Kennt ihr diese Kettenbriefe: „Schicke diese Nachricht innerhalb der nächsten zwei Tage weiter. Wenn du sie an mehr als 15 Leute schickst, dann geht dein größter Wunsch in Erfüllung – an mehr als sieben, dann wird dein Schwarm sich in dich verlieben – an mehr als drei, dann findest Geld. Tust du es nicht, wirst du sieben Jahre Unglück haben!!!“
Meine persönliche Statistik für 2017
Im abgelaufenen Jahr habe ich mir den Spaß gemacht, alle WhatsApp Nachrichten, Mails, Facebooknachrichten, Briefe (ja, auch zwei in gedruckter Form), SMS und sonstige Kettenbriefe zu notieren. Das war kein allzu großer Aufwand im Vergleich zu den Aufgaben, die ich hätte erledigen müssen, wenn ich all diese Kettenbriefe weiter geleitet hätte. Dazu wären nämlich 158 Weiterleitungen an insgesamt 892 Menschen nötig gewesen. Das braucht Zeit. Ich bin ja schon froh, dass es inzwischen Computer gibt. In meiner Schulzeit gab es etliche Mitschüler, die ihre Pausen und Nachmittage damit verbrachten, diese Briefe wieder und wieder mit dem Füller abzuschreiben. Dennoch habe ich mich nicht beteiligt.
Mein großer Dank gilt deshalb an dieser Stelle allen, die mein Leib und Leben, meine Kinder, meine Haustiere, mein Konto, mein gesamtes Hab und Gut, meine Ehre, meine Psyche, mein Seelenheil, meine Jungfräulichkeit und meinen Aufstieg gen Himmel durch die Weiterleitung eines Kettenbriefs retten wollten.
Ich räume ein, dass ich undankbar bin – oder gar todesmutig. Vielleicht sogar beides. Sollte mir oder meinen Kindern also irgendwann einmal etwas Böses widerfahren, berichtet den Überlebenden dieser Katastrophe bitte von diesem sträflichen Leichtsinn, damit sie mich posthum mit einem dieser unzähligen bösen Flüche belegen können, die auch in diesen Kettenbriefen ausgesprochen werden.
Es tut mir besonders Leid für die beiden Kettenmails, die schon im Jahr 1999 bzw. 1985 (!) begonnen wurden und den Kettenbrief, der seit 1823 im Umlauf ist und nach so vielen Jahren seinen weiten Weg von Indien über Südamerika und Hongkong nach Hürth gefunden hat. Auch um die chinesische Botschaft, die seit 1953 bereits achtmal den Erdball umrundete und deren Original in den Niederlanden aufbewahrt wird, ist es sehr schade. Aber ich kann nicht aus meiner Haut. Selbst auf die Gefahr hin, dass der eigentliche Briefschreiber sich in seinem Grab umdreht oder mir in der Hölle einen besonders ungemütlichen Platz reserviert.
Meine Vergehen, Verbrechen und Todsünden
In fast jedem Kettenbrief steht neben der Anweisung, sie weiter zu leiten, auch eine vorgegebene Zahl an Adressaten, eine (oft nur wenige Minuten betragende) Frist zur Erledigung und eine Drohung mit schlimmsten Folgen im Unterlassensfall.
Meine Weigerung, diese 158 Kettenbriefe weiter zu leiten, wird noch getoppt durch das Ignorieren weiterer Anweisungen, die da wären:
- sämtliche Ersparnisse auf ein Treuhandkonto für das schwerkranke kleine Mädchen Amy Bruce zu überweisen
- das Foto eines blinden Babys an alle meine WhatsApp Kontakte weiterleiten
- meine Topfpflanzen ab sofort nur noch bei Nacht zu gießen
- eine Petition zur Rettung der zentralrussischen Zwergeichhörnchen unterschreiben
- eine Petition zur Rettung der weißrussischen Zwergeichhörnchen unterschreiben
- den Namen einer Person auf einen Zettel schreiben, die dringend eine neue Liebe benötigt, und den Zettel dann zu verbrennen
- mir ein bestimmtes Computerprogramm aus dem Mailanhang herunter zu laden, um meinen Rechner und die Mailpostfächer all meiner Kontaktpersonen zu schützen
- 15 Frauen zur besten Mutter der Welt nominieren
- einen dreistelligen Geldbetrag an den Zoo von San Diego zu spenden
Das Schicksal wird mich strafen
Die gerechte Strafe für meine Untätigkeit summiert sich ganz schön auf. Ich habe folgendes allein für 2017 notiert und addiert:
Kategorie I: Leib und Leben
- Ich werde 4128 Jahre, sechs Monate und drei Tage Unglück haben*
- Mir sind 2954 Jahre Glück durch die Lappen gegangen
- Ich hätte eigentlich im Jahr 2017 ganze 46 Unfälle haben müssen, 39 davon tödlich**
- Im selben Berichtszeitraum hätte ich – auf andere Weise als durch Unfall – weitere 24 Male sterben müssen
- Meine Mutter starb nach der Prognose im vergangenen Jahr achtmal, mein Vater zehnmal***, meine Kinder 19 Male, mein Ehegatte fünfmal**** und weitere Angehörige zweimal.
- Krankheit wurde uns in 67 Fällen angedroht, Siechtum in zwei Fällen*****
- In meinem Lieblingskettenbrief wurde mir der Verlust meiner Jungfräulichkeit angedroht
- Mir wurde ohne mein Wissen von der Organmafia eine Niere und ein Lungenflügel entfernt
- Ein Brief drohte mir Pickel und Hühneraugen an
- Leider wartete ich das ganze Jahr vergeblich auf die zweimalig angedrohte unerklärliche Gewichtsabnahme von mehr als 25 kg.
- Zutreffend war die angedrohte Gewichtszunahme. Allerdings waren es zum Glück nicht die in sieben Kettenbriefen angedrohten fünf Kilo = 35 kg, sondern „nur“ 14 kg.
*prima, wer tot ist, kann ja kein Unglück haben, das spricht für eine erstklassige Lebenserwartung
**Naja, kann ja noch kommen, vier Fristen laufen erst im ersten Quartal 2018 aus
***wen haben wir denn dann im Herbst 1968 zu Grabe getragen?
****ich bin gar nicht verheiratet
*****wird da jeder Schnupfentag einzeln gezählt?
Kategorie II: Hab und Gut
- 25 Lotteriegewinne sind mir entgangen, weil ich eine Nachricht nicht an euch weitergeleitet habe, ferner
- elf Lidl-Gutscheine à 250 Euro,
- acht HM-Gutscheine à 250 Euro,
- neun Amazon-Gutscheine à 500 Euro und
- zwei Weltreiseflugscheine der South African Airlines.
- Mein Haus sollte dreimal in Flammen aufgehen
- Eine Überflutung steht auf der Liste, außerdem
- vier Erdbeben,
- eine Plünderung und
- ein schwerer Sturmschaden.
- All meine Bitcoins wurden 2017 gelöscht*
- zwölfmal war mir im Fall der Weiterleitung Wohlstand versprochen worden, der ist mir jetzt in der Tat durch die Lappen gegangen
*ich wusste gar nicht von deren Existenz
Kategorie III: Außerdem
- Ich las 23 Male, dass MSN Hotmail mein Konto löschen wird*
- Zwölfmal wurde mein t-online-Konto gelöscht*
- Facebook wird bald kostenpflichtig, weil ich mich verweigert habe
- WhatsApp auch
- All eure Mailingkonten dürften mehrfach durchseucht worden sein, weil ich einen (von meinem Programm als SPAM gekennzeichneten) Anhang nicht geöffnet und heruntergeladen habe
- Wahrscheinlich ist das kleine Mädchen Amy Bruce 2017 wegen mir gestorben. Ein kleines, armes Mädchen,
das schon mehr als 7000 x schwerkrank im Krankenhaus lag und seit 1995 immer noch acht Jahre alt ist. - Ein kleines blindes Baby wird weiterhin blind bleiben müssen, weil WhatsApp ja die Weiterleitungen des Fotos zählte und mich als Akkordbremse enttarnt hat
- Wegen mir gibt es jetzt in Weißrussland und Zentralrussland keine Zwergeichhörnchen mehr
- 13 Male ging weder mein größter Wunsch in Erfüllung noch verliebte sich mein Schwarm in mich oder fand ich Geld.
- Einer von euch ist jetzt solo, weil ich seinen Namen auf keinen Zettel geschrieben habe
- Eigentlich hätte ich achtmal auf einem Hundehaufen und zweimal auf einer Bananenschale ausrutschen müssen.
*macht nichts, dort habe ich gar kein Konto
WICHTIG :
Wenn Ihr diesen Blogbeitrag nicht innerhalb von 27 Sekunden rebloggt (Leser ohne Blog können ihn ersatzweise auch bei Facebook, Instagram, Snapchat, Twitter & Co. veröffentlichen oder – nur im äußersten Notfall – an mindestens 342 verschiedene Personen weiter leiten)
wird übermorgen um 13:21 Uhr MEZ ein im Kölner Zoo entlaufener Eisbär eure gesamte weibliche Verwandschaft in sein Winterquartier verschleppen. Außerdem werden in dieser Minute alle US-amerikanischen Satelliten einen Kurzschluss haben, ihre Umlaufbahn verlassen und auf die Erde stürzen, was das Erdklima so verändern wird, dass unser Planet im übernächsten Jahr wieder von Dinosauriern und Drachen besiedelt sein wird.
P.S.: Spaß beiseite, ich sehe einige Gefahren in diesen Kettenbriefen. Ein etwa 12jähriges Mädchen, das wir in dem Familotel im Fichtelgebirge kennenlernten, verging fast vor Angst um ihre Mutter, weil sie von Ihren Eltern mit einem 24-stündigen Smartphoneverbot belegt worden war und eine WhatApp-Kettenbrief-Nachricht nicht innerhalb der Frist weiter leiten konnte. Leichtgläubige, unerfahrene und labile Menschen können durch so etwas unter großen Druck geraten.
Warum hast Du meinen Namen nicht auf einen Zettel geschrieben???
Mir kommen die Tränen!
Lachtränen!
Ich würde es ja rebloggen, finde aber den WordPress-Nippel nicht.
Außerdem gibt es im Kölner Zoo gar keine Eisbären mehr und meine weibliche Verwandtschaft…
Facebook gilt?
Natürlich gibt es im Kölner Zoo Eisbären! Die Wärter haben deren Fell nur braun gefärbt, damit du sie nicht vor lauter Angst vor den Folgen meines Kettenbrieffluchs vor Ablauf der Frist entführst.
Facebook gilt!
Eine schöne Idee, einfach Buch darüber zu führen, statt dich darüber zu ärgern. Das merke ich mir für meine Kettenbriefe. Auch diese Weise addiert ist die Abstrusität sehr deutlich