo ich als 18-jährige einen meiner schönsten Urlaube verbrachte. Ich war Teil eines 60-köpfigen Teams aus elf Nationen, das Wege und eine Fußbrücke zu den Henrhyd Falls baute. Jahre später kam ich mit Jörg an diesen Wasserfall und las auf einer Infotafel über unsere Bauleistung „It rained all day every day“. Trotzdem ein geiles Gefühl, mit der Spitzhacke den Boden für die Brücke begradigt zu haben, sich zum Bauplatz abseilen zum müssen und tonnenschwere Holzbalken gemeinsam platziert zu haben.
Erst etwa 15 Jahre her ist eine Erinnerung an eine Recherche in einem walisischen Freizeitpark. Es gab Fahrgeschäfte mit einem Warnhinweis „You may get wet“ und andere mit „You will get wet“. Alles klar! Also benötigt man für letztere in jedem Fall Wechselsachen und hat man bei ersteren zumindest die theoretische Chance, trocken zu bleiben. Holger und ich fanden die Differenzierung klasse, auch wenn sie für uns ohne Belang war: es regnete schon seit Tagen. Unsere komplette Habe war klamm oder nass, im Zelt trocknete nichts. Wir waren schon vom Anmarsch patschnass und amüsierten uns prächtig beim Anblick der Schilder, bei denen ja offenbar „You are wet“ fehlte.
Regen ist also vollkommen okay für mich. Blöd ist dabei nur, wenn Tropfen auf Brille und Objektiv sind. Fotos werden natürlich nicht so schön wie bei Sonnenschein. Hoffentlich mault meine Layouterin nicht über zu viele graue und vertropfte Motive.
Hier soll es ab Freitag trockener werden. Aurelia betonte sofort, dass sie bei zu viel Sonne nicht mitkommt. Wie gut für Oma, dass es inzwischen im Hotel genug Kinder gibt, sodass ab sofort der Miniclub stattfinden kann.
Euch allen wünsche ich trockene Weihnachtstage.
auch euch trockene Weihnachten! hier hat es die Nacht angefangen zu regnen-wem das pupegal ist,brauche ich ja nicht zu erwähnen…
Uebrigens hat dein Buch bei der Auktion 25€ für unsere notfelle eingebracht und wird morgen seinen neuen Besitzer erreichen. danke schön
Der Baum ist wie für Aurelia gemacht. Ist das eine Pinie?
Ich wünsche euch trockenes Wetter und noch einen schönen Urlaub. Beim Lesen auf deiner schönen Seite bekommt man echt Fernweh.
Viele Grüße