Gestern war (1) Muttertag, (2) Wahl in NRW und (3) Tag des Wanderns. Eigentlich hätte ich also (1) mit meiner Mutter (2) zum Wahllokal (3) wandern müssen. Doch bei uns ist ja alles etwas anders als bei anderen: (1) Meine Mutter hatte sich ausgerechnet für den Muttertag ihren ersten Arbeitstag in der Bäckerei vorgenommen. Nach der langen Pause durch Mallorca, Klinik und Rekonvaleszenz wollte sie ihrem Freund Herbert endlich wieder unter die Arme greifen. (2) Wir machen seit Jahren Briefwahl. (3) Wandern war mir schier nicht möglich. Eine von Cari aus dem Kindergarten mitgebrachte Babyerkältung hat mich so dermaßen aus den Latschen gehauen, dass ich mich hier eher auf den Brustwarzen kriechend durchs Haus schleppe, als auch nur ans Wandern denken kann.
Also gab es ein Muttertagsprogramm „light“. Ich tat überrascht, als Aurelia mich schon um 7 Uhr weckte und mir ihr Muttertagsgeschenk überreichte, an dem sie seit einigen Tagen „heimlich“ gearbeitet hatte. Sie hatte dafür mehrfach das Spielzimmer verwüstet, ich hatte aber immer kommentarlos aufgeräumt, um ihr die Überraschung nicht zu verderben.
Am Frühstückstisch war ich nur Dekoration. Hatte weder Hunger noch Appetit, der Husten brachte die schlechtesten Seiten meines COPD zu Tage, durch den Schnupfen schmeckte ich ohnehin nichts, selbst Joghurt schmerzte beim Schlucken, Kopf und alle Gräten schmerzten. Perfekter Start in den Tag also!
Nachdem ich das Frühstück überlebt hatte, nahm ich mir vor, möglichst nur zu machen, was ich wollte und einen Tag lang meine Wünsche wichtiger zu nehmen, als die meines Umfeldes.
Gar nicht so leicht. Denn dazu muss ich mir in jeder Situation klar werden, ob jemand mit einem echten Bedürfnis vor mir steht oder einfach nur einen Wunsch hat. Wenn Nele angeflitzt kommt und „Mama Windel Stinker!“ sagt, ist das noch klar. Aber muss ich wirklich zwei Etagen treppensteigen, weil Aurelia eine bestimmte Jacke nicht vom Kleiderhaken abbekommt und unwirsch reagiert, wenn ich sie auf vier andere Jacken in unmittelbarer Reichweite aufmerksam mache? Oder muss ich beim gemeinsamen Malen aufstehen und eine Filzstiftkappe aufheben, nur weil Cari nicht dran kommt, ohne vom Stuhl zu klettern? Das ging nicht immer trennscharf, aber half etwas, mich zumindest einen Tag lang mit einer fiebrigen Erkältung nicht vollkommen zu verausgaben.
Ich hatte großen Spaß daran, mit den Mädels einen Bilderrahmen für Oma zu gestalten. Wir hatten uns für Fußabdruck-Eulen entschieden. Bei der Herstellung der Abdrücke war das Gekicher groß. Alle drei sind unter den Füßen kitzelig und mussten sich sehr beherrschen, um beim Anmalen, Abdrücken und Reinigen der Füße nicht allzu sehr zu zappeln.
Als nächstes ging es mit warmer Milch und Chai raus in den Garten und wir beobachteten eine Stunde lang Vögel. Zweimal im Jahr nehme ich an der „Stunde der Wintervögel“ und der „Stunde der Gartenvögel“ teil. Eine Stunde lang setzt man sich ruhig in den Garten/Park/Acker/Wald und notiert alle Vögel, die sich in dieser Zeit sehen lassen.
Ganz so groß wie BiBo war unsere Ausbeute nicht: Kohlmeise, Blaumeise, Rotkehlchen, Amsel, Grünfink, Taube, Mönchsgrasmücke, Elster, Rabenkrähe, Singdrossel, Feldspatz und Badeente (die fand Cari im Sandkasten und kreischte mit der gleichen Begeisterung „PiepPiep“ wie bei den anderen Vögeln). Gar nicht schlecht für eine Beobachtung mit drei kleinen Mädchen und einer Hündin, mit Katze im Nachbargarten.
Aurelia ist ja in der Robins Gruppe, entsprechend erklärte sie den Kleinen gefühlte 129.542 Male, dass dieser Vogel da auf der Mauer zum Nachbargarten ein Robin sei, der in „eurer Sprache“ Rotkehlchen heißt. Okay, dann ist wohl geklärt, welche Sprache für Aurelia die wichtigere ist.
Beim Eintragen der Ergebnisse ins NABU-Formular hatte ich heute Vormittag gewisse Probleme. Haben da wirklich 4 Personen gezählt, auch wenn die kleinsten grade mal zwei Jahre alt sind? Was kreuze ich bei „Katze im Garten“ an, wenn unsere Nachbarskatze nur deshalb nicht in unserem Garten herumstolziert, weil unser Hund sie ständig verscheucht? Werden auch Vögel gezählt, die ich nur höre und an der Stimme erkenne oder wirklich nur die gesehenen? Uns ist nämlich etwa eine Viertelstunde lang eine Taube auf den Wecker gegangen, die hinter unserem Gartenhaus saß und gurrte, die wir aber von keiner Seite sehen konnten.
