Gestern fand ich beim Aufräumen einen Pfennig. Aurelia staunte darüber, dass es vor dem Euro anderes Geld gegeben hatte und wir sprachen davon, dass wir im nächsten Jahr in ein Land fahren, in dem wir nicht mit dem Euro zahlen können. Das findet sie lustig und spannend, denn sie kennt es ja nur aus der Schweiz. Alle anderen Ländern, in denen sie bislang war, gehören ja zur Euro-Zone.
Die Währung von heute ist aber weder die D-Mark noch der Euro, sondern die Information und die Bewertung. Ich schrieb euch ja schon einmal, dass Amazon-Rezensionen für Buchautoren so wichtig sind, wie Applaus für Bühnenkünstler. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.
Rezensionen und Bewertungen sind in den letzten Jahren zu einer Währung geworden. Das kann man ablehnen, ignorieren oder für eigene Zwecke nutzen. Ich habe mich für letzteres entschieden:
- Seit gefühlten 100 Jahren (in Wahrheit werden es um die 25 Jahre sein) bin ich Mitglied im Dr. Oetker Backclub. Alle zwei Monate kommt eine Backzeitschrift namens Gugelhupf ins Haus geflattert, dazu immer ein Dr. Oetker Produkt, z.B. Lebkuchengewürz, eine neue Paradiescreme oder Backpulver. Im Dezembernahm ich an einer Gruppendiskussion teil, in der ein von Dr. Oetker beauftragtes Meinungsforschungsinstitut ein Grüppchen von acht Leserinnen dazu befragte, wie der aktuelle Gugelhupf wahrgenommen wird, was daran verbessert werden könnte und wie wir zur online-Ausgabe stehen. Mir hat es Spaß gemacht, mich mit anderen „Backfrauen“ auszutauschen und für die Währung Meinung sogar noch mit einer kleinen Aufwandsentschädigung in Euro entlohnt zu werden. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Das machte mir aber um so deutlicher bewusst, das Informationen einen hohen Geldwert haben.
- Seit ich Globetrotter-Kundin bin gebe ich zu fast allen dort gekauften Produkten ein Feedback ab, um spätere Kunden zu informieren oder zu warnen. Genauso mache ich es seit der Geburt meiner Töchter bei Jako-o.
- Schon seit vielen Jahren bin ich Mitglied bei Vorablesen. Dort kann ich (1) den Anfang eines Buchs oder Hörbuchs schon vor dem Buchhandelsstart lesen bzw. hören, (2) meinen ersten Leseeindruck/Höreindruck posten, mit etwas Glück (3) ein Rezenszionsexemplar gewinnen, (4) das Buch/Hörbuch lesen/hören. (5) eine Rezension schreiben. Natürlich verschenken die Verlage nicht einfach so von den Buchtiteln 100 Stück und von den Hörbuchtiteln 30 Stück. Die Rezensionen, die wir üblicherweise auch bei Amazon, Thalia, – oder wo auch immer wir Kunde sind – verlinken, geben direkt am Tag der Veröffentlichung und in den Tagen danach den potentiellen Lesern/Hörern schon die Möglichkeit, sich an unserer Meinung zu orientieren. Das wäre ja nach normalen Marktgesetzen gar nicht möglich, weil das Buch am Erscheinungstag ja erst gekauft wird, dann gelesen werden muss und erst nach einigen Tagen oder Wochen rezensiert wird.
- Für eine konsequente Bewertung von Hotels, Gaststätten, Freizeitparks,… die ich auf meinen Reisen und Ausflügen erlebe, fehlt mir leider die Zeit. Entsprechend bin ich bei Tripadvisor, Facebook,… eher Nutznießer als Informant.
- Neu für mich entdeckt habe ich AMZStars. Wer sich dort anmeldet und bereit ist, ein Produkt bei Amazon zu bestellen und eine Bewertung abzugeben, kann ausgewählte Produkte preiswerter erhalten. Vieles kostet dank des Gutscheincodes nur die Hälfte, manches ist sogar um 70, 80, 90 oder 100 Prozent reduziert. Um 100 Prozent reduziert, das ist umsonst!
Ich habe auf diese Weise (1) eine schöne Hundeleine aus Kletterseil mit Neoprenschlaufe für Bathida, (2) Wanderhandtücher aus schnell trocknender Mikrofaser, (3) eine wasserfeste Picknickdecke, (4) Eckenschoner für den gefährlichen Wohnzimmertisch (massives Glas ohne Abrundungen an den Ecken) meiner Mutter und (5) eine federleichte & gemütliche Hängematte gefunden, bestellt und bewertet. Nicht umsonst, aber mit 80 bzw. 90 Prozent Rabatt. Das verleitet mich nicht dazu, insgesamt mehr bei Amazon zu bestellen. Das ist irgendwie für mich immer noch einer von vielen online-Buchläden, obwohl die Bücher inzwischen wahrscheinlich nur noch eine winzig kleine Nebenrolle dabei spielen. Die meisten Bücher kaufe ich ja gebraucht oder tausche sie bei Bookcrossing bzw. im IKEA-Buchtauschregal. Neue Bücher kaufe ich gerne direkt im Verlag oder unterwegs (nicht zuhause, dort ist das Personal zum Davonlaufen) in der lokalen Buchhandlung. Aber ich finde über AMZStars auf diese Weise Dinge, die ich schon lange im örtlichen Zoohandel und Baumarkt vergeblich gesucht hatte.
Ich halte das für eine Win-Win-Win-Situation. Der Händler freut sich über mein Feedback. Potentielle Leser/Verbraucher können anhand meiner Bewertung leichter entscheiden, ob sie das Produkt kaufen wollen oder nicht. Und meine Geldbörse freut sich an der einen oder anderen Stelle sogar über ersparte Ausgaben.
Najaaa, also.
Bei Vorablesen habe ich mehrere Leseproben bewertet und nie ein Buch bekommen. Das hat mich schnell demotiviert.
Ich „kaufe“ die meisten Bücher inzwischen im offenen Bücherschrank. Es sei denn, ich suche etwas bestimmtes.
Zu Amazon ist meine Meinung ja wohl bekannt: Ein Gewerbe, das hier die Infrastruktur nutzt, aber keine Gewerbesteuer zahlt, möchte ich nur unterstützen, wenn ich das Teil sonst nicht anders bekomme. Zumal ich in der Einflugschneise wohne, direkt unterm Nacht-Frachtfliegerverkehr.
Dass man bei Globetrotter auch bewerten kann, wusste ich nicht. Gibt es da einen Link?
Viele Bewertungsportale sind fragwürdig. Da wird von Freunden der Familie gelobhudelt und von der Konkurrenz gnadenlos runter gewertet.
Ich mache mit bei Consumerpanel-online. Da gibt es monatlich Punkte und für die Punkte gibt es Prämien, auch wenn man „nichts gekauft“ hat. Aber es ist kein Bewertungsportal.
Ich war eine Zeit lang bei Restaurantkritik.de aktiv, bis es von yelp geschluckt wurde. War eine gute Community. So habe ich von Hamburg aus eine rauchfreies Lokal für eine OBCZ in Bayern gefunden und ein BC-Newbie lesealles in Wuppertal gewonnen.
Vorablesen könnte ich mal wieder vorbeischauen…..mal sehen ob die was nicht-historisches haben…