Für die Reiseführer, bei Hunderunden und beim Geocaching sind wir ja sehr oft auf Wanderwegen unterwegs. Erst im Mai fragte mich Aurelia, wie denn die Markierungen an die Bäume, Laternen und Schilder kommen. Ich erklärte es ihr ausführlich, war aber nicht sicher, ob sie es verstanden hatte.
Wie aufs Stichwort trafen wir in ihren Ferien beim Geocachen am Lingese-Stausee einen Mann, der den örtlichen Wanderweg Nummer 6 überprüfte und fehlende Markierungen ersetzte. Sie fand es sehr spannend, ihm dabei zuzusehen, wie er aus seiner Aktentasche einen Aufkleber für den Weg und einen zweiten mit einem Richtungspfeil holte, das Papier ablöste und die Aufkleber befestigte. Von selbst kam sie mit einem Blick auf seine Heckenschere auf die Idee, dass er damit die Bäume und Sträucher zurecht schnitt, wenn deren Laub die Markierungen verdeckte.
Sie hatte mir wirklich gut zugehört, wie sich nun heraus stellte. Er war ihr wohl sympathisch und sie fragte ihn aus, ob er ein Wegpate ist oder nur ein Wegpatenhelfer. Sie wollte wissen ob er im Eifelverein ist und wunderte sich darüber, dass im Bergischen Land der Sauerländische Gebirgsverein und nicht der Bergische Gebirgsverein das Wegenetz betreut.
Sie erzählte ihm wortreich, dass ich ihr das alles genau erklärt habe, weil „meine Mama auch ein Wegpatenhelfer war. Sie hat schon als Kind einem Wegpaten bei der Arbeit geholfen. Ich will das auch machen, wenn ich größer bin, das ist ein schöner Beruf!“
Tja, leider mussten wir darüber aufklären, dass es eher ein Hobby/Ehrenamt, als ein Beruf ist. Aber es ist eine sehr schöne Tätigkeit. In der Tat habe ich als Grundschülerin und Gymnasiastin meinem alten Vereinskollegen Hans Weil immer beim Markieren geholfen. Damals gab es noch keine Aufkleber. Wir zogen mit drei Eimerchen Farbe und drei Pinseln durch den Wald. Grün-weiß waren die Naturfreundewege, rot-weiß andere von ihm betreute Wege. Ich war stolz, wenn ich ihn begleiten durfte. Ich lernte, nur so viel Farbe zu verwenden, dass keine Nasen den Baum hinab liefen. Höchste Konzentration war erforderlich, um die Wegziffern und mancherorts nötige Pfeile korrekt aufzumalen. Er ließ mich die Topografische Karte tragen und ich merkte gar nicht, dass er mir an jeder Weggabelung das Kartenlesen beibrachte.
Gerne denke ich an diese Zeit zurück. Ich war viel im Wald unterwegs und mir war gar nicht bewusst, dass es sich um eine win-win-win-Situation handelte: Er war auf seinen langen Markierwanderungen nicht allein. Meine Mutter wusste mich in guten Händen, während sie im Naturfreundehaus kochte, spülte, putzte,… Und ich hatte eine Aufgabe, die mich forderte und mir Freude machte. Hans ist schon lange tot. Doch bei handgemalten Wegmarkierungen muss ich noch heute an ihn denken. Dabei ist sogar vollkommen egal, in welchem Land ich eine solche Markierung sehe. Freundschaft kennt keine Altersunterschiede und währt über den Tod hinaus!
… und was man so früh lernt, behält man lebenslänglich. Mein Vater nahm mich mit in den Wald sobald ich laufen konnte. Und so nebenbei lernte ich Pflanzen und Tiere zu unterscheiden und mich in der Natur zu bewegen. Und ich wette, ich könnte auch Obstbäume veredeln, okulieren und Pfropfen, obwohl ich das scharfe Okuliermesser damals nicht benutzen durfte. 🙂
Auf diese Weise sind auch alle Finger dran geblieben 😉