Die Bitte meiner Großen, für Oma auch eine Ladung Hello Kitty Kekse zu backen, erfüllte ich nach der Zählaktion auch gerne. Teig kneten, ausrollen und ausstechen machen alle drei gerne. Erstaunt waren wir darüber mit welcher Sorgfalt und Konzentration Cari den Zuckerguss auf die fertigen Kekse pinselte und die Haarschleifen positionierte.
Doch unsere beiden Geschenke mussten warten, als wir erfuhren, dass Oma gar nicht sofort nach der Arbeit zurück kam, sondern erst einmal von Herbert zum Essen ausgeführt wurde. Na gut, wir hatten ja vom 2 x 2 – Geburtstag noch Würstchen und Maiskolben übrig, die fanden ihren Weg auf den Grill und keiner musste verhungern.
Nach dem Essen vergnügten sich die Mädels auf dem Trampolin und ihr Vater gesellte sich dazu. Mich dauerte der arme Hund. In der Hitze lag Bathida hechelnd da, das Fell ist einfach zu dick. Ich hatte mir zwar vorgenommen, gleich Anfang der Woche einen Termin beim Hundefriseur auszumachen, aber hatte das Bedürfnis, ihr sofort zu helfen. Ich wollte einerseits etwas Sinnvolles tun, andererseits plagte mich auch etwas das schlechte Gewissen. Seit der Geburt der Zwillinge finde ich viel zu selten Zeit zum Kämmen meines Hundes. Armin kämmt sie zwar manchmal, aber nur oberflächlich. Unter den Ohren, an Hals, Bauch und Po ist das Fell ziemlich verfilzt. Da staut sich die Hitze bestimmt noch viel mehr als unter einem gut durchgekämmten Fell.
Also war mir klar, womit ich den Nachmittag verbringen wollte: Mit Kamm und Frisörschere. Von der Wolle, die ich in mehr als drei Stunden abgeschnitten habe, könnten vier Lämmer eingekleidet werden. Ruckzuck waren eine Mülltonne und zwei Plastikbeutel voll. Bathida hielt erstaunlich gut still. Ob sie wohl wusste, dass ich ihr mit der Schere helfen will, keinen Hitzschlag unter ihrem Filz zu bekommen? Ich bin nicht fertig geworden, aber die Ankunft von Oma und Herbert war für Bathida und mich ein guter Grund, eine Pause einzulegen. Mit schmerzte das Kreuz und die kleinen abgeschnittenen Härchen pieksten überall. Am Mittwoch geht es weiter, vorher werde ich wohl nicht dazu kommen, denn Montag und Dienstag ist der Kindergarten geschlossen.
Nach einer guten Tasse Kaffee mit Herbert und meiner Mutter verabschiedete ich mich in die Badewanne. Hach, herrlich, anderthalb Stunden entspannt in der Wanne zu liegen, Quizduell zu spielen und immer wieder warmes Wasser nachlaufen zu lassen! Nicht so heiß wie sonst, wegen meines Fiebers, aber herrlich warm und mit einer Kombination aus Badesalzen gegen Erkältung und Muskelverspannungen. Nun war das beständige Frösteln weg, der Husten nicht mehr ganz so bellend aus tiefster Lunge und das Kreuz wieder beweglicher. Herrlich.
Danach konnten mich weder die Ergebnisse der Landtagswahl NRW noch dumme Bemerkungen über nicht perfekt weggekehrte Hundehaare aus der Bahn werfen. Aurelia zog es schon um 19:30 Uhr ins Bett, Cari schlief überraschend früh um 20:00 Uhr in meinem Arm ein und selbst Nele beendete schon um 20:50 Uhr ihr Abendprogramm, rollte sich in meinem Arm zusammen und schlief sofort. Ganz schön früh. Kinders, das war mein schönstes Muttertagsgeschenk von euch. Ich muss um 20:52 Uhr auch schon fest geschlafen haben. Eine SMS von dieser Uhrzeit habe ich erst am nächsten Morgen gesehen, wenn ich noch wach gewesen wäre, hätte ich ja das Signal gehört.
Wir war euer Muttertag? Habt ihr mit euren Müttern gefeiert? Haben eure Kinder mit euch gefeiert? Habt ihr überhaupt gefeiert? Oder ist das einfach nur Kommerz für euch?
Hallo Ingrid!
Muttertag ist für mich ähnlich wie Valentinstag-von der Blumen-und Süßigkeiteninustrie gepusht.Angesehen davon das ich mich über einen Strauß Blumen nie freue.
Natürlich habe ich mich über den selbstgebastelten Teelichthalter von meiner kleinen Großen gefreut..das hätte ich aber auch zu jedem anderen Tag…