Tür 17 ist die Küchentür.
In der Küche wird viel gemacht: gebacken, gespült, genäht, gebastelt, gelesen – leider viel zu selten gekocht. Da meine Mutter mich von der Hausarbeit entlastet, indem sie sehr oft für uns kocht, bleibt meine Küche kalt.
Während ich hier sitze und darüber nachdenke, kann ich nicht einmal sagen, ob ich gerne koche oder nicht. Mit einem Mann kochte ich zwei indische Kochbücher rauf und runter. Kam Asafoetia (Teufelsdreck) im Rezept vor, warnten wir die Nachbarn gegenüber vor, weil es beim Kochen so stank und qualmte. Mit einem anderen Mann kochte ich jeden Abend spontan und ohne Rezept, was uns einfiel und sich aus unseren Vorräten zaubern ließ. Ich kann mich an Situationen erinnern, in denen ich als frisch ausgebildete Küchentechnikerin & Feldköchin voller Leidenschaft im Kleinen einige Rezepte ausprobierte, die wir dann am Feldkochherd nachkochten. Eine Weile kochte ich mindestens einmal in der Woche Chili con Carne, weil wir nicht genug davon bekommen konnten. Nach Reisen nach Tunesien gab es wochenlang Tajine und Couscous, bis die mitgebrachten Gewürze aufgebraucht waren. Als Aurelia ein Baby war, versuchte ich mich an Babybrei und machte immer so viel, dass ich auch genug davon bekam. Aber es ist immer nur eine Phase des Kochens, nichts kontinuierliches.
So ist die Küche aktuell eher der Raum, in dem ich Tee koche, Kuchen backe und manchmal mit Aurelia Hausaufgaben mache. Wer mich „nur auf einen Sprung“ besucht, landet meist am Küchentisch. Die Küche dient zudem als Durchgang zum Garten, wenn wir nicht durch die Garage wollen. Deshalb sieht sie auch immer dreckig aus, weil auch Bathida hier spätestens 15 Minuten nach dem Putzen schon wieder die ersten Pfotenabdrücke hinterlässt.
Kocht ihr gerne? Regelmäßig? Abwechslungsreich?
Ach, bestimmt fällt euch die Farbe der Küchenmöbel auf. Dazu ein Anekdötchen: Bis vor sechs Jahren hatte ich eine silbergraue Küche. Alle Elektrogeräte gaben nach und nach ihren Geist auf, die Schränke hatten schon beim großen Umbau großen Schaden genommen, weil sie zum Teil aufgequollen waren. Die Furniere lösten sich. Nach längerem Überlegen und langen Gesprächen war entschieden, dass eine neue Küche gekauft werden soll. Die alte stellte ich bei eBay Kleinanzeigen in der Kategorie „zu verschenken“ zum Selbstabbau ein. Obwohl ich reingeschrieben hatte, dass der genaue Termin abhängig von der Lieferung der neuen Möbel ist, meldeten sich in den ersten 8 Minuten nach Freischaltung der Anzeige fast 150 Interessenten per Mail. Das Telefon klingelte unaufhörlich. Ich sperrte die Anzeige sofort und gab einem netten Ehepaar den Zuschlag, das sich als erstes telefonisch gemeldet hatte. Als der Berater im Möbelgeschäft nach unseren Wünschen fragte, antwortete ich spontan „nicht so dunkel, also irgendwie beige oder so“. Das bisherige Grau war mir zu trübe geworden. Er musste noch einmal kurz weg. Als er wieder bei uns war, hatte ich mich schon in dieses dunkelrote Design verliebt. Er nahm diese Entscheidung scheinbar emotionslos entgegen, doch als wir die Details zu Papier brachten, bemerkte er bei „Farbe“ ganz trocken „nicht so dunkel, also irgendwie beige oder so. Also Dunkelrot und Anthrazit!“ und wir lachten gemeinsam herzhaft über diese Inkonsequenz. Ich habe es aber nie bereut. Ich liebe dieses dunkle Rot nach wie vor heiß und innig.
Ah, noch jemand mit Mut zur Farbe in der Küche.
Wenn ich irgendwo erwähne, dass meine Küche rot ist, übersteigt das bei manchen Menschen die Vorstellungskraft.
Ich koche gerne und auch für mich alleine. Ich bin aber auch Freundin des Mittagstischs. Im Winter koche ich mehr, dann muss ich nicht raus, im Sommer, wenn ich mehr Rad fahre, gibt es öfter mal Mittagstisch, dann muss ich nicht kochen und anschließend die Küche putzen.
Schlimm fand ich den vier Jahre währenden Zustand: Mutter kauft ein, und ich muss das denn kochen. Denn Mutter hatte einen Schalter im Kopf, wenn der auf Brokkoli stand, gab es ständig Brokkoli. Oder Putenschnitzel, kiloweise im Sonderangebot gekauft. Machst Du Putenschnitzel, Putengulasch, Putengeschnetzeltes, Putengyros… Ich habe jetzt fast ein Jahr lang kein Putenfleisch mehr angerührt.
Die Wahre Freiheit ist… kochen und essen können, was man selber mag.
Ach Bibo, wie schön, du auch! Rote Küchen sind wirklich klasse!
Ich kenne das. Und wenn man etwas sagt, egal wie vorsichtig, ist Mama auch noch beleidigt. So ging es mir im November, als ich exakt gezählte 16 Tage am Stück zum Nachtisch ein Becherchen Rotweincreme hingestellt bekam. Ich fragte ganz zaghaft und vorsichtig, ob wir in der kommenden Woche einen anderen Nachtisch nehmen sollen – und schon gab es schlechte Laune à la „dir kann man es auch nicht Recht machen!“
So viel Mut zur Farbe hätte ich auch gerne. Aber vielleicht ist es auch leichter, wenn man allein entscheiden kann
Als ich in meine jetzige Wohnung gezogen bin hatte ich mir auch eine Küche in Bordeauxrot ausgesucht. Bei der Einmessung wurde uns aber mitgeteilt dass wir auch für nötige Installationsanpassungen zuständig seien. Das hatte man uns vorher nicht mitgeteilt, als man uns im nachinnein versuchte dazu eine Unterschrift abzuluchsen bin ich vom Vertrag zurück, was dann auch anstandslos ging. So würde es eine helle Küche…die auch schon ist.