Eigentlich will ich am Freitag recherchieren, doch mein Sporn lässt es nicht zu. Er braucht einen Ruhetag nach den 13 Kilometern am Vortag.
Planänderung: Die Recherche wird auf Samstag verschoben.

Eigentlich bieten mir seit Wochen insgesamt vier Menschen an, mit mir zu wandern („Du kannst auch kurzfristig mit mir rechnen!“). Als ich sie am Freitagmorgen nacheinander frage, hat keiner von ihnen Zeit.
Planänderung: Dann eben allein und auf dem Jakobsweg.

Eigentlich aber nur. Das Fahrrad ist nicht fahrbereit. Ich brauche es ja, um am Ende der Tagesetappe wieder zurück zum Auto zu kommen. ÖPNV gibt es ja in der Eifel kaum noch und am Wochenende gar nicht.
Planänderung: erst das Rad zur Werkstatt, dann doch eine Runde im Westerwald.

Eigentlich habe ich mir eine Tour im nördlichen Westerwald ausgesucht. Eine Autobahnvollsperrung zwingt mich zu einem Umweg, bei dem ich dann auch noch unaufmerksam bin und auf die falsche Autobahn fahre.
Planänderung: Dann eben südlicher Westerwald.

Eigentlich dauert die Anreise nach dort auch nicht länger als zum ursprünglichen Ziel. Und schon stehe ich in einem Stau, weil ein Raser den Blitzer an der Wiedbrücke zu spät erkennt und eine Vollbremsung hinlegt, die einen Unfall nach sich zieht.
Planänderung: Ich habe jetzt schon Zeit für mein Picknick. Noch dazu kann ich mein Hörbuch weiter hören und mich köstlich über ein Ehepaar im Cabrio auf der mittleren Spur amüsieren, das sich lautstark darüber streitet, ob sie für die Rettungsgasse nach links oder rechts fahren sollen.*

Eigentlich wollte ich einfach nur in Montabaur von der Autobahn fahren und mir dann überlegen, welche der Touren ich laufe, die ich anhand von Prospekten, Blogartikeln, Internetrecherche und Kartenstudium in die engere Wahl genommen hatte: Köppel (Montabaurer Höhen), Montabaurer Mären, WällerTour Eisenbachtal,…
Planänderung: Nach dem Autopicknick krame ich in meinem Recherchekorb. Just als ich den Prospekt des Skulpturenwegs in die Finger bekomme, löst sich der Stau auf. Ich nehme das als Zeichen, meine Tour auf diesem Weg aufzubauen.

Zwischen vier Orten und drei Bächen lege ich insgesamt 16 km zurück, zum Teil auf der WällerTour und bei den Montabaurer Mären, vorwiegend allerdings auf dem Skulpturenweg. Am Ende bleiben 12 km netto übrig. Die Tour gefällt mir ausgesprochen gut.

Ich habe einen wunderschönen Tag allein im Wald erlebt und dabei dem Geschwätz und Gesang der Vögel gelauscht, einem Rotmilan bei der Arbeit zugesehen, den herzhaften Geruch von Harz in mich aufgesogen und meine heißgelaufenen Füße in einem lustig plätschernden Bach gekühlt. Die vielen Denkanstöße der Skulpturen haben in mir für Ruhe und Gelassenheit gesorgt. In einem kleinen Waldkapellchen habe ich verstanden, warum Myria keine Kruzifixe fotografiert: Eine liebende Madonna mit dem neugeborenen Jesus gibt mir viel mehr Trost und Zuversicht. Gerade als ich an einem Landgasthof vorbeikomme, stehen dort Gäste im Biergarten auf und rufen mir zu „Hier ist ein Platz für Sie!“. Na, da muss ich doch eine kleine Rast machen.

Hier gibt es sogar Milch für meinen Schwarztee

Eigentlich benötige ich für den Rückweg genau eine Stunde. Leider habe ich die doofe Autobahnbrückenvollsperrung wieder vergessen. Aber ärgern kann ich mich nicht darüber. So viele Zufälle wären früher am Tag schon einen Aufreger wert gewesen und haben am Ende zu Planänderungen geführt, die am Ende einen zufriedenen Tag bescherten. Also fahre ich als letzte
Planänderung durch die Innenstadt und genieße den Blick auf unser Bahnhofskapellchen und singe „Isch möösch ze Fooß noh Kölle jonn“…

*Kleiner Tipp, den Aurelia mit aus der Schule gebracht hat: schau auf deine rechte Hand. Der Daumen ist die linke Spur, er zeigt nach links, also fährt man hier ganz nach links an die Mittelleitplanke, dann kommt die Lücke für die Rettungsgasse. Der Zeigefinger ist die Spur neben der linken Spur, die anderen Finger die eventuell vorhandenen weiteren Fahrspuren. Das klappt bei jeder Art von Autobahn – man darf nur kein Rechts-Links-Verwechsler sein.

3 thoughts on “Die Macht des Zufalls

  1. Ich liebe solche Tage! Naja, außer das ärgern dazwischen Ich liebe es, wenn ich am Ende eines Tages feststelle, das es genauso gut und richtig war. DANKE LG Diana

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