…war noch nie meine Sache. Beim Lesen der Odyssee, die Silke am vergangenen Wochenende erlebte, fallen mir auch zahlreiche unsägliche Momente bei Bahnfahrten ein. Was hätte ich bei manch einer Fahrt um solch ein Sammeltaxi gegeben!
Privat
Bei einer Rückreise vom Schüleraustausch in Bath (UK) krachte in Ostende ein Kran auf den wartenden Zug, in den wir zehn Minuten später steigen sollten. Bis der Unfallort gesichert, alles geregelt und ein Ersatzzug eingesetzt war, stauten sich die Passagiere von vier Fähren zwischen Hafen und Bahnhof. Wir fuhren stehend im Gang nach Köln. Umkippen konnte niemand, dafür war es zu eng. Seitdem kann ich sogar im Stehen schlafen. Das Gepäck kam einige Tage später.
Im Studium pendelte ich nach Augsburg, selbst die teuren Nachtzüge waren stets gesteckt voll und man musste eben die ganze Nacht einhalten, wenn jemand sich in der Toilettenkabine schlafen gelegt hatte.
Bei unserer Reise durch Indien kombinierten wir Inlandflüge mit Bus und Bahn. Im Bus hatte ich stets anderer Leute Kinder oder Hühner auf dem Schoß. Bei der Bahn kann ich nicht einmal von „in der Bahn“ sprechen. Bei einer Fahrt half uns nicht einmal der Ausländer- oder Frauenbonus. Die Waggons waren so voll, dass wir nur noch Plätze auf den Trittbrettern bekamen. Die Einheimischen waren immerhin so nett, uns Stellen zu zeigen, an denen wir uns mit beiden (!) Händen an Griffen und Fensterrahmen festhalten konnten.
Auch beim Bahnpedeln nach Meiningen (Thüringen) saß ich Sonntagsabends und Freitagsnachmittags stets in vollen Zügen. Hatten sie Verspätung, warteten sie nur selten aufeinander. Im Winterhalbjahr war dies eher die Regel als die Ausnahme. Mehr als einmal strandete ich in Frankfurt, Würzburg, Schweinfurt oder Eisenach. Damals noch ohne Anspruch auf Hotel oder Taxi, dafür aber in zugigen Bahnhofshallen zwischen Obdachlosen, Junkies und anderen dunklen Gestalten.
Recherche
Auch später bei meinen Reiseführerrecherchen war ich nicht immer mit dem Auto unterwegs. Bei Streckenwanderungen ist es ja auch viel bequemer, mit einer Bahn bis zum Start zu fahren und einige Wochen später mit einer anderen Bahn vom Ziel wieder zurück zu fahren.
Im Sommer 2010 wanderte ich auf der Via Francigena von Lausanne nach Rom. Für die ersten Tage in der Schweiz, für eine Woche in der Toskana und für meine letzten Wandertage hatten sich Mitwanderer angesagt. Unerwartet kam ich schneller ans Ziel und war schon am Petersdom angekommen, als ‚Paul‘ am Flughafen Fiumicino landete. Prima, dann konnten wir die Alternativroute von Viterbo nach Sutri gemeinsam laufen!
Wir kauften Bahnfahrkarten und Rückflugtickets und stiegen in den gut gefüllten Zug nach Rom. In Roma Trastevere mussten wir mitten im Feierabendgewimmel umsteigen. Zwei Züge fielen aus und der Bahnsteig war völlig überfüllt. Dann eine Durchsage: Für unseren Zug gab es einen Gleiswechsel. Mühsam bahnten wir uns mit unseren Rucksäcken, den nur 1 Minute vorher gekauften Sandwiches und Getränken, dazu noch die Sonnenhüte in der Hand und Jacken über dem Arm, einen Weg durch das Chaos. Vor dem Einsteigen hatten wir noch einmal die Reisedokumente durchgesehen, um sicher zu gehen, dass wir die italienische Durchsage auch richtig verstanden hatten und ich hatte sie gleich in der Hand behalten, falls wir sie für eine Kontrolle brauchten.
Das war keine gute Entscheidung, denn während wir uns zusammen mit den Pendlermassen durch den Zug schoben, fielen die wichtigen Unterlagen zu Boden. Viele freundliche Hände halfen beim Aufsammeln, denn wir waren ja mit den vollen Bechern mit Kaffee/Tee und die Rucksäcke ziemlich ungelenkig. Nachdem ich dem Schaffner die Bahnkarten gezeigt hatte, steckte ich sie ins Rückenfach meines Rucksacks.
Wir fanden in Viterbo ein schönes Hotel und wanderten mehrere Tage bei warmem Landregen und strahlendem Sonnenschein durch die Haselnussplantagen um Vetralla und Capranica bis nach Sutri. Von dort nahmen wir die Bahn zurück nach Rom und hatten noch einen ganzen Tag für die Besichtigung der vielen Kirchen, eine Stadtrundfahrt und eine Messe im Petersdom. Als es am letzten Tag Zeit zum Aufbruch wurde, stellten wir entsetzt fest, dass die Flugtickets nicht mehr auffindbar waren. Wir leerten beide Rucksäcke mehrfach, telefonierten mit den Hotels in Viterbo, Vetralla und Sutri. Nichts! Vermutlich waren sie bei dem chaotischen Umsteigen in Trastevere abhanden gekommen.
Also fuhren wir mit leeren Händen zum Flughafen und kauften neue Tickets. Zum Glück waren sogar noch auf dem ursprünglich geplanten Flug zwei Plätze frei. Nach der Landung in Köln zogen wir die Jacken an, die wir im heißen Italien nicht gebraucht hatten. Dabei bemerkte ‚Paul‘ in seiner Innentasche etwas Dickes, zog es heraus und hielt die verloren geglaubten Flugtickets!
Ich tue mich leichter mit den Unbillen eine– Reise Chaos wenn ich alleine unterwegs bin. Wenn jemand dabei ist fühle ich mich immer für das Problem verantwortlich und das macht es dann stressig für mich.
Ich hatte eigentlich immer Glück mit der Bahn.
Nur einmal, gab es so viel Chaos, dass ich mir in Hamburg einen Taxischein geholt habe, weil ich sonst nicht mehr bis nach Schnelsen gekommen wäre.
Ich hatte aber auch anders Glück. Die durch die Schneelast gebrochenen Leitungen im Münsterland, haben mir eine Fahrt nach Köln und viel Nerverei erspart.
Im Zug von Eschede habe ich nur deshalb nicht gesessen, weil ich genau einen Tag früher zurückgefahren bin.