Am Samstag stand eine Recherche an den Dauner Maaren auf der Tagesordnung. Wir parkten am Gemünder Maar und liefen gleich an der zweiten Gabelung falsch. Na gut, dann eben erst zum Naturfreibad und dann den Berg hinauf zum Dronketurm, ein heftiger Anstieg schon ohne Gepäck. Mit zwei Rucksäcken, einem Zwillingsbuggy, einer Babytrage und leichtem Übergewicht schon eine ganz schöne Herausforderung für uns. Zum Glück wanderte Aurelia tapfer voran und ließ sich von Bathida ziehen. Dennoch fielen wir alle sechs fast ohnmächtig zusammen, als wir das Plateau erreicht hatten.
Dass die riesige Hollywoodschaukel besetzt war, störte uns nicht sehr. Aurelia fragte in ihrer unwiderstehlichen Art, ob sie sich dazu setzen darf. Als dies bejaht wurde, holte sie Cari, Silke und Nele hinzu, sodass das Pärchen einfach immer weiter zur Seite rücken musste. Während wir Erwachsenen noch regenerierten, war Aurelia schon wieder unterwegs und kletterte allein den Dronketurm hinauf. Bei solchen Aktionen schwanke ich immer zwischen „Waaaas?! Mein Baby kann doch da nicht allein hochklettern wollen?!“ und „Wie schön, dass sie sich das allein wagt!“
Im Rahmen eines Renaturierungsprojekts werden die Freiflächen im Naturschutzgebiet an den beiden Maaren mit Ziegen beweidet. Wir hatten uns am Dronketurm schon über die Beschwerden einiger Wanderer gewundert, dass am Aussichtspunkt zum Totenmaar die Rastmöglichkeiten nicht genutzt werden können. Als wir darauf zusteuerten und dabei ein riesiges Kissing Gate passierten, wurde uns klar, wovon sie sprachen: Überall auf den Picknicktischen, Bänken und Ruheliegen standen und lagen Ziegen! Sie als wild oder zahm zu bezeichnen, wäre eine eher undifferenzierte Darstellung. Silke und ich kamen nicht näher als einen Meter an die Tiere heran. Vor Bathida flohen sie sogar. Die Kinder konnten sich ungehindert annähern, sie streicheln und sogar an sie anlehnen. Nele stützte sich auch auf eine Ziege auf und kletterte zu einem Zicklein unter den Tisch, wo sie von der Mutter nicht etwa vertrieben oder zurechtgewisen wurde, sondern abgeschleckt wurde. Das sah Cari, die so gerne küsst, krabbelte hin und hielt auch die Schnute zum Kuss hin.
Der weitere Weg führte uns hinab zum Totenmaar. Direkt an der Weinfelder Kapelle erwartete uns eine böse Überraschung: Dort gab es weder ein Kissing Gate noch anderes für unseren Wagen passierbares Tor. Stattdessen steuerten wir auf ein Drehkreuz zu. Meine Sorge galt vor Allem Bathida, sie hat Angst in solchen engen Situationen. Aber gemeinsam mit Silke ging sie ganz souverän durch die Engstelle. Noch schnell den Buggy mit Hilfe eines entgegenkommenden (im doppelten Sinne!) Wanderer über den Zaun gehievt und schon war die Weinfelder Kapelle erreicht.
Wenn ich mit Aurelia in eine katholische Kirche gehe, stellen wir immer Kerzen auf für die Menschen, die uns am Herzen liegen. Obwohl Silke evangelisch ist, stellt sie auch Kerzen auf. Sie wartete mit Bathida auf dem Friedhof, Aurelia nahm ihre Kerzenbestellung entgegen. Am Ende standen zehn Kerzen von uns nebeneinander in der ersten Reihe. Aurelia war Feuer und Flamme, als ich ihr erlaubte, die Kirchenglocke zu läuten. Das ist ein Brauch in dieser Kapelle, der Überlieferung nach gibt es eine Wiederkehr, wenn man die Glocke läutet. Auch den verschiedenen Überlieferungen, die rund um das Maar und den Ort Weinfeld ranken, lauschte sie mit großem Interesse. Nun weiß sie, warum das Weinfelder Maar auch Totenmaar heißt.
Eigentlich (ich liebe dieses Wort!) wollte Silke mit Cari in der Bauchtrage nun bis zum Aussichtspunkt den unteren Weg durch das Schutzgebiet laufen, damit Bathida im Maar saufen konnte während ich mit dem Buggy und der schlafenden Nele den oberen Weg ohne weitere Drehkreuze nehmen musste. Aurelia wollte lieber den kurzen Weg gehen. Zu meiner Überraschung war sie noch nicht da, als ich endlich oben ankam. Also sah ich mir die Auslage des mobilen Tourismusbüros am Aussichtspunkt an. Eine SMS informierte mich darüber, dass Silke zurückkehr und auf meinem Weg nachkommt.
Was war passiert? Ihr Weg war doch kürzer! Ich erfuhr es per SMS nicht, also eilte ich ihr entgegen. Es stellte sich heraus, dass Aurelia aufs Knie gefallen war, sich Bathida dabei erschrak, losrannte und sich Silke auf den Po setzte. Nun war sie in einer beklagenswerten Lage: fremdes Kind kaputt, fremder Hund weg und selbst lag sie auf dem Rücken wie ein Marienkäfer und kam nicht mehr hoch, weil sie von Rucksack und Babytrage sie zu Boden zogen. Schade, dass sie das nur erzählte. Das hätte ich gerne gesehen – natürlich nur, um dann sofort helfen zu können…
Das war genug Aufregung für uns alle, also beschlossen wir, nicht noch das Schalkenmehrener Maar zu umrunden, sondern zum Startpunkt zurückzukehren. Diesen erreichten wir auch erst zur Abendessenzeit, also gab es im Waldcafé Kretschmann ein großartiges Mahl mit Döppekooche und Forelle bzw. Waldwurst.
Schon fast wieder erholt grüsse ich aus Braunschweig( gleich auf dem Weg nach Cuxhaven)
In der Rückschau ist es gar nicht soooo anstrengend gewesen….. und nachdem alles überstanden war, konnte ja auch Aurelia wieder lachen, denn sie ist die Einzige die den zappelnden Maikäfer gesehen hat.