„Aktion Eichhörnchen“ nennen wir es in der Familie seit Urzeiten, wenn wir etwas sammeln und horten.
Das kann sein, wenn wir einen ganzen Karton Milch kaufen, um keinesfalls an einem der nächsten Tage ohne Milch für die Minimäuse da zu stehen.
In anderen Bereichen nimmt es Loriot’sche Züge an. Wie der Rentner bei „Papa ante Portas“ werden manche Dinge in großen Mengen beschafft, weil sie dann günstiger sind, weil sie ja kein Brot fressen oder weil man davon ja nie genug haben kann. Selbst wenn wir ein ganzes Jahr lang von der Außenwelt abgeschnitten würden, könnte ich uns allen mehrfach täglich die köstlichsten Tees aufgießen, denn ich habe zu meinem Teeregal und dem Teeschrank in der Küche auch noch einen Teeschrank im Keller. Ja, das ist ein Suchtverhalten, darüber bin ich mir bewusst. Trotzdem musste ich auf der Tour Natur so lange am Afrikareisenstand quengeln, bis die Dame mir eine Handvoll dieses absolut köstlichen Kilimandscharotees gab.
Wenn meine Mutter mich neben dem Einkaufswagen mit einer Teepackung erwischt und grinsend „Aktion Eichhörnchen“ sagt, bedarf es keiner weiteren Worte.
Auch die selbstgekochten Gelees, Marmeladen und Konfitüren werden in etwa die gleiche Reichweite haben. Wir alle lieben es, Vorräte anzulegen. Nun kann ich mir gar nicht erklären, warum die Kinder beim Ernten kein Ende finden…
Jeden Abend nach der Schule kommt die Frage „Was pflücken wir heute?“. Dann geht es in den Garten zu den Himbeeren, Kürbis, Gurken und Tomaten, danach in die nähere Umgebung. Äpfel, Birnen, Holunder, Zwetschgen und Brombeeren waren es Anfang des Monats. In dieser Woche haben wir mehrere Kilo Haselnüsse aufgesammelt und diskutieren, wie viele wir davon selbst essen und wie viele für unsere beiden Eichhörnchen sind. Zumindest im Hinblick auf die Nüsse passt unser Begriff also gut.
Heute dann der Knaller: Meine Mutter greift sich einen zweiten Eimer mit den Worten „Wir haben schon lange keine Hagebuttenkonfitüre mehr gemacht!“. Direkt hinter dem Nussbaum hat sie einen riesigen Hagebuttenbusch entdeckt und teilt uns ein: „Du oben, ich unten, die Kinder sammeln lieber weiter Nüsse.“ Nein, ich traue mich nicht, sie danach zu fragen, wie sie auf die Idee kommt, sich mit diesem juckenden Miniobst beschäftigen zu wollen. Wenn sie Hagebutten ernten will, ernten wir Hagebutten. Die frische Luft tut uns allen gut.
Für den Samstag habe ich eine Recherche geplant. Nicht die Kinder fragen „Bringst du uns etwas mit?!“, sondern meine Mutter. „Selbst in den Mittelgebirgen müsste jetzt der Holunder reif sein. Bring mit, was in den Rucksack passt. Brombeeren bitte in einer Extrabox. Und Schlehen nicht vergessen, die brauche ich für Likör!“
Hach, ich liebe den September!
Jedes Jahr im Herbst wurde die Familie in die beiden riesigen Gärten getrieben, Obst zu ernten. Meine Mutter war tagelang, wochenlang damit beschäftigt, Obst einzumachen, Marmelade zu kochen und sie hat es gehasst. Deswegen hat sie zunächst darauf gedrungen, das eine obsthaltige Grundstück zu verkaufen und hier im Garten hat sie nach und nach alle Obstbäume meines verstorbenen Vaters vernichtet. Gegen meinen Willen.
Aber ich habe auch nicht das Sammlerinnen-Gen. Ich koche gern, aber ich esse nicht gern Marmelade. Ich esse Obst direkt vom Baum, von der Hand in den Mund und das auch nur aus der unteren Etage, denn ich klettere nicht auf Leitern. Und was ich koche, esse ich sofort. Ich bewundere sogar Leute, die sich morgens früh in die Küche stellen und Äpfelchen in Stückchen schneiden, damit sie später im Zoo was zu knabbern haben.
Selbst die Empfehlungen des Katastrophenschutzes erfülle ich nur mangelhaft. Fleisch in der Tk-Truhe zählt nicht, denn bei einem Blackout ist es schnell hinüber. Nudeln, Dal, Reis Couscous hätte ich allerdings genug.
Ich komme dann im Fall des Notfalls zu Euch 😉
Ja, du bist uns herzlich willkommen in einem solchen Notfall. Wir haben auch ein Bettchen für dich und einen Garagenplatz für dein Rad, während du dich durch unsere Marmeladenvorräte futterst