…wurden die Herbstferien genannt, als ich noch zur Schule ging. Denn in den ländlichen Gebieten halfen die Kinder ihren Eltern eine Woche lang bei der Ernte. Heute gibt es an den staatlichen Schulen zwei Wochen Herbstferien. Kaum jemand erntet, fast alle verreisen und machen Ausflüge.

Außer uns. Die Kinder haben an ihrer Schule ohnehin nur eine Woche Ferien, das reicht nur für Ausflüge – und für typische Kartoffelferien-Aktionen.

Denn wir waren auf dem Feld eines befreundeten Bauern und haben Kartoffeln gestoppelt. Kennt ihr den Begriff „stoppeln“? Ich kann es nicht belegen, aber ich habe das Gefühl, dass die Bauern früher weniger Ausschuss im Feld zurück ließen. Wir freuen uns und geben auch krummen und halben Kartoffeln ein neues Zuhause in unseren Töpfen und Pfannen.(Leider lag die Kamera zuhause, aber ich hätte sie ohnehin nicht anfassen können, wir waren alle vier so dreckig und staubig, dass es abends unter der Dusche graubraun in den Abfluss floss.)

Jeden Tag ernsten wir bis zu einem Kilo süßer kleiner Kirschtomaten und ebenfalls täglich schenkt uns unsere Himbeerhecke noch eine Handvoll köstlicher Himbeeren – wenn Bathida sie nicht schon vor uns entdeckt hat.

Wir mähen – vielleicht ein letztes Mal im Jahr – den Rasen, pflücken bunte Herbststräuße und schneiden die Büsche, Bäume und Stauden zurück. Der Feigenbaum, den ich im September gekauft hatte, ist gut angewachsen und bedankt sich für die gute Pflege mit vier Minifrüchtchen, die leider wohl nicht mehr reifen werden, bevor morgen das Wetter wechselt.

In diesem Jahr trug auch unser Quittenbaum wieder reichlich Früchte. Wir benötigten zu fünft fast zwei Stunden, bis die letzte Quitte im Korb lag. Nun freuen wir uns auf einen Winter mit schier unerschöpflichen Vorräten an Quittenmus, Quittengelee, Quittenkonfitüre, Quittensaft – und Quittenlikör! Den kann meine Mutter besonders gut.

Damit hatten wir vor vier Jahren ‚mal eine Schrecksekunde: Wir hatten aus unserer ebenfalls reichen Quittenernte Saft und Likör gemacht. Anfangs hatte meine Mutter noch sorgfältig die von mir gedruckten Schildchen „Quittensaft 2014“ und „Quittenlikör 2014“ auf die Flaschen geklebt. Gegen Ende musste es schnell gehen und sie nahm so winzig kleine Klebeetiketten, im Format so wie bei euch an der Tastatur die Tasten „entf“ oder „esc“. Da passte nur noch das Wort „Quitte“, aber sie wusste ja, was sie in welche Flasche gefüllt hatte.

Aurelia liebte den Quittensaft und nahm in jenem Herbst/Winter jeden Morgen eine Portion in ihrer Kindergartenflasche mit. Stets war die Flasche schon mittags leer und Miss Lisa musste sie mit Wasser auffüllen. Umso mehr wunderte sich Miss Lisa, als Aurelia an einem Tag die Flasche beim Frühstück mit einem angewiderten „Ugh, yuk“ von sich schob. ‚Okay, dann heute kein Saft,‘ dachte sie, und bot der kleinen Maus Wasser im Becher an.

Beim Abholen erzählte sie mir davon und lobte das Kind dafür, dass es auch spontane Gefühlsäußerungen wie ein Muttersprachler formuliert. Ich musste erst erklärt bekommen, was yuk! &  yum! bedeuten (= Igitt! & Lecker!) Auf dem Weg nach Hause nahm ich die Flasche, begann den Satz mit „Aurelchen, warum magst du denn heute deinen Quitten…“ – nahm einen Schluck – stutzte – schluckte – und endete mit „…likör nicht?“

Ich Trampel hatte gedacht, dass alle mit „Quitte“ markierten Flaschen Saft enthielten. Mensch, ihr könnt euch kaum vorstellen, wie erleichtert ich darüber war, dass mein Kind den Geschmack nicht mochte. Das hätte fies ins Auge gehen können, denn Omas Quittenlikör ist sehr fruchtig-süffig.

8 thoughts on “Kartoffelferien…

  1. Die Quitten sind ja fast so groß wie Kinderköppe.
    Auf dem Feld standen dieses Jahr Rüben. Auch hier hatte ich den Eindruck, dass viel liegen geblieben ist. Aber ich vermute es waren Futterrüben und bevor ich mir eine holen konnte, waren diverse Tiere auf dem Feld und dann wurde auch schon gepflügt und neu eingesäht.

